Die drei Ehen der Grand Sophy
heimkomme, magst du mich einweisen. Aber eins gilt zwischen uns, Charles – du läßt mich jetzt nicht mehr im Dunkeln!«
»Nein, schon recht. Aber du läßt mich immer noch ein wenig im Dunkeln, stimmt’s? Wann hast du dieses ganze Geld verloren? Doch nicht in allerletzter Zeit?«
»Zu Weihnachten. Schön, es ist besser, ich sage dir gleich alles! Ich bin zu einem Erzschurken von Wucherer gegangen und habe fünfhundert von ihm genommen, auf sechs Monate. Hab mir gedacht, ich würde alles und noch was drauf in Newmarket gewinnen. Aber die verdammte Schandmähre bekam nicht einmal Platz!« Er sah seinem Bruder ins Gesicht und fuhr fort: »Du brauchst kein solches Gesicht zu machen! Ich schwöre dir, ich tu es in meinem Leben nicht mehr! Natürlich hätte ich früher zu dir kommen sollen, aber –«
»Daß du es nicht getan hast, war wohl mehr meine Schuld als deine.«
»Das will ich nicht sagen«, wehrte Hubert ab. »Wenn ich dich nur ein bißchen besser gekannt hätte, wäre ich bestimmt zu dir gekommen. Sophy meinte, ich hätte es gleich tun sollen, und wenn ich nur die leiseste Ahnung gehabt hätte, was sie vorhatte, so wäre ich zu dir gelaufen!«
»Also hast du sie nicht um das Geld gebeten?«
»Du lieber Himmel, nein! Charles, du kannst doch nicht glauben, daß ich mir von Sophy Geld ausgeliehen habe!«
»Ich habe es nicht angenommen. Aber ich nahm auch nicht an, daß wir so wenig miteinander bekannt waren – na, reden wir nicht mehr davon! Wie hat Sophy davon erfahren, und wenn du dir das Geld nicht von ihr ausgeliehen hast, warum hat sie ihre Ohrringe verkauft?«
»Sie hat gemerkt, daß ich fertig war. So hat sie mich zum Reden gebracht, und als ich ihr sagte, daß ich mit dir nicht sprechen wollte, hat sie mir das Geld angeboten. Ich hab natürlich abgelehnt! Aber sie hat dabei Goldhangers Namen herausbekommen, und ohne mir ein Wörtchen zu sagen, was sie vorhatte, ist sie zu ihm gegangen und hat meinen Schuldschein und meinen Ring ausgelöst. Ich hatte Großvater Stanton-Lacys Smaragdring zum Pfand gegeben, du verstehst? Ich weiß nicht, wie sie das gemacht hat, aber sie behauptet, daß sie dem verfluchten Teufel keinen Penny Zinsen gezahlt hat. Ein Mädel ist sie – Angst könnte man bekommen! Aber ich habe das alles natürlich nicht hinnehmen können, verstehst du?«
»Sophy ist selbst zu dem Wucherer gefahren?« wiederholte Mr. Rivenhall ungläubig. »Unsinn! So etwas kann sie nicht getan haben!«
»Nun, sie ist nicht gerade eine, die flunkert, und sie hat es mir selber gesagt«, erklärte Hubert.
Einige Minuten später wurde Sophy, die im Gelben Salon saß und las, von Mr. Rivenhall unterbrochen, der eintrat, sorgsam die Tür hinter sich schloß und unvermittelt sagte: »Ich bin, scheint es, sehr in deiner Schuld, Kusine. Ja, Hubert hat mir alles gestanden. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.«
»Du bist gar nicht in meiner Schuld«, erwiderte Sophy. »Du hast mir ja die Ohrringe zurückgebracht! Wir brauchen wirklich nicht mehr darüber zu sprechen. Weißt du übrigens, daß Miss Wraxton bei deiner Mutter im Salon ist? Lord Bromford ist auch da, darum habe ich mich hierher geflüchtet.«
»Doch, es ist eine Menge zu sagen«, erwiderte er abwehrend. »Es wäre mir lieb, wenn du offen zu mir gewesen wärst!«
»Du kannst nicht ernsthaft erwarten, daß ich Huberts Vertrauen zu mir enttäuschte. Übrigens brauchst du nicht zu glauben, daß ich ihn ermutigt habe, dich im dunkeln zu lassen. Ich habe ihm sehr eindringlich geraten, dir zu sagen, in welcher Klemme er war, aber er schien solche Angst zu haben, daß ich nicht darauf bestehen wollte.« Sie sah den harten Zug in seinem Gesicht und fügte hinzu: »Derlei findet man wohl oft bei Brüdern, die ein größerer Altersunterschied trennt. Und du kannst einen Menschen schon einschüchtern, wie?«
»Anscheinend ist das so. Glaube nicht, daß ich dir nicht dankbar bin, Sophy. Ich weiß nicht, wie du hinter die Schwierigkeiten gekommen bist, in die er sich da verwickelt hatte –«
»Nun, das war keine Kunst. Der arme Junge sah ja, seit ich nach London gekommen bin, ganz verstört aus! Und als er aus Newmarket zurückkam, mußte jeder merken, daß ihm etwas Katastrophales zugestoßen war. Er wollte mich gar nicht ins Vertrauen ziehen, aber als ich ihm drohte, ich würde dir meinen Verdacht mitteilen, kam die ganze dumme Geschichte heraus.«
Seine Augen waren hart und blank. »Ich weiß recht wohl, daß ich zuerst etwas hätte
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