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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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merken müssen.«
    Sichtlich lag eine schwere Last auf ihm; so sagte sie: »Du hast wohl alles mögliche andere zu bedenken. Männer merken nicht so schnell etwas wie Frauen. Ich bin sehr froh, daß er dir alles gesagt hat. Mache ihm nicht zuviel Vorwürfe! Bestimmt war das eine Lektion, die er nicht so leicht wieder vergißt.«
    »Ich glaube, du hast recht. Früher dachte ich immer, er wäre so leichtsinnig wie – nun, ich dachte, er wäre leichtsinnig, aber nach allem glaube ich jetzt hoffen zu dürfen, daß ich geirrt habe. Nur, Sophy, weiß ich noch immer nicht alles von dieser schmerzlichen Angelegenheit. Wen hast du damit beauftragt?«
    »Niemanden, Ehrenwort! Ich habe die Sache von allen Seiten erwogen, und obwohl ich zuerst geneigt war, Vaters Anwalt zu Rate zu ziehen, sah ich bald, daß das kein Ausweg war. Ich konnte mich einfach an niemand wenden, ohne Hubert bloßzustellen. So habe ich die ganze Sache auf mich selbst genommen.«
    »Sophy, du kannst doch nicht zu diesem Menschen gegangen sein!«
    »Ja, ich hab es getan. Gewiß war es schrecklich voreilig und dreist von mir, aber ich dachte, es würde nie jemand etwas davon erfahren! Und dann meinte ich auch, daß es dir sehr unangenehm sein würde, wenn irgendwelche Gerüchte über Huberts Angelegenheiten über unseren engsten Kreis hinausdrängen.«
    Sie erriet den Unglauben in seinem Blick und zog fragend die Brauen hoch.
    »Hubert hat mir genug über diesen Goldhanger gesagt, daß ich mir ein Bild davon machen kann, was für eine Sorte Mensch er ist«, sagte er. »Und jetzt behauptest du, daß er einen Schuldschein und ein kostbares Pfand für die bloße Grundsumme hergegeben hat.«
    Sie lächelte. »Er hat es ja höchst unfreiwillig getan! Aber überlege nur, wie unvorteilhaft seine Position war! Er hatte Geld an einen Minderjährigen verliehen, konnte also mit gesetzlichen Mitteln keinen Penny davon zurückholen. Wahrscheinlich war er zuletzt froh, seinen Einsatz zurückzubekommen. Als ich sagte, ich würde in die Bow Street gehen – von mir war es auch ein gewagter Bluff –, sah ich gleich, daß er die Fassung verlor. Lieber Charles, ich kann nicht recht begreifen, was Hubert an einem solchen Menschen so beunruhigend fand! Alles in allem ein Kinderschreck!«
    Er sah sie aufmerksam an, die Brauen zusammengezogen. »Alles das, Sophy, klingt so phantastisch! Soviel ich begreife, handelt es sich nicht um einen zugelassenen Geldverleiher, sondern um einen durchtriebenen Schurken! Und da willst du mir sagen, daß du ihn mühelos dazu gebracht hast, auf seine Zinsen zu verzichten?«
    »Ganz im Gegenteil, er hat versucht, mich einzuschüchtern, wollte erst Geld und dann meine Perlenohrringe. Aber Hubert hat mir ja gesagt, mit was für einem Menschen ich da zu tun haben würde, und so habe ich die Vorsichtsmaßregel gebraucht, meine Pistole mitzunehmen.«
    »Was?«
    Sie war betroffen und runzelte die Stirn. »Meine Pistole«, wiederholte sie.
    Sein Entsetzen suchte einen Ausweg im Zweifel. »Das kann doch nur Unsinn sein! Sag doch lieber die Wahrheit! Du willst mich doch nicht glauben machen, daß du eine Pistole mit dir herumträgst! Ich erkläre dir kurz und bündig, daß ich das nicht glaube!«
    Sie stand hastig auf, in ihren Augen sprühte das Feuer. »Wirklich? Abwarten! Eine Minute!«
    Sie lief aus dem Zimmer, nur um einen Moment später mit der silbereingelegten Pistole in der Hand zurückzukommen. »Glaubst du es jetzt, Charles? Oder noch immer nicht?«
    Er starrte die Waffe an. »Großer Gott, du?« Er griff danach, aber sie zog die Hand zurück.
    »Vorsicht! Sie ist geladen!«
    »Laß sehen!« sagte er ungeduldig.
    »Sir Horace hat mir immer befohlen«, antwortete sie herausfordernd, »vorsichtig zu sein und sie nicht jemandem in die Hand zu geben, von dem ich nicht bestimmt weiß, daß er mit ihr umgehen kann.«
    Einen atemlosen Moment lang starrte Mr. Rivenhall sie an. Dann gewannen die Gefühle, die er in seiner Brust eingezwängt hatte, das Übergewicht. Er trat hastig an den Kamin, riß vom Sims eine Einladungskarte, die in einer Ecke des großen vergoldeten Spiegels stak. »Halt das hoch, bleib stehen und gib mir die Pistole!«
    Sophy lachte, gehorchte, blieb gelassen an der Wand stehen und hielt die Karte an einer Ecke. »Du bist gewarnt, die Pistole zieht leise nach links«, bemerkte sie kühl.
    Er war blaß vor Zorn, einem Zorn, der nicht allzuviel mit ihrem Zweifel an seiner Fähigkeit zu tun hatte, eine Pistole handhaben zu können;

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