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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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danke dir.«

XIII
    NIEMAND KONNTE ANNEHMEN, daß dieser Vorfall nach Miss Wraxtons Geschmack war. Das Einverständnis zwischen Mr. Rivenhall und seiner Kusine erreichte einen Grad, der ihr mißfiel, denn wenn sie ihn auch nicht liebte, ja, ein derartiges Gefühl geradezu ihrer gesellschaftlichen Stellung unwürdig hielt, war sie doch gesonnen, ihn zu heiraten, und empfand weiblich genug, die leiseste Aufmerksamkeit, die er einer anderen Frau erwies, zu verargen.
    Das Glück war Miss Wraxton nicht hold gewesen. Noch nicht der Schule entwachsen, war sie einem Edelmann von einwandfreiem Stammbaum und beachtlichem Reichtum versprochen gewesen, der aber dann einer Blatternepidemie erlag, bevor sie das Alter erreicht hatte, ihm in aller Form angelobt zu werden. Mehrere, sehr wohl in Betracht kommende Gentlemen hatten während der beiden ersten Seasons, die sie auf dem Heiratsmarkt lag, vage Zeichen von Interesse gegeben, denn sie war ein hübsches Geschöpf, und hübsch war ihr Heiratsgut; aus unerfindlichen Gründen hatte keiner, wie ihr älterer Bruder sich nur zu vulgär ausdrückte, angebissen. Mr. Rivenhalls Bewerbung war in dem Augenblick erfolgt, da sie eine erste Furcht empfinden mußte, sitzenzubleiben, und war darum freundlich aufgenommen worden. Miss Wraxton, nach den strengsten Grundsätzen der Korrektheit erzogen, hatte nie in ihrem Denken unerwünschten romantischen Vorstellungen Raum gegeben, und so hatte sie ohne Zögern ihren Papa wissen lassen, daß ihr Mr. Rivenhalls Aufmerksamkeiten genehm waren. Lord Brinklow, der eine tiefe Abneigung gegen Lord Ombersley empfand, hätte Mr. Rivenhalls Bewerbung gewiß keine Minute lang ernstlich erwogen, hätte nicht die Vorsehung den Tod Matthew Rivenhalls beschlossen. Das Vermögen des alten Mannes konnte selbst der scheinheiligste und abgebrühteste aller Pairs nicht verachten. So ließ Lord Brinklow seine Tochter wissen, daß Charles Rivenhall seinen Segen erhoffen dürfe; und Lady Brinklow, eine noch strengere Sittenrichterin als ihr Gatte ein Moralist, hatte Eugenia verstehen lassen, welches ihre Pflichten waren und mit welchen Mitteln man Charles von seiner anstößigen Familie abzusondern hoffen durfte. Eine gelehrige Schülerin, hatte Miss Wraxton in der Folgezeit keine Gelegenheit versäumt, Charles auf die taktvollste Weise die Verfehlungen seines unerwünschten Vaters unter die Nase zu reiben, die charakterlichen Mängel seiner Brüder und Schwestern. Dabei folgte sie den lautersten Absichten; es lag für sie auf der Hand, daß Lord Ombersleys und Huberts Leichtfertigkeit den Interessen Charles’ abträglich war; sie verabscheute Lady Ombersley aus tiefstem Herzen; und aus ebenso tiefem Herzen mißbilligte sie das unbändige Gefühl, das Cecilia bewog, die Ehe mit einem mittellosen jüngeren Sohn in Erwägung zu ziehen. Charles einer solchen Familie zu entfremden, war also ihr Hauptziel, doch sah sie sich dabei gelegentlich gezwungen, eine Rolle zu spielen, als ob sie Haus Ombersley vor Abgründen zurückzureißen hätte, in das es zu stürzen drohte. Mit Mr. Rivenhall gerade in dem Augenblick verlobt, da ihn die Ausschweifungen seines Vaters vergrämt hatten, war es ihr ein leichtes gewesen, ihre Worte auf fruchtbaren Boden fallen zu lassen. Von Natur aus freudlos, nach düster strengen Prinzipien erzogen, konnte sie dem Verlangen einer lebensfreudigen Familie nach Belustigung nur die schlimmsten Tendenzen unterstellen. Charles, der sich mit aufgehäuften Stapeln von Rechnungen herumquälte, war einigermaßen geneigt, ihr recht zu geben. Erst Sophys Auftauchen hatte einen Wandel seiner Empfindungen eingeleitet Miss Wraxton unterlag keineswegs der Täuschung, Sophys verderblichen Einfluß auf Charles’ Charakter zu unterschätzen; und da sie zwar gut geschult, aber nicht eigentlich gescheit war, suchte sie diesem Einfluß mit Mitteln entgegenzuwirken, die eher dazu dienten, seinen Rücken zu stärken. Als sie fragte, ob Sophy ihm eine Erklärung für ihren Besuch bei Rundell & Bridge gegeben, und als er sich billigerweise verpflichtet fühlte, ihr so viel von der Wahrheit zu sagen, als zur Ehrenrettung seiner Kusine nötig war, verführte ein böser Geist sie, sich über die Verwerflichkeit von Huberts Charakter zu äußern, auf die Ähnlichkeit zwischen Hubert und seinem Vater hinzuweisen und auch das Verfehlte in der Gutmütigkeit, die Sophy in dieser Angelegenheit bewiesen, zu mißbilligen. Mr. Rivenhall wand sich damals aber bereits in den

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