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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Mr. Fawnhope hegte; die häufigen Besuche brachten ihm eine bessere Meinung von dem Poeten bei, als dieser sie in Wirklichkeit verdiente. Cecilia hätte ihm sagen können, daß Mr. Fawnhopes Furchtlosigkeit mehr seiner sublimen Ahnungslosigkeit hinsichtlich der Gefahren einer Ansteckung als seinem bewußten Heldenmut entsprang; da es aber nicht ihre Gepflogenheit war, Mr. Fawnhope mit ihrem Bruder zu erörtern, blieb dieser in seiner wohltuenden Unkenntnis; er selbst war viel zu sehr ein praktischer Mensch, um sich von der Dichte des Schleiers eine Vorstellung zu machen, in den sich ein Poet zuweilen hüllen mochte.
    Niemals besuchte er jetzt das Krankenzimmer, wenn er seine Kusine dort treffen konnte, und begegnete er ihr bei Tisch, so war sein Benehmen fast brüsk. Cecilia wußte, wie sehr er sich Sophy zu Dank verpflichtet fühlte, war darüber verwundert und drang in die Kusine, ihr zu sagen, ob sie sich wieder verzankt hätten. Doch Sophy schüttelte nur den Kopf und zeigte eine undurchdringliche Miene.
    Amabels Befinden besserte sich, wenn auch nur langsam und mit vielen Rückfällen und all den vernunftwidrigen Umwegen, die zu einer Rekonvaleszenz gehören. Zwölf Stunden lang war sie mit nichts zu befriedigen und verlangte nur danach, daß Jacko ins Krankenzimmer gebracht wurde. Lediglich Sophys energische Einwendungen hinderten Mr. Rivenhall, einen Eilboten nach Ombersley zu senden und den unentbehrlichen Affen herbeizuholen – so sehr war er darauf aus, nichts zu unterlassen, was die Stimmung seiner Schwester verbessern konnte. Doch Tina, die bisher zu ihrem Mißbehagen nicht die Erlaubnis gehabt hatte, ihrer Herrin ins Krankenzimmer zu folgen, erwies sich als vollgültiger Ersatz für Jacko und war ihrerseits höchst zufrieden, sich unter Amabels schmeichelnder Hand auf einem Kissen ausstrecken zu dürfen.
    Als die vierte Woche dieser Krankheit anbrach, begann Dr. Baillie davon zu sprechen, daß es ganz angemessen wäre, die Patientin aufs Land zu bringen. Doch hier stieß er auf einen unerwarteten und harten Widerstand von Seiten Lady Ombersleys. Der Arzt hatte einmal die Möglichkeit eines Rückfalls erörtert, und dieser Gedanke hatte sich der Lady so sehr bemächtigt, daß sie um keinen Preis erlauben wollte, Amabel ihrer kundigen Fürsorge zu entziehen. Es sei ganz unvernünftig, Amabel in den Kreis ihrer Schwestern und ihres lärmenden Bruders zu bringen, der nun bald zu den Sommerferien nach Ombersley kommen würde. Die Kleine war noch überempfindlich, jeder Anstrengung abgeneigt und zuckte bei jedem plötzlichen Geräusch zusammen; da war sie in London unter den Augen des Arztes und in der Obhut ihrer Mama besser aufgehoben. Nun, da alle Gefahr vorüber war, kam Lady Ombersleys mütterlicher Instinkt wieder voll zur Geltung. Sie und nur sie allein könne verantwortungsbewußt die Genesung ihrer Tochter überwachen. Tatsächlich gefiel es Amabel in ihrer augenblicklichen Verfassung ganz gut, in Mamas Salon auf dem Sofa zu liegen oder gelegentlich in Mamas Landauer auszufahren; und nachdem dieser Beschluß gefaßt worden war, stritten auch Cecilia und Sophy jegliche Neigung ab, London zu verlassen und aufs Land zu fahren.
    Die Stadt war fast menschenleer, doch war das Wetter nicht zu schwül, daß man die Straßen unerträglich gefunden hätte. Es gab häufig Regenschauer, und selbst die modischsten jungen Damen wagten sich kaum ohne Schal oder Umhang auf die Straße.
    Aber nicht nur die Ombersleys blieben in diesem August in London. Lord Charlbury hauste in der Mount Street, Mr. Fawnhope bei St. James; Lord Bromford zeigte sich gegen alle Vorstellungen seiner Mutter taub und weigerte sich, nach Kent zu fahren; auch die Brinklows fanden treffliche Vorwände, in der Brook Street zu bleiben. Seit keine Ansteckungsgefahr mehr bestand, tauchte Miss Wraxton auf dem Berkeley Square auf, huldvoll zu jedermann, geradezu einschmeichelnd gegen Lady Ombersley und Amabel und voll von Plänen für ihre Hochzeit. Mister Rivenhall hatte dringende Geschäfte auf dem Gut zu erledigen; und wenn Miss Wraxton sich zu der Auffassung durchrang, seine häufige Abwesenheit von der Stadt wäre auf seinen Wunsch zurückzuführen, das Haus für ihren Empfang bereitzumachen, stand ihr das durchaus frei.
    Cecilia war weniger robust als ihre Kusine und erholte sich nicht so schnell von den Aufregungen und Anstrengungen ihrer vierwöchigen Haft. Sie war abgemüdet und hatte ein wenig von ihrer blühenden Frische verloren.

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