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Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Terrasse. Hin und wieder wischte funkelnd ein Dolch durch die Luft, und ein Besucher sprang aufschreiend zur Seite.
    »Der Sarpha stirbt durch unsere Dolche! Oder durch den Sturz in die Strudelsee!« schrie ein Maskierter.
    Sofort bildete sich zwischen den Wachen und den Gästen auf der einen Seite und der kleinen Gruppe andererseits ein freier Raum. Einige Öllampen wurden umgestoßen und verschütteten kochend heißes Öl auf die Fliesen.
    Luxon flüsterte: »Nur eine Atempause. Nur ein kurzer Aufschub – auch für dich, Yahid. Sprich!«
    »Wenn ich sterbe, erfahrt ihr nichts!« war die Antwort. Wieder bohrte sich der Dolch in die Haut des Mannes.
    »Du willst aber nicht sterben«, versicherte der falsche Croesus. »Deine Wachen, nebenbei bemerkt, scheinen deinen Tod herauszufordern.«
    Schritt um Schritt zogen sie sich bis an die äußerste Kante der Terrasse zurück. Hinter ihrem Rücken gab es nur noch das Geländer, einige Ziergefäße, in denen Blumen rankten, und die bröckeligen Felsen.
    Jetzt schoben sich die Wachen mit Bogen und Speeren in den Händen durch das Spalier der entsetzten Gäste. Zwischen zwei Kaufleuten, deren Knechte eine Tänzerin festhielten, drängte sich Pon Farr rücksichtslos nach vorn.
    »Worauf wartet ihr?« schrie er die Wachen an.
    »Tatsächlich«, sagte Croesus voller Spott. »Unter der Führung des eigenen Sohnes bringen die Palastwachen den Sarpha in Lebensgefahr. Deine Beliebtheit schwindet, Yahid Nummer siebzehn!«
    »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Croesus!« murmelte der Sarpha ohne große Überzeugungskraft.
    »Einfach die Wahrheit. Die Zeit drängt. Gleich fliegen die ersten Pfeile«, gab Croesus zurück. Sein Leibwächter warf ein: »Und du wirst uns Schutz geben mit deinem breiten Körper!«
    Croesus schrie den Wachen entgegen: »Ihr müsst wissen, wem ihr zu gehorchen habt. Dem Herrscher der Stadt oder seinem eifersüchtigen Sohn?«
    Und leiser, zum Sarpha gewandt: »Wir können dich retten, Yahid. Aber nur zu unserem Preis.«
    »Es war der Shallad, der dich beseitigen lassen wollte. Durch deine Existenz wurdest du ihm gefährlich, durch deine bloße Existenz.«
    »Ist das die Wahrheit?« fragte Mythor knurrend.
    »Was sonst?«
    Einige Wachen legten Pfeile auf die Sehnen ihrer Bogen. Andere hoben die kurzen Wurfspeere. Pon Farr riss sein Zierschwert heraus und hob es wie ein Zeichen zum Angriff. Wieder brüllte Croesus: »Ihr alle, Gäste des Sarpha, könnt mit ansehen, wie der Sohn seinen Vater töten lässt, um an die Macht zu kommen. Bedenkt es gut! So wird er auch mit euch verfahren. Gleich wird er befehlen, rücksichtslos gegen uns vorzugehen. Ihr werdet Zeugen eines Herrschermords. Unsere Rechnung mit Yahid ist privater Natur; es geht nur um einige Wahrheiten aus längst vergangenen Zeiten. Ihr aber bekommt einen Mörder als neuen Herrn!«
    Wütend und mit schriller Stimme rief der Sohn des Sarpha den Wachen zu, während er nach vorn stürmte: »Auf sie! Schont den Sarpha! Aber tötet die Eindringlinge!«
    Zwei Speere wurden geschleudert. Sie fauchten dicht über den Köpfen der Gruppe hinweg. Die Männer hatten sich blitzschnell geduckt. Jetzt griffen sie wie auf ein unhörbares Kommando nach dem Gürtel Yahids und sprangen geschickt über die Brüstung auf den knirschenden Fels.
    Ein Entsetzensschrei stieg auf.
    Die Gäste und die Wachen waren sicher, einer Verzweiflungstat beizuwohnen. Sie sahen nicht, wie die Maskierten ihre Dolche in die Scheiden stießen und sich gegenseitig an den Handgelenken packten.
    »Wieder ein Beweis!« rief Luxon unterdrückt. »Ein Beweis, dass ich tatsächlich der Sohn des Kometen bin!«
    Die Palastwachen stürmten auf die Gruppe zu. Als Pon Farr seinen Vater fast erreicht hatte, sprangen die vier gleichzeitig vom Felsen in den schwarzen Abgrund. Sie rissen den Sarpha mit sich, dessen Entsetzensschrei gurgelnd den Wachen entgegenschlug. Binnen eines langen Augenblicks waren die Männer und die Frau den Blicken der Entsetzten entzogen.
    Aber in dem winzigen Moment, ehe die Selbstmörder aus den Augen der Wachen fielen, sahen die Männer, wie sich die Gewänder der vier Fremden aufbauschten wie riesige Weidenkörbe, wie Halbkugeln fast.
    Dann aber schleuderten die Wachen ihre Dolche, Speere und Streitäxte hinter den flüchtenden Gästen her. Heulend schnitten Pfeile ungezielt durch das Dunkel.
    Die Todesspringer fielen schneller, als das Echo des letzten Schreies brauchte, um von den Felsen über der ausgewaschenen Kante

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