Die drei Ehen der Grand Sophy
Gleisen der Konvention bringen; nun, so sollten sie Überraschungen erleben, soviel sie nur ertrugen!
Das unmittelbare Ergebnis dieser Erwägungen war ein Gespräch mit Lord Ombersley, der bei seiner Rückkehr von den Rennen überrumpelt wurde. Seine Lordschaft witterte, als man ihn mit so viel Energie in sein Allerheiligstes führte, Gefahr und beeilte sich, seiner Nichte zu erklären, daß er in äußerster Hast sei und eine Verabredung zum Dinner pünktlich einhalten müsse.
»Vergiß das jetzt«, sagte Sophy. »Hast du Charles heute schon gesehen?«
»Natürlich hab ich das«, antwortete Seine Lordschaft gereizt. »Heute morgen.«
»Und seither noch nicht? Er hat dir nicht von Cecilias Angelegenheiten gesprochen?«
»Nein, das hat er nicht. Und ich will dir gleich eines sagen, Sophy: ich will von Cecilias Angelegenheiten nichts mehr hören! Mein Entschluß ist gefaßt! Ich lasse sie einfach diesen Verseschmied nicht heiraten!«
»Dabei sollst du bleiben«, sagte Sophy und drückte ihm warm die Hand. »Charles will dir nämlich raten, deine Einwilligung zu dieser Verlobung zu geben, und das sollst du nicht.«
»Was? Das siehst du aber ganz falsch, Sophy! Charles will nichts davon wissen, und wenn er einmal im Leben recht hat, so jetzt. Was ist der kleinen Närrin denn in den Sinn gekommen, einen Mann zurückzuweisen, wie man keinen besseren findet – also ich war außer mir! Schlägt sie Charlbury mit seinem ganzen Vermögen in den Wind –«
Seine Nichte lotste ihn energisch zum Sofa und zwang ihn, sich zu ihr zu setzen. »Lieber Onkel Bernard, wenn du nur genau tust, was ich dir rate, so heiratet sie Charlbury! Nur mußt du mir heilig versprechen, daß Charles dich nicht wieder von deinem Entschluß abbringt.«
»Aber, Sophy, ich sage dir doch –«
»Charles hat Cecilia erklärt, daß er ihr seine Einwilligung nicht länger vorenthalten will.«
»Ist er denn auch nicht mehr bei Trost? Das kann nur ein Irrtum sein, Mädchen!«
»Durchaus nicht. Es ist das Dümmste, was mir je vorgekommen ist, und es wird alles verpfuschen, wenn du jetzt nicht fest bleibst. Kümmere dich nicht darum, lieber Onkel, was Charles zu dieser Idee gebracht hat! Verlaß dich auf mich! Wenn Charles davon spricht, lehne es einfach ab, auf diese Heirat Cecys einzugehen. Es wäre sogar taktisch richtig, wenn du erklärtest, daß du bei deinem Plan beharrst und sie mit Charlbury verheiraten willst.«
»Das wird viel nützen, nachdem Charlbury zurückgetreten ist …«
»Das spielt überhaupt keine Rolle. Charlbury brennt darauf, Cecilia zu heiraten, und wenn dir das recht ist, magst du es ihr auch sagen. Sie wird behaupten, daß sie ihren faden Augustus heiraten will, weil sie sich durch ein Wort gebunden fühlt. Schlage Krach, soviel du nur willst – mindestens ebensoviel wie damals, als du zum erstenmal davon hörtest. Hauptsache ist, daß du bei deinem Nein bleibst! Das übrige besorge ich.«
Er betrachtete sie argwöhnisch. »Nun, Sophy, da stimmt etwas nicht! Du warst es doch, die mitgeholfen hat, sie dem verdammten Verseschreiber in die Tasche zu stecken, Charles hat mir das selber gesagt.«
»Stimmt, und die Resultate sehen wir jetzt! Jetzt will sie ihn gar nicht mehr wirklich heiraten und hat begriffen, wie sehr Charlbury ihm überlegen ist. Hätte Charles sich jetzt nicht eingemischt, so wäre alles nach Wunsch gegangen.«
»Also ich begreife kein Wort von alldem«, seufzte Seine Lordschaft.
»Vermutlich nicht. Es ist in weitestem Ausmaß auf die Krankheit der kleinen Amabel zurückzuführen.«
Mühselig versuchte der Onkel den Faden dieses Gedankens weiterzuspinnen. »Aber wenn sie jetzt auf Charlbury hören will, warum, in drei Teufels Namen, erneuert er seinen Antrag nicht?«
»Er täte es bestimmt, wenn ich ihn ließe. Aber es wäre ganz nutzlos. Überlege doch, Onkel, in welcher Lage die arme Cecy da ist! Sie hat Augustus’ Huldigungen monatelang angenommen, hat feierlich erklärt, daß sie ihn oder keinen heiraten will! Jetzt brauchst du nur noch einzuwilligen, dann muß sie sich ja einfach verpflichtet fühlen, ihn zu heiraten! Um jeden Preis muß eine formelle Verlobung verhindert werden. Du kannst es! Laß dich nur nicht von Charles zu irgend etwas bereden!« Ihre ausdrucksvollen Augen lachten ihn an. »Sei so ekelhaft zu Cecilia wie nur je! Nichts könnte zweckmäßiger sein.«
Er kniff sie in die Wange. »Du bist mir ein Schelm! Aber wenn Charles seine Meinung geändert hat … du weißt, Sophy, ich
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