Die drei !!! Bd. 36 - SOS per GPS
fest.
»Aber das Schlimmste wisst ihr noch gar nicht.« Marie ließ die Schultern hängen. »Tessa will vor der Baustelle in der Villa fliehen und ein paar Tage bei einer alten Freundin von der Uni verbringen.«
»Und was ist daran so schlimm?«, fragte Kim. »Sie nimmt Lina und mich mit.« »Oh!«, machte Kim.
Marie griff sich gedankenverloren die Schokoladentafel und brach ein Stück ab. »Diese Freundin wohnt in der totalen Pampa, mitten im Wald. Sie ist Geschäftsführerin von einem Naturkundemuseum. So einem alten, baufälligen Kasten aus dem letzten Jahrhundert mit lauter Tierskeletten, aufgespießten Insekten, eingelegten Fröschen und anderem widerlichen Zeugs darin. Und drum herum nichts als Wald!« Marie beförderte das Schokostück schwungvoll in ihren Mund. »Es ist schlimm genug, dass ich meine Pfingstferien in einem Gruselkabinett in der Einöde verbringen soll«, nuschelte sie. »Aber das Schlimmste ist, dass Lina Tag und Nacht dabei sein wird.« Marie kaute energisch und schluckte. »Und das Allerschlimmste ist, dass Papa nicht mitkommt. Er hat für zwei Wochen ein Theaterengagement in Frankfurt.«
Franzi sah ihre Freundin mitfühlend an. »Du wirst ihn sicherlich sehr vermissen.« »Ich hatte so gehofft, dass er mich nach Frankfurt mitnimmt.«
Marie seufzte. »Aber er meint, dass es besser für mich wäre, ein paar Tage in der freien Natur an der frischen Luft zu verbringen.«
Franzi setzte sich neben Marie auf das Bett und legte einen Arm um sie.
»Ich brauche keine frische Luft!«, rief Marie. »Sondern deinen Vater«, sagte Franzi verständnisvoll. »Ja.« Marie nickte zögerlich. »Und ganz dringend ein Paar neue Pumps und Kleider. Frankfurt ist ideal zum Shoppen!« Franzi grinste. »Schon klar.« Sie betrachtete ihre Freundin: Marie trug nagelneue, sündhaft teuer aussehende Ballerinas aus kobaltblauem Wildleder. Dazu hatte sie weiße Röhrenjeans und ein wasserblaues Oberteil aus weich fließendem Stoff im Zweilagen-Look kombiniert. Ein schmaler Gürtel betonte ihre schlanke Taille. Sie sah, wie immer, perfekt gestylt aus.
Franzi zwinkerte Marie zu. »Ich wette, du hast im neuen Haus ein extra Zimmer nur für Klamotten und Schuhe, das du uns bisher vorenthalten hast.«
Marie seufzte. »Das wäre nicht schlecht. Es müsste aber eine Sicherheitsschleuse haben, damit Lina nicht reinkommen und sich meine Sachen ›ausleihen‹ kann.« Maries Augen verdunkelten sich. »Mal im Ernst: Ich weiß nicht, wie ich die Ferien mit dieser grausamen Nervensäge überleben soll.« Kim und Franzi wechselten einen kurzen Blick. Sie nickten sich unmerklich zu. Dann sagte Kim feierlich: »Vielleicht gibt es in diesem Fall eine ganz naheliegende Lösung.« Marie sah ihre Freundinnen verzweifelt an. »Da fällt mir leider nichts ein. Wenn unser Familienrat einmal etwas beschlossen hat, dann ist daran nichts mehr zu ändern. Ich kann eigentlich nur noch mein Testament machen: Für den Fall, dass ich an abgequasselten Ohren qualvoll zugrunde gehe, halte ich fest, dass Lina Beckmann kein einziges Stück aus meinem Kleiderschrank erhalten soll!«
Kim musste grinsen. Marie hatte wirklich viel vom großen Schauspieltalent ihres Vaters geerbt.
»Nun«, sagte Franzi, »du musst es ja nicht so weit kommen lassen.«
»Du meinst, ich soll Lina vorher erwürgen?« »Wir denken eher an eine nicht strafbare Handlung«, antwortete Kim. »Franzi und ich könnten mit ins Gruselkabinett in der Pampa kommen, um dich im Fall der grausamen Nervensäge zu unterstützen. Wie fändest du das?« Marie machte große Augen. »Da... das würdet ihr für mich tun?«, stotterte sie.
»Klar!«, riefen Kim und Franzi wie aus einem Mund. Marie strahlte. »Ihr seid meine Rettung!« Sie umarmte ihre beiden Freundinnen gleichzeitig.
»Ihr habt mich auch schon mal gerettet«, sagte Kim und lächelte. »Erinnert ihr euch? Ihr seid damals mit auf den Ausflug zur alten Mühle am See zum Geburtstag meiner Brüder gekommen. Das werde ich euch nie vergessen!« »Die Autofahrt mit den beiden Quälgeistern werde ich auch nie vergessen«, murmelte Franzi. »So viel Blödsinn kann Lina gar nicht machen.«
»Warten wir es ab«, gab Marie zu bedenken. Kim nahm den Laptop erneut auf ihre Knie. »Lasst uns mal ansehen, wohin es uns verschlagen wird.« Sie klickte das Troll-Game weg und übersah gelassen die belustigten Blicke ihrer Freundinnen. »Wie heißt das Museum denn?« »Keine Ahnung. Ich habe nicht richtig zugehört, als Tessa davon erzählt
Weitere Kostenlose Bücher