Die drei !!! Bd. 36 - SOS per GPS
hat.« Marie zuckte mit den Schultern. »Irgendetwas mit ›Wald erleben‹. Der Name von Tessas Freundin ist jedenfalls Ina. Ina Westphal, glaube ich.«
Kim tippte die Stichworte in die Suchmaschine ein. »Da ist es: Projekt NaturAbenteuerWald«, las sie vor. »Und hier ist ein Interview mit Ina. Genau genommen mit ›Prof. Dr. Ina Westphal‹ Paläontologin und Leiterin des Naturkundemuseums mit angeschlossenem Natur-Projekt.« Sie pfiff anerkennend. »Das Museum ist vor fast 50 Jahren von dem privaten Sammler Hugo Westphal gegründet worden. Nach seinem Tod hat der Sohn Benedikt die Leitung übernommen. Und nach dessen frühem Tod vor fünf Jahren die Ehefrau – Ina Westphal.« Marie sah über Kims Schulter. »Das scheint ja eine ziemlich große Sache zu sein, ein richtiges touristisches Highlight«, staunte sie. »Guckt mal, der alte, verstaubte Kasten wird seit letztem Jahr richtig schick renoviert! Da sind Bilder.« Sie quetschten sich zu dritt vor den Bildschirm. Kim scrollte durch die Fotoshow.
»Das sieht nicht schlecht aus«, fand Franzi. »Es gibt einen Baumwipfelpfad mit Klettermöglichkeiten in vier Schwierigkeitsgraden. Und sie bieten Geocaching-Touren an. Das wollte ich schon lange mal ausprobieren.«
»Klingt gut«, stimmte ihr Kim zu. »Die Fossilienausstellung sieht aber auch interessant aus.«
»Wirklich sehr interessant!« Marie deutete auf ein Foto, auf dem ein junger Mann eine faustgroße versteinerte Muschel hochhielt. »Süß!«
»Du findest die süß?« Kim las die Bildunterschrift vor: »›Myophoria orbicularis. Zumeist in den oberen Schichten des Wellenkalkes zu finden.‹« Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn du meinst.«
Marie verdrehte die Augen. »Ich meine den Jungen! Er sieht ein bisschen so aus wie ... dieser hübsche Luca aus Venedig.« Sie stockte kurz und ihre Augen verdunkelten sich. Dann seufzte sie. »Oder vielmehr: Wie Holger!« Maries Wangen nahmen eine zartrosa Tönung an. »Ja! Er hat seine dunkelbraunen Augen mit diesem samtenen Glanz, und die Grübchen, hach ...« Sie ließ sich mit verträumtem Blick auf Kims Bett zurücksinken. »Nachher rufe ich gleich Holger an!« »Seid ihr jetzt wieder zusammen?«, fragte Kim neugierig. Marie und Holger waren sehr lange ein Paar gewesen, bevor die Beziehung, zermürbt durch die vielen Kilometer, die zwischen ihren Wohnorten lagen, auseinander gebrochen war. Seit einiger Zeit schien es jedoch wieder eine Annäherung zu geben. Gerade nach dem Venedigfall war Marie auffallend oft mit Holger unterwegs gewesen ...
»Ich weiß nicht, ob man das so sagen kann. Wir haben einfach festgestellt, dass uns etwas ganz Besonderes verbindet. Wenn wir zusammen sind, ist alles so leicht und unbeschwert. Wir haben beschlossen, nicht darüber zu sprechen, ob wir jetzt wieder ein Paar sind, oder nicht. Wir genießen es einfach, wenn wir Zeit miteinander verbringen können. Fertig.« »Wow.« Kim fehlten die Worte. Ihre Freundin schien das perfekte Rezept für eine gelungene, entspannte Beziehung mit dem Exfreund gefunden zu haben. Vielleicht konnte sie sich davon eine Scheibe abschneiden. Kim hatte sich von ihrer großen Liebe Michi getrennt, weil sie sich ihrer Meinung nach zu weit auseinanderentwickelt hatten. Die härteste Phase des Getrenntseins hatte sie mittlerweile überstanden. Dennoch spürte sie immer wieder Sehnsucht. Hatte sie eine falsche Entscheidung gefällt? Nein. Sie hatte sicher alles richtig gemacht. Vielleicht würde auch sie sich eines Tages ganz entspannt mit ihrem Exfreund treffen ...
»Hast du Michi eigentlich mal wieder gesehen?«, wollte Marie prompt wissen.
»Ähm«, machte Kim. Sie biss sich kurz auf die Unterlippe. »Das ist kein so gutes Thema.«
Marie sah sie erschrocken an. »Sorry!« »Ist schon o.k.«, murmelte Kim.
»Wenn du jemanden zum Reden brauchst, bin ich jederzeit für dich da, das weißt du, Kim?« Auch Franzi nickte heftig. »Das Gleiche gilt für mich.« »Danke.« Kim lächelte jetzt wieder. »Ihr seid echt lieb!« Sie fuhr das Notebook herunter. »Aber jetzt freue ich mich erst mal darauf, mit euch ein paar Tage im NaturAbenteuerWald zu verbringen. Wann geht es los?«
Bevor Marie antworten konnte, erklang die Melodie der Vorabendserie Vorstadtwache. Franzi eilte zu ihrem Rucksack, den sie neben der Tür abgelegt hatte. Sie zog ihr Handy aus der Seitentasche. »Das ist Felipe«, hauchte sie nach einem Blick auf das Display. Franzi hatte den Jungen vor einiger Zeit bei einem Fall kennengelernt.
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