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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Auch neigte sie zu Schweigsamkeit, ein Umstand, der dem beobachtenden Blick ihres Bruders nicht entging. Er stellte ihr das vor, und als sie ausweichend antwortete und das Zimmer verlassen wollte, hielt er sie zurück: »Geh nicht, Cilly!«
    Fragend sah sie ihn an. Nach einem kurzen Schweigen sagte er unvermittelt: »Bist du unglücklich?«
    Röte stieg ihr in die Wangen, und Cecilia konnte nicht verhindern, daß ihre Lippen zitterten. Mit einer abwehrenden Gebärde wandte sie sich ab, denn es war ihr unmöglich, ihm von der Verwirrung ihres Herzens zu sprechen.
    Zu ihrer Überraschung nahm er ihre Hand, drückte sie und sagte unbeholfen, aber mit sanftem Ton: »Bestimmt habe ich nie gewollt, daß du unglücklich wirst. Ich habe eben nicht gedacht … du bist ein so gutes Mädchen, Cilly … und wenn dein Poet sich herbeilassen will, eine respektable Beschäftigung auszuüben, muß ich meinen Widerstand wohl aufgeben …«
    In ihrer Verwunderung stand sie regungslos da, ließ aber ihre Hand in der seinen, bis er sie selbst freigab und sich abwandte, als weiche er ihrem staunenden Blick aus.
    »Du hast mich für grausam, für gefühllos gehalten! Ohne Zweifel mußte ich so erscheinen, aber ich habe immer nur dein Glück gewollt. Ich bin nicht von deiner Wahl beglückt, aber wenn dein Entschluß feststeht, dann sei Gott davor, daß meine Hand dich von dem Menschen trenne, den du aufrichtig liebst, oder gar, daß ich dich zu einer Ehe dränge, die du nicht wünschst.«
    »Charles«, murmelte sie.
    Er wich ihrem Blick aus, als er sagte: »Ich bin zu der Einsicht gekommen, daß eine solche ungewollte Verbindung nur zu tiefstem Elend führen kann. Wenigstens du sollst nicht lebenslänglichem Bedauern überantwortet sein! Ich werde mit Vater sprechen. Du warst ärgerlich darüber, daß ich Einfluß auf meinen Vater habe. Diesmal wird dieser Einfluß wenigstens nicht zu deinen Ungunsten geltend gemacht werden.«
    In jedem anderen Augenblick hätten solche Worte sie veranlassen müssen, das Unausgesprochene darin zu erraten, aber jetzt war sie so betreten, daß sie keiner Regung fähig schien. Sie brachte kein Wort hervor und konnte nur mit Mühe die Tränen unterdrücken. Mit einem Lächeln sagte er: »Für welch ein Ungeheuer mußt du mich gehalten haben, daß du jetzt gar kein Wort sprechen kannst, Cilly! Schau mich doch nicht so ungläubig an! Heirate nur deinen Poeten – du bekommst ihn, mein Wort darauf!«
    Mechanisch hob sie ihre Hand, brachte ein »Danke« hervor und flüchtete aus dem Zimmer, unfähig, ihrer Gefühle Herr zu werden.
    Sie suchte Zuflucht in ihrem Schlafzimmer, und ihre Gedanken waren so durcheinandergeraten, daß es geraume Zeit dauerte, bis sie sich zurechtfand.
    Noch nie war ein Einspruch in einem so ungünstigen Moment zurückgezogen worden; noch nie war ein Sieg so schal und bedeutungslos erschienen! Fast unmerklich waren ihre Gefühle in den vergangenen Wochen einer Wandlung unterlegen. Jetzt, da ihr Bruder ihr erlaubte, den Mann ihrer Wahl zu heiraten, war sie sich darüber im klaren, daß ihr Gefühl für Augustus nur die flüchtige Laune gewesen war, für die Charles es immer gehalten hatte. Sein Widerstand hatte sie darin bestärkt, hatte sie sogar zu dem verhängnisvollen Fehler getrieben, fast öffentlich ihren Entschluß zu erklären, sie wolle Augustus heiraten oder keinen. Lord Charlbury, der Augustus in allem so unendlich überlegen war, hatte sich mit ihrer Zurückweisung abgefunden und seine Aufmerksamkeit auf ein anderes Ziel gerichtet; nun mußte sie eine noch so uneingestandene Hoffnung, seine Gefühle könnten sich ihr wieder zuwenden, begraben. Charles zu gestehen, daß er von Anfang an recht gehabt, sie jammervoll geirrt hatte, war unmöglich. Sie war zu weit gegangen. Jetzt blieb ihr nichts übrig, als sich in ein Schicksal zu fügen, das sie sich selbst bereitet hatte; aus purem Stolz mußte sie der Welt ein lächelndes Gesicht zeigen.
    Und so zeigte sie es zuerst Sophy und bat die Kusine entschlossen, sie zu beglückwünschen. Sophy stand wie vom Blitz getroffen. »Du lieber Gott«, rief sie erschrocken, »Charles will diese Heirat betreiben?«
    »Er möchte nicht, daß ich unglücklich werde. Nie hat er das gewünscht. Seit er überzeugt ist, daß ich es ernst meine, stellt er mir keine Hindernisse in den Weg. Weißt du, er war sogar so lieb, zu versprechen, mit Papa darüber zu reden! Das muß die Entscheidung sein, denn Papa tut ja immer, was Charles will.« Sie fühlte,

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