Die drei !!! Bd. 36 - SOS per GPS
Rücklehne, zog die Stirn in Falten und fixierte Marie böse. Sie sah aus wie ein dicker Dackel, dem man den Knochen weggenommen hatte, fand Marie. »Ich wollte auch etwas Wichtiges mit dir besprechen«, fing Lina an. »Ich finde, wir sollten die Zimmer in der Villa tauschen. Es ist total ungerecht, dass du das größere Zimmer mit eigenem Bad hast. Das ist die totale Verschwendung, so selten wie du zu Hause bist. Also, was hältst du davon?« Marie erstarrte. »WIE BITTE?« »Bist du taub? Ich will das größere Zimmer!« Bei so viel Dreistigkeit verschlug es Marie glatt die Sprache. Sie schnappte nach Luft.
Tessa griff ein. »Lina, jetzt ist Schluss!«, rief sie nach hinten. »Über die Zimmerverteilung wird nicht mehr diskutiert. Das haben wir alles vor Wochen im Familienrat beschlossen. Marie hat das größere Zimmer, weil sie älter ist und Raum für sich braucht. Basta!«
Linas Wangen färbten sich rot. »Ihr seid doof!« Sie schlug auf das Polster vor sich. »Ich rede mit Helmut darüber, dann werden wir schon sehen!«
Jetzt reichte es Marie endgültig. Ihr war nicht entgangen, dass sich Lina mit ihrem Vater sehr gut verstand. Lina himmelte ihn geradezu an und ließ keine Gelegenheit aus, um in seiner Nähe sein zu können. Und auch Herr Grevenbroich schien es zu genießen, eine zweite, jüngere Tochter um sich herum zu haben, mit der er ins Schwimmbad gehen und Blödsinn machen konnte, für den Marie sich einfach zu erwachsen fühlte. »Du spinnst ja!«, schrie Marie. »Das ist mein Vater. Wenn du glaubst, dass du ihn um den Finger wickeln kannst, hast du dich aber mächtig getäuscht. Glaubst du etwa, es gefällt ihm, dass du dich ständig bei ihm einschleimst? Du tust ihm ja bloß leid!« Augenblicklich biss sich Marie auf die Lippe. Jetzt war sie zu weit gegangen, das war klar. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Kim den Kopf schüttelte.
Lina blickte Marie aus erschrockenen Augen an. Sie öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu. Abrupt drehte sie sich um. Ihre Schultern zuckten. Carla legte den Arm um sie und gab ihr ein Taschentuch. Tessa seufzte. »Marie, war das jetzt nötig?« Marie verzog den Mund. »Lina bringt mich einfach immer wieder zur Weißglut!« Sie beugte sich vor. »Tut mir leid, ich entschuldige mich für das, was ich eben gesagt habe.« Lina würdigte sie keines Blickes. Nur ein undeutlich genuscheltes »Angenommen, blöde Nuss ...« verriet, dass Lina sie gehört hatte.
Die Weiterfahrt verlief schweigend. Kim zog eine Tüte Gummibärchen aus ihrem Rucksack und gab eine Runde aus. Die Stille wurde nur durch leise Schmatzgeräusche unterbrochen. Kim lehnte sich zurück. Nachdenklich beobachtete sie, wie Marie nervös ihren Opalring am Finger hin- und herdrehte. »Das kann ja heiter werden«, murmelte sie leise.
In der Wildnis
Tessa parkte den Van unter einem der mächtigen, alten Kastanienbäume, die das Naturhistorische Museum umsäumten. Das zweistöckige Backsteingebäude aus dem 19. Jahrhundert war geschickt mit einem modernen Erweiterungsbau aus Glas und Stahl verbunden worden. Der Eingangsbereich war hell und freundlich gestaltet und wirkte richtig einladend. »Da hast du deinen ›angestaubten Kasten‹«, flüsterte Kim Marie grinsend zu.
Eine etwa vierzigjährige Frau im schicken Designer-Kostüm kam ihnen über den gekiesten Weg entgegen. »Tessa! Wie schön! Herzlich willkommen im NaturAbenteuerWald!« »Ina!«
Die beiden Frauen fielen sich um den Hals. Tessa stellte die Mädchen vor.
»Wow«, raunte Marie. »Diese Ina sieht ja richtig elegant aus. Das hätte ich in diesem Kaff nicht erwartet.« Kim verdrehte die Augen. »Manchmal bist du ganz schön arrogant, Marie.«
Bevor Marie etwas erwidern konnte, zog ein herbeieilender, wild gestikulierender Mann ihre Aufmerksamkeit auf sich. Er winkte abwehrend mit beiden Händen. Kim prägte sich aus alter Detektivgewohnheit sofort das Erscheinungsbild des Mannes ein: Hochgewachsene Gestalt, hager, um die fünfzig, schütteres, weißblondes Haar, weißblonde Augenbrauen und Wimpern, sehr helle Haut; trägt verwaschene Jeans, ein kariertes Hemd, Turnschuhe.
»Was ist denn hier los?«, erkundigte er sich erstaunt. Zwischenzeitlich hatten Carla und Lina, die immer noch beleidigt war, begonnen, das Gepäck auszuladen und neben dem Auto zu stapeln. Kim stellte fest, dass es ein bisschen wie auf einem der Wohltätigkeitsbasare aussah, die ihre Mutter in ihrer Freizeit organisierte.
»Was hat dieser Menschenauflauf zu bedeuten?
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