Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
Stimmung war so vortrefflich, daß er sich nicht einmal eine abträgliche Bemerkung über Kembles Spiel leistete. Mr. Wychbold war schwatzhaft und verbindlich; Cecilia sah wunderhübsch aus; Sophys Lebendigkeit ließ den Ball des Geplauders fröhlich hin und her rollen. Als Cecilia ihrem Bruder hernach gute Nacht sagte, versicherte sie ihm, daß sie sich seit Monaten nicht so gut amüsiert hätte.
    »Ich auch nicht«, erwiderte er. »Ich sehe nicht ein, warum wir nicht öfter zusammen ausgehen, Cilly. Meinst du, daß unsere Kusine Kean gern sehen würde? Er tritt demnächst in einem neuen Stück im Lane auf.«
    Cecilia zweifelte nicht daran, doch bevor Mr. Rivenhall Zeit fand, diesen Plan ins Werk zu setzen, traten Hemmnisse ein, und das gute Einvernehmen zwischen ihm und Sophy erlitt eine merkliche Einbuße. Lord Charlbury hatte, den Befehlen seiner Instruktorin getreu, Lady Ombersley gebeten, ihre Tochter und ihre Nichte zu einer Haustheaterveranstaltung zu bringen. Mr. Rivenhall war damit durchaus einverstanden, aber sein Gleichmut versagte, als nachher zutage trat, daß auch Mr. Fawnhope sich der Gesellschaft angeschlossen hatte. Und dabei war der Abend so hübsch gewesen! Sogar Lady Ombersley, deren gute Laune unter der unerwarteten Gegenwart Mr. Fawnhopes gelitten, vermochte sich der Aufmerksamkeit des Gastgebers und ihres alten Freundes General Redford nicht zu entziehen, der eigens eingeladen worden war, um ihr Gesellschaft zu leisten. Das Stück, »Bertram«, war äußerst rührend, Keans Spiel über jedes Lob erhaben; ein höchst vergnügliches Souper im Piazza rundete den Abend. Einiges darüber erfuhr Mr. Rivenhall von seiner Mutter, anderes von Cecilia, die in arger Verlegenheit war, ihm begreiflich zu machen, wie gut sie sich unterhalten hatte. Sie beschränkte sich darauf zu sagen, daß Sophy bester Laune gewesen sei, unterließ es aber zu erwähnen, daß diese Laune Sophys die Gestalt eines Flirts mit ihrem Gastgeber angenommen hatte. Cecilia hatte mit Vergnügen festgestellt, daß ihr zurückgewiesener Bewerber nicht an gebrochenem Herzen litt, und hatte es auch angenehm empfunden, daß sie selbst nicht zu einer Art von Amüsement neigte, bei dem sich ihre sonst so charmante Kusine nicht im besten Licht zeigte. Als Lord Charlbury Sophy vorführen wollte, wie sein Vater, ein alter Schürzenjäger, von der Hand einer Lady Schnupftabak aufzunehmen liebte, hatte Sophy ihm sofort ihre Hand hingehalten. Das war nun, fand Cecilia, mehr als genug! Ihr tat es wohl, zu bedenken, daß Augustus sich wohl nie so gewagt benehmen würde. Und gar an diesem Abend zeigte er keinerlei ähnliche Neigung. Die Tragödie, die er auf der Bühne gesehen, hatte in ihm den Ehrgeiz geweckt, seinerseits ein lyrisches Drama zu schreiben, und obwohl an seinem Betragen als Gast nichts auszusetzen war, hatte Cecilia doch Verdacht gehegt, daß seine Gedanken in weiter Ferne schweiften.
    War dieser Abend schon übel gewesen, so sollte, wenigstens nach Mr. Rivenhalls Auffassung, noch Schlimmeres folgen. Bis zu Lord Charlburys Rückkehr aus dem Krankenzimmer war Sophys bevorzugter Kavalier (oder, wie Mr. Rivenhall ihn unfreundlich kennzeichnete, ihr Cicisbeo) Sir Vincent Talgarth gewesen. Nun aber hatte Lord Charlbury Sir Vincent sichtlich verdrängt. Morgens ritt er mit ihr im Park aus; zur Promenadestunde saß er im Phaeton an ihrer Seite; bei Almack war er ihr Partner in aufeinanderfolgenden Tänzen; er brachte sie in seiner Karriole zu einer Militärparade; er war sogar ihr Begleiter, als sie nach Merton fuhr. Seine Lordschaft machte kein Geheimnis daraus, daß ihm dieser Ausflug enormes Vergnügen bereitet hatte, denn die üppige und sonderbare Persönlichkeit der Marquesa hatte seinen humoristischen Sinn angeregt. Offen gestand er Sophy, daß er gern länger geblieben wäre. Eine Lady, so erklärte er, die, beim Empfang morgendlicher Besucher von Müdigkeit überkommen, unter deren verwunderten Blicken die Augen schloß und einfach einschlief, war etwas Ungewöhnliches und mußte mit Aufmerksamkeit behandelt werden. Sophy lächelte, widersprach auch nicht, empfand aber insgeheim ein gewisses Unbehagen. Es hatte sie ein wenig verletzt, daß Sir Vincent den Platz neben der Marquesa innegehabt hatte. Und er war keineswegs ihr einziger Besucher gewesen: der kurze Aufenthalt der Marquesa in Pulteney hatte die Verbindung mit verschiedenen Gentlemen erneuert, die einst in Madrid ihre Gastfreundschaft genossen: Sir Vincent aber

Weitere Kostenlose Bücher