Die drei ??? Der namenlose Gegner
Mina stand auf und öffnete eine schmale Tür. »Du kannst dich hier etwas frisch machen. Ich habe auch eine Dusche, aber das heiße Wasser hält nie lange. Man muss schnell sein, wenn man nicht frieren will.« Sie warf einen Blick ins Innere. »Nimm das grüne Handtuch. Das ist noch relativ sauber!« »Danke.« Der Junge trat in den kleinen Waschraum. Er roch muffig und war recht vollgestellt. Neben dem Plakat einer düster gekleideten Rockband hing ein Schrank mit Spiegeltüren. Einer der Spiegel hatte einen Sprung. Der andere war schmutzig. Der Junge sah hinein und zuckte gleich darauf zurück. Dort stand ein komplett fremder Mensch. Er blinzelte. Das hatte er nicht erwartet. Irgendwie hatte er gehofft, sich selbst zu erkennen. Der Junge war enttäuscht. Aber dennoch wischte er den gröbsten Schmutz beiseite und wagte einen zweiten Blick in den Spiegel. Da stand ein blonder Teenager mit einem schmalen, braun gebrannten Gesicht und blauen Augen. Das Alter war schwer zu schätzen. Auf den ersten Blick sah er wie fünfzehn oder sechzehn aus. Aber er konnte eigentlich genauso gut auch älter sein. Oder doch jünger? Vierzehn? Wie sah man überhaupt mit vierzehn aus? Er drehte sein Gesicht hin und her. Nein, er war doch eher sechzehn! Vielleicht sogar schon siebzehn! Und er war einigermaßen attraktiv! Zumindest, wenn man von den Blessuren absah, die er sich bei dem Unfall zugezogen hatte. Ein hässlicher blutiger Kratzer zog sich über die rechte Gesichtshälfte. Sein kurzes, glattes Haar war am Ansatz mit Blut verklebt. Und über der Augenbraue hatte er eine Beule, die sich bereits dunkel verfärbte.
»Du meine Güte!«, flüsterte er. »Dich hat es schlimm erwischt!« Er zog die Sachen aus. Das T-Shirt mit dem Aufdruck D eath Planet gefiel ihm nicht. Außerdem kam es ihm vor, als hätte er es sonst nie getragen. Aber das musste an der Amnesie liegen.
Als er unter die Dusche trat, zuckte er erneut zusammen. Dieses Mal, weil das Wasser in den Wunden brannte. Das Duschgel setzte er daher lieber nur sparsam ein. Wie Mina gesagt hatte, wurde das Wasser schon nach kurzer Zeit kalt. Er sah die Gänsehaut auf seinen schlanken Armen. Mit leichtem Bedauern stellte er fest, dass er nicht gerade muskulös war. Ein großer Sportler war er ganz sicher nicht. Der Junge stellte die Dusche ab und griff nach dem grünen Handtuch.
Beim Abtrocknen entdeckte er eine Tätowierung auf seinem Oberarm. Er drehte sich zum Spiegel, um sie genauer betrachten zu können. Schwarze Linien formten einen Planeten, der einen aufgerissenen Mund mit Reißzähnen hatte. Erst jetzt bemerkte er, dass er auf dem rechten Auge deutlich schlechter sehen konnte als auf dem linken. Er beugte sich vor, bis er mit der Nasenspitze fast das Spiegelglas berührte. Tatsächlich gab es einen Unterschied zwischen beiden Augen: Links trug er eine Kontaktlinse, rechts nicht. Sie musste bei dem Unfall rausgefallen sein.
»Das ist nicht mein Glückstag!«, seufzte er. Vorsichtig entfernte er die jetzt nutzlose einzelne Linse.
Als er wieder aus dem Bad trat, hatte Mina Besuch bekommen. Es war ein schlanker junger Mann. Er saß mit Mina an dem kleinen Tisch im Wohnbereich und drehte ihm den Rücken zu. »Ich wiederhole mich nur ungern, aber dieses Mal ist es mir ernst! Wir müssen zur Polizei gehen!«, sagte Mina gerade. »Alles andere wäre zu gefährlich.« Sie sah auf, als der Junge zu ihnen trat. Der Besucher drehte sich um. Er stutzte. »Aber das ist ja ...«
Der blonde Junge hielt ebenfalls in der Bewegung inne. Der Besucher lächelte freundlich. »Mina hat mir gerade erzählt, dass sie jemanden aufgenommen hat, der sein Gedächtnis verloren hat! Aber dass du das bist! Hätte nicht gedacht, dich heute schon hier zu sehen!« »Du kennst ihn?«, fragte Mina hoffnungsvoll.
»Aber natürlich! Das ist mein alter Kumpel Stan Silver.« »Stan Silver?« Der Name sagte dem Jungen gar nichts. »Genau. Wir kennen uns seit Jahren. Ich bin übrigens Skinny Norris. Na, klingelt es?«
Irgendwie kam Skinny ihm tatsächlich bekannt vor. Aber er
konnte sich nicht an Einzelheiten erinnern. Zögerlich schüttelte er den Kopf. Das tat weh.
»Ich habe dich angerufen und gefragt, ob du uns bei der Aktion gegen diese Sev en-Pines Leute helfen kannst«, erklärte Skinny. »Aber daran erinnerst du dich wahrscheinlich auch nicht.«
»Ich weiß gar nichts mehr!«, sagte der Junge geknickt. »Ehrlich gesagt, komme ich mir selbst ganz fremd vor.«
»Na ja, du hast einen ziemlichen
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