Die drei !!! Bd. 34 - Brandgefährlich!
oder?«
Enno nickte. »›Biike‹ ist friesisch und bedeutet so viel wie ›Feuerzeichen‹. Das Biikebrennen hat in Nordfriesland eine lange Tradition. Es ist das Nationalfest der Sylter und wird jedes Jahr am 21. Februar gefeiert. Dann werden an vielen Orten Nordfrieslands Biikefeuer angezündet. Der Ursprung des Festes ist nicht ganz geklärt. Wahrscheinlich sollten damit früher böse Geister vertrieben und die neue Saat geschützt werden. Vielleicht war es auch ein Opfer für den Gott Wotan.«
Kim nickte. »Das habe ich auch gelesen. Und stimmt es, dass manchmal junge Liebespaare über das Feuer springen?« Enno grinste. »Ja, man sagt, durch die Kraft der Flammen wird die Liebe gefestigt, wenn die Liebenden gemeinsam über die Glut des niedergebrannten Feuers springen.« »Wie romantisch!« Franzi seufzte.
»Aber das habe ich, ehrlich gesagt, selbst noch nie gesehen«, schränkte Enno ein. »Die Flammen sollen übrigens auch helfen, Streit beizulegen. Es ist eine alte Tradition, sich an der Biike die Hand zur Versöhnung zu reichen.« »Tatsächlich?«, fragte Kim. »Das wusste ich noch gar nicht.« »Manchmal versuchen die Jugendlichen eines Ortes auch, die Biike des Nachbarortes vorzeitig abzubrennen«, erklärte Enno weiter. »Darum werden oft Feuerwachen eingerichtet.« »Wie spannend!« Allmählich schien sich auch Marie für das Thema zu interessieren. »Und warum seid ihr von Sylt weggezogen?«
Ein Schatten huschte über Ennos Gesicht. Er zögerte kurz, ehe er antwortete: »Das Leben auf Sylt ist einfach zu teuer geworden. Wir sind nicht die einzigen Insulaner, die deshalb aufs Festland ziehen mussten.« Er rang sich ein Lächeln ab. »Aber meine Großeltern wohnen noch in Westerland. Ich besuche sie jedes Jahr zum Biikebrennen und meistens auch in den Sommer- und Herbstferien.«
Während der Zugfahrt plauderten die drei !!! mit Enno über die besten Cafés und die leckersten Fischbrötchen auf Sylt, den Windsurf World Cup, der. jedes Jahr in Westerland stattfand, und weitere Insel-Highlights. Währenddessen wurde die Landschaft draußen immer flacher, der Himmel immer weiter und der Wind immer kräftiger. Nachdem sie Klanxbüll verlassen hatten, waren nur noch schneebedeckte Wiesen und Felder zu sehen, so weit das Auge reichte. In der Ferne erhoben sich riesige Windräder in den hellgrauen Himmel. Und dann ging das Festland unmerklich ins Wattenmeer über. »Das ist der Hindenburgdamm«, erklärte Enno, als der Zug durch das gefrorene Watt ratterte. »Er verbindet Sylt mit dem Festland. Jetzt sind wir gleich da.« Nach kurzem Halt in Morsum und Keitum wurde die End-Station durchgesagt: Westerland. Franzis Herz begann aufgeregt zu klopfen. Ob Felipe am Bahnsteig auf sie warten würde? Sie konnte es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. Nervös suchte sie ihre Sachen zusammen, während Kim und Marie schnell noch mit Enno Handynummern austauschten. Dann wurde der Zug langsamer und hielt im Westerländer Bahnhof. Sie waren angekommen.
Willkommen in der Pension Seemöwe
»Felipe! Hallo, hier bin ich!« Franzi sprang aus dem Zug, rannte über den Bahnsteig und flog in Felipes Arme. »Da bist du ja endlich, mi cariño«, murmelte Felipe, während er ihr einen Kuss aufs Ohr drückte. »Ich hab dich furchtbar vermisst.«
Franzi lächelte. Sie liebte es, wenn Felipe sie »mi cariño», also »mein Schatz« nannte. »Ich dich auch. Aber nun kann uns so schnell nichts mehr trennen.« Jetzt erst bemerkte Franzi den schneidend kalten Wind, der über den Bahnsteig pfiff. Schnell zog sie den Reißverschluss ihrer Jacke zu. »Hallo, Felipe! Nett, dass du uns abholst.« Marie kam mit ihrem roten Rollkoffer auf sie zu. Kim folgte ihr. »Das ist doch selbstverständlich.« Felipe legte den Arm um Franzis Schultern. »Onkel Miguel und ich sind schon seit einer Stunde hier. Zum Glück sind wir trotz des Glatteises gut durchgekommen.«
Enno tauchte neben ihnen auf. Er trug eine dicke Daunenjacke über seinem Pullover und. hatte sich den Seesack über die Schulter geworfen. »Macht's gut, ihr drei«, sagte er. »War nett, euch kennenzulernen. Wir telefonieren, okay?« Franzi nickte lächelnd. »Tschüss, Enno, bis bald!« Auch Kim und Marie verabschiedeten sich, dann stapfte Enno in Richtung Bahnhofsgebäude davon. Felipe runzelte die Stirn. »Wer war das denn?« »Ach, nur eine Reisebekanntschaft«, sagte Franzi. »Enno stammt von Sylt, lebt aber jetzt in der Nähe von Hamburg. Wir haben uns im Zug kennengelernt.
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