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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Charlbury bei seiner Mutter fand. Es erwies sich, daß er regelmäßig ins Haus kam, und welches seine Motive auch sein mochten, Mr. Rivenhall mußte seinen Gleichmut gegenüber der Ansteckungsgefahr anerkennen.
    Ein anderer regelmäßiger Besucher war Mr. Fawnhope, aber da er ja nur kam, um Cecilia zu sehen, erlag Mister Rivenhall nicht der Versuchung, ihm diese Unerschrockenheit hoch anzurechnen. Doch sah Cecilia so abgemüdet und verängstigt aus, daß Mr. Rivenhall mit ungewohnter Zurückhaltung seine Zunge meisterte und nichts über die häufigen Besuche des Dichters äußerte.
    Er ahnte ja nicht, daß Mr. Fawnhopes Besuche Cecilia nur recht wenig Vergnügen bereiteten. Dies war nun die zweite Woche von Amabels Krankheit, und daß es eine ernste Erkrankung war, stritt Dr. Baillie im Gespräch mit den Pflegerinnen nicht ab. Cecilia hatte schon unter normalen Umständen wenig Sinn für Liebesgetändel, und für das lyrische Drama interessierte sie sich nicht. Sie brachte Trauben ins Krankenzimmer und erklärte Sophy leise, Lord Charlbury habe sie für Amabel mitgebracht und er habe eigens darum nach seinem Landhaus gesandt. Man sagte, daß er eines der schönsten Treibhäuser im Lande besitze, sogar eines für Ananas, das die köstlichsten Früchte für Amabel liefern würde, sobald sie wieder Obst essen durfte.
    »Wie aufmerksam!« sagte Sophy und stellte den Teller auf den Tisch. »Ich wußte gar nicht, daß Charlbury gekommen ist. Dachte, es wäre Augustus.«
    »Sie waren beide hier. Augustus brachte mir ein Gedicht auf ein krankes Kind.«
    Der Ton, in dem sie sprach, war nicht gerade vertraulich. Sophy bemerkte nur: »Du lieber Gott! Ich wollte sagen: wie reizend! War es hübsch?«
    »Vermutlich. Ich mache mir nichts aus Gedichten über einen solchen Gegenstand«, erwiderte Cecilia gelassen. Und da Sophy nichts äußerte, fügte sie nach einer kleinen Weile hinzu: »Es war mir zwar nicht möglich, Lord Charlburys Gefühle zu erwidern, aber ich bin nicht unempfindlich für seinen Zartsinn und für die außerordentliche Freundlichkeit, die er in dieser Lage gezeigt hat. Ich … ich wollte nur, du ließest es ihn entgelten, Sophy! Du bist hier oben und weißt darum nicht, wie viele Stunden er bei Mutter verbracht, geduldig mit ihr Karten gespielt hat, nur, davon bin ich überzeugt, um uns zu entlasten.«
    Sophy konnte nicht umhin zu lächeln. »Zu meiner Entlastung ist es wohl nicht geschehen, Cecy, denn er weiß doch, daß die Sorge für meine Tante nicht auf mich fällt. Wenn hier ein Kompliment beabsichtigt ist, so gilt es gewiß dir.«
    »Nein, es ist bestimmt nur Herzensgüte! Ich will nicht glauben, daß er noch andere Motive oder Hintergedanken hat.« Sie lächelte und fügte spöttisch hinzu: »Ich wollte, dein anderer Beau benähme sich nur halb so gut.«
    »Bromford? Behaupte nur nicht, daß er sich auf hundert Schritt an dieses Haus herangewagt hat! Ich würde es bestimmt nicht glauben.«
    »Gewiß nicht! Und von Charles weiß ich, daß er sogar ihm ausweicht. Charles spottet darüber, aber über Eugenias Benehmen sagt er gar nichts.«
    »Das hieße wohl zuviel von ihm verlangen.«
    Eine Bewegung der Patientin setzte diesem Gespräch ein Ende, auch wurde der Gegenstand später zwischen den Kusinen nicht mehr erwähnt. Amabels Krankheit, die jetzt in die Krise eintrat, verdrängte alle anderen Gedanken. Tagelang vermochten die Menschen, die der Patientin nahe waren, nichts anderes zu denken; die alte Amme, die hartnäckig ablehnte, an diese neumodischen Grillen der Ärzte zu glauben, versetzte Lady Ombersley in eine ihrer schwersten Nervenkrisen, indem sie ihr anvertraute, sie hätte die Krankheit vom ersten Augenblick an als Typhus erkannt. Es bedurfte aller Anstrengungen des Sohnes, der Tochter und des Arztes, um Lady Ombersley wieder davon abzubringen; Seine Lordschaft suchte Trost auf dem einzigen Weg, der ihm offenstand, mußte aber aus dem Klub heimgebracht werden und erlitt einen so schweren Gichtanfall, daß er tagelang sein Zimmer nicht verlassen konnte.
    Doch Amabel überstand die Krankheit. Das Fieber sank; und obwohl sie erschöpft und abgemagert war, konnte Dr. Baillie der Mutter versichern, daß, wofern kein Rückfall eintrat, begründete Hoffnung auf volle Gesundung bestand. Er rühmte Sophys Verdienst, und Lady Ombersley erklärte unter Tränen, sie erschauere bei dem Gedanken, was man in dieser Lage ohne die Hilfe ihrer Nichte angefangen hätte.
    »Nun, sie ist eine sehr tüchtige

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