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Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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lasziver Bewegungen die Schleier, die Fellstücke und die Schmuckbänder von ihren Gliedern.
    Die Flammen begannen ebenfalls im Takt zu zucken. Sie wurden größer und kleiner. Die Darbietung und die sinnverwirrende Musik schlug jeden auf der Terrasse in ihren Bann, selbst die Wachen des Sarpha.
    »Der Tanz wird bald enden!« flüsterte Mythor. »Rasch!«
    Luxon grinste ihn an, schob den Ärmel zurück und zeigte ihm die Spitze eines seiner flammenförmigen Dolche.
    »Ich gehe dort entlang.«
    Mit dem Kopf deutete er die Richtung an. Die Männer warfen noch einen sichernden Blick in die Runde, teilten sich dann und kamen von drei Seiten auf den Pavillon zu. Gerade zog Yahid der Siebzehnte, ununterbrochen auf Kalathee einredend, einen weiteren Schleier von den zitternden Gliedmaßen seines Opfers.
    Mythor hörte nur, wie der Sarpha sagte:»… schließlich habe ich den Tanz einstudiert. Gleich kommt der unerwartete Höhepunkt. Alles Licht erlischt. Dann werden meine brennenden Lippen die deinen…«
    Hinter ihm sagte Luxon, ebenso leise und nur für Kalathee verständlich – und natürlich für den Sarpha: »Leider endet an dieser Stelle dein Vergnügen, Herr von Sarphand. Spürst du etwas Hartes, Spitzes neben deiner Wirbelsäule? Es ist mein Dolch.«
    Wie Dämonen tauchten zwei andere Männer neben dem Sarpha auf, schoben Kalathee in den Hintergrund und die weiten Ärmel ihrer Umhänge zurück. Die zuckenden Flammen zeigten die Spitzen haarscharf geschliffener Dolche.
    Yahid ließ das dünne Gespinst zu Boden fallen und fragte stockend: »Was… was wollt ihr?«
    *
    Schon oft in seinem langen Leben hatte sich Sarpha Yahid der Siebzehnte in tödlicher Gefahr befunden. Er sah und fühlte die klare, eindeutige Drohung der drei Dolche in den Händen entschlossener Männer und wusste, dass er vorübergehend das Opfer eines gut organisierten Planes war. Die Flammen der Öllampen wurden immer kleiner, und der Reigen der Tanzsklavinnen strebte dem Höhepunkt zu. Aber noch immer waren weder Tarfay noch die Wachen auf die Lage Yahids aufmerksam geworden. In rasender Schnelligkeit zogen die gefährlichen Momente seines Lebens an seinem inneren Auge vorbei. Für welche Tat wollten sich diese drei Männer rächen?
    »Vor siebzehn Sommern«, sagte eine harte Stimme dicht neben seinem Ohr, »gabst du den Befehl, einen Jungen ermorden zu lassen. Du hattest den Auftrag vom Shallad erhalten. Ich bin der elternlose Junge von damals, und ich will wissen, was du getan hast und warum ein anderer an meiner Stelle sterben musste.«
    Jetzt wusste Yahid, aus welchem Grund sich drei Dolchspitzen in seine Haut bohrten. Ihm brach der kalte Schweiß aus. Trotzdem sagte er: »Diese Terrasse werdet ihr lebend nicht verlassen, Croesus!«
    »Unsere Sorge«, sagte der Maskierte. »Ich schätze, du willst noch länger leben und die Leidenschaft der unübertrefflichen Kalathee genießen? Rede! Und rede schnell!«
    Die dunkle Stimme des anderen Mannes forderte den Sarpha auf: »Und sprich die Wahrheit!«
    Im gleichen Augenblick erloschen die Flammen der heißen Öllampen. Die Tänzerinnen stießen einen vielstimmigen Schrei aus und sprangen auseinander. Gierige Hände griffen nach ihnen. Einige konnten durch den Bogen zurücklaufen, weil die Finger an dem Schweiß ihrer Körper abrutschten, andere wurden unter Gelächter eingefangen. Dann traten die Diener und die Wachen mit frisch entzündeten Fackeln auf und rammten die Schäfte in die Erde der Blumenkästen, steckten sie in die eisernen Tüllen an Balken und Säulen.
    Zufällig warf Tarfay einen Blick nach seinem Herrn und – erstarrte. Dann, sofort, erscholl seine befehlsgewohnte Stimme: »Wachen! Hierher! Der Sarpha ist in Gefahr!«
    Die Gäste sprangen zur Seite. Einige Schreie ertönten. Von allen Seiten schoben sich die Palastwächter auf den Pavillon zu und drückten die Gäste zur Seite. Schwerter fuhren aus den Scheiden. Aus dem Pavillon drang eine laute Stimme.
    »Keinen Schritt weiter! Der Sarpha ist unsere Geisel. Wollt ihr seinen Tod?«
    Tarfay schrie, zitternd vor Wut: »Ihr werdet den Palast auch mit Yahid nicht lebend verlassen! Weg mit euren Waffen!«
    Hinter dem Sarpha murmelte dieselbe Stimme, die ihn zuerst angesprochen hatte: »Sprich, Sarpha! Dein Leben dauert nur noch einige Herzschläge!«
    Gleichzeitig zerrten ihn die drei Männer, denen Kalathee folgte und sich schützend zwischen die gesenkten Speere der Wachen und den Sarpha schob, in die Richtung auf das vordere Ende der

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