Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
junge Dame, und auch Miss Rivenhall verdient alles Lob. Solange die beiden bei Miss Amabel sind, dürfen Sie unbesorgt sein.«
    Mr. Fawnhope, der fünf Minuten später auftauchte, empfing als erster die frohe Botschaft und wurde auf der Stelle eines Gedichts auf Amabels Gesundung entbunden. Lady Ombersley fand es rührend und bat sich eine Abschrift aus; da aber darin mehr von Cecilia, die über das Krankenbett gebeugt stand, als von Amabel die Rede war, verfehlte das Gedicht seine Wirkung auf die Person, der es eigentlich galt. Mit viel mehr Dank nahm Cecilia ein wundervolles Blumenbukett entgegen, das Lord Charlbury ihrer kleinen Schwester sandte. Sie empfing ihn nur, um ihm zu danken. Er drängte sie auch nicht, länger in seiner Gesellschaft zu weilen, sondern sagte bloß, als sie sich sofort wieder entschuldigte: »Ich verstehe das nur zu gut. Ich hatte nicht einmal gehofft, daß mir eine Minute Ihrer Zeit gewährt würde. Das sah Ihnen wieder ähnlich, eigens die Treppe herunterzukommen! Hoffentlich habe ich Sie nicht in Ihrer schwerverdienten Ruhe gestört.«
    »Durchaus nicht«, sagte sie, fast außerstande, ihre Stimme zu meistern. »Ich saß gerade bei meiner Schwester, und als die Blumen heraufgebracht wurden, konnte ich einfach nicht anders, ich mußte hinunterlaufen und Ihnen sagen, wie sehr die Blumen das Kind gefreut haben. Verzeihen Sie, ich darf jetzt nicht länger bleiben.«
    Man hatte gehofft, daß die stetige Obsorge der Schwester und Kusine weniger notwendig sein würde, wenn die Kranke sich zu erholen begann, aber bald stellte sich heraus, daß das Kind zu schwach war, um Geduld zu üben, und daß es zu quengeln begann, wenn man es zu lange mit der Amme oder mit Jane Storridge allein ließ. Als Mr. Rivenhall einmal kurz nach Mitternacht leise das Krankenzimmer betrat, fand er zu seinem Schrecken nicht die Amme, sondern Sophy neben dem Feuer sitzend, das im Kamin brannte. Sie nähte im Schein einiger Kerzen, blickte aber auf, als die Tür geöffnet wurde, und legte lächelnd den Finger an die Lippen. Ein Schirm war so aufgestellt, daß das Kerzenlicht nicht auf das Bett fiel, und so konnte Mr. Rivenhall seine Schwester kaum ausnehmen. Sie schien zu schlafen. Sacht schloß er die Tür, trat an den Kamin und flüsterte: »Hat man mir nicht gesagt, daß die Amme die Nachtwache hält? Das ist doch keine Aufgabe für dich, Sophy!«
    Sie warf einen Blick nach der Uhr auf dem Kaminsims und begann ihre Arbeit zusammenzulegen. Mit einer Kopfbewegung nach der angelehnten Tür zum Wohnzimmer flüsterte sie: »Die Amme hat sich drinnen auf das Sofa gelegt. Das arme Ding, sie ist am Ende ihrer Kräfte! Amabel ist heute nacht sehr unruhig – sie war es schon den ganzen Tag über. Nicht gleich erschrecken! Es ist ein gutes Zeichen, wenn ein Patient launisch zu werden beginnt und schwer zu behandeln ist. Und die Kleine hat sich so sehr daran gewöhnt, bei der Amme ihren Willen durchzusetzen, daß sie sich schon gar nicht mehr von ihr lenken läßt. Setz dich. Ich wärme Milch, und wenn du magst, kannst du Amabel zureden, sie zu trinken, sobald sie aufwacht.«
    »Du mußt ja todmüde sein«, sagte er.
    »Durchaus nicht, ich habe ja den ganzen Nachmittag geschlafen«, erwiderte sie und setzte einen kleinen Topf auf den vorspringenden Kamineinsatz. »Ich bin wie Wellington, ich kann immer schlafen! Cecy kann den ganzen Tag über nicht einen Moment lang ein Auge zutun, so haben wir abgemacht, daß sie gar nicht versuchen soll, auch noch Nachtwachen zu halten.«
    »Du meinst: du hast das so mit ihr abgemacht.«
    Lächelnd schüttelte sie den Kopf. Er sagte nichts, ließ sie aber nicht aus den Augen, während sie neben dem Feuer kniete und die Milch beobachtete, die auf dem Kamineinsatz warm wurde. Nach ein paar Minuten begann Amabel sich zu rühren. Der schwache, klagende Ruf »Sophy!« war noch kaum zu vernehmen, da war Sophy schon aufgestanden und ans Bett geeilt. Amabel war heiß, sie hatte Durst, fühlte sich unbehaglich und wollte nicht glauben, daß irgend etwas ihr guttun könne. Wenn sie sich aufrichten sollte, damit die Kissen zurechtgeschüttelt und umgedreht wurden, begann sie zu weinen; erst wollte sie, daß Sophy ihr die Stirn benetze, aber dann kam ihr das Lavendelwasser in die Augen und tat weh.
    »Still, das wird deinen Besuch gar nicht freuen, wenn du weinst«, sagte Sophy und strich ihr die Locken glatt. »Weißt du denn nicht, daß du Herrenbesuch hast?«
    »Charles?« fragte Amabel und vergaß

Weitere Kostenlose Bücher