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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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als er die Waffe aber hob, gewann er die Fassung, er ließ sie wieder sinken und sagte: »Unmöglich! Nicht mit einer Pistole, die ich nicht kenne!«
    »Hasenherz!« spottete Sophy.
    Er warf ihr einen wütenden Blick zu, trat vor, riß ihr die Karte aus der Hand und schob sie in die Ecke eines Wandgemäldes. Interessiert sah Sophy ihm zu, wie er zum anderen Ende des Raumes schritt, die Wendung machte, den Arm hob und schoß. Ein Krach, in der Enge des Raumes doppelt betäubend, durchriß die Stille, und die Kugel, die eine Ecke der Karte abgerissen hatte, bohrte sich in die Wand.
    »Ich sagte dir ja, daß sie links zieht«, erinnerte ihn Sophy und betrachtete kritisch die Zielscheibe. »Soll ich laden und dir zeigen, was ich kann?«
    Sie maßen einander mit Blicken. Plötzlich kam das Ungeheuerliche seines Betragens Mr. Rivenhall zu Bewußtsein, und er lachte hell auf. »Sophy, du bist ja der reine Teufel!«
    Darüber lachte auch sie, so daß sich die aufgeregten Leute, die eine Minute später hereinstürzten, nur einer Szene von unbekümmerter Heiterkeit gegenübersahen. Lady Ombersley, Cecilia, Miss Wraxton, Lord Bromford, Hubert, einer der Lakaien und zwei Hausmägde drängten durch die Tür, offensichtlich darauf gefaßt, den Spuren einer furchtbaren Tragödie gegenüberzutreten. »Ich konnte dich umbringen, Sophy«, sagte Mr. Rivenhall.
    »Hab ich denn verlangt, daß du es tust?« wehrte sie ab. »Liebe Tante Lizzie, mach kein so erschrockenes Gesicht! Charles wollte sich … wollte sich nur überzeugen, daß meine Pistole in Ordnung ist.«
    Die übrigen hatten inzwischen das Loch in der Wand entdeckt. Lady Ombersley, die sich auf Huberts Arm stützen mußte, sagte mit schwacher Stimme: »Bist du wahnsinnig, Charles?«
    Die Verwirrung, die er angerichtet, weckte sein Verantwortungsgefühl. »Wohl möglich. Nun, der Schaden läßt sich wohl beheben. Sie zieht wirklich links, Sophy. Ich möchte dich gern schießen sehen. Ewig schade, daß ich dich nicht zu Manton mitnehmen kann!«
    »Ist das Sophys Pistole?« fragte Hubert interessiert. »Bei Jupiter, Sophy, du bist wirklich ein außergewöhnliches Geschöpf! Aber was ist in dich gefahren, Charles, daß du hier in der Bibliothek herumschießt? Du mußt einfach verrückt sein!«
    »Es war natürlich ein Mißgeschick«, entschied Lord Bromford. »Ein Mann, der bei Trost ist, und es steht doch außer Zweifel, daß Rivenhall solch ein Mann ist – nun, solch ein Mann kann unmöglich in der Gegenwart von Damen schießen. Meine teuerste Miss Stanton-Lacy, Ihren Nerven ist wohl viel zugemutet worden! Wollen Sie sich nicht doch ein wenig hinlegen?«
    »Ich bin kein solch armseliges Geschöpf«, erwiderte Sophy, in deren Augen noch die Lustigkeit funkelte. »Charles muß, wenn er kein ausgemachter Lügner ist, bestätigen, daß ich nicht mit der Wimper gezuckt habe. Sir Horace hat mir solch schlechte Gewohnheiten frühzeitig ausgetrieben, ich bekam für jedes Wimpernzucken Ohrfeigen.«
    »Sie sind wirklich für uns alle ein Vorbild«, sagte Miss Wraxton säuerlich. »Man kann Ihre eisernen Nerven nicht genug bewundern! Ich bin leider aus weicherem Stoff geformt und muß zugeben, daß mich ein solches Getöse, das in diesem Hause gewiß ganz ohne Präzedenzfall ist, zutiefst erschreckt hat. Ich kann mir auch nicht denken, was du im Sinn hattest, Charles. Oder ist das wirklich Miss Stanton-Lacys Pistole, und hat sie dir eine Probe ihres Geschicks gegeben?«
    »Im Gegenteil, unglücklicherweise war ich es, der das Ziel verfehlte. Darf ich die Pistole für dich reinigen, Sophy?«
    Sie schüttelte den Kopf und griff nach der Waffe. »Danke, das Putzen und Laden besorge ich immer selber.«
    »Laden!« schrie Lady Ombersley auf. »Sophy, du willst doch dieses abscheuliche Ding nicht noch einmal laden?!«
    Hubert lachte. »Hab ich es euch nicht gesagt, daß sie ein Mädel ist, das einem Angst einflößen kann? Ist sie immer geladen, deine Pistole, Sophy?«
    »Ja, denn man weiß nie, wann man sie braucht, und wozu wäre eine ungeladene Pistole gut? Aber eine heikle Angelegenheit ist es auf jeden Fall! Charles schießt im Nu, ich kann das nicht so schnell!«
    Er gab ihr die Waffe zurück. »Wenn wir in diesem Sommer nach Ombersley fahren, wollen wir zwei um die Wette schießen«, sagte er. Ihre Hände berührten einander, und als sie die Pistole nahm, hielt er ihr Gelenk einen Augenblick fest. »Fein habe ich mich nicht benommen«, murmelte er. »Bitte um Verzeihung – und ich

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