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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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daß der Blick ihrer Kusine auf ihr ruhte, und fuhr hastig fort: »Noch nie habe ich Charles so freundlich gesehen! Und er hat von dem Elend gesprochen, gegen sein Gefühl zu einer Ehe gezwungen zu werden. Wenigstens ich, sagte er, sollte nicht ein Leben lang einen solchen Entschluß zu bedauern haben. Ach, Sophy, wäre es möglich, daß er sich nichts mehr aus Eugenia macht? Der Verdacht drängt sich einem doch geradezu auf!«
    »Daß Gott erbarm’, er hat sich nie etwas aus ihr gemacht«, erwiderte Sophy zornig. »Und wenn ihm das erst jetzt klargeworden ist, dann ist das schließlich noch kein Grund, um …«, sie unterbrach sich, streifte Cecilia mit einem raschen Blick und erriet weit mehr, als ihrer Kusine angenehm sein konnte. »Nun, heute geschehen Wunder«, sagte sie. »Natürlich beglückwünsche ich dich, liebste Cecy. Wann wird deine Verlobung bekanntgegeben?«
    »Ach, nicht bevor Augustus eine … eine respektable Beschäftigung gefunden hat. Aber das wird gewiß nicht lange dauern! Oder seine Tragödie hat Erfolg …«
    Ohne Wimpernzucken fügte Sophy sich in diese Möglichkeit und lauschte mit Interesse den Zukunftsplänen Cecilias. Daß diese Phantasien nicht frei von einem melancholischen Unterton waren, überhörte sie, ohne darauf einzugehen, und wiederholte ihre Glückwünsche. Doch während sie diese trügerischen Reden führte, arbeitete ihr Gehirn angestrengt. Ihr war vollkommen klar, in welche verhängnisvolle Lage Cecilia da geraten war, aber sie dachte nicht daran, sich in Klagen zu ergehen. Hier tat Drastischeres not, denn von keinem jungen Mädchen, das eine Verlobung gegen den Widerstand seiner Verwandten durchgesetzt, konnte erwartet werden, daß es diese Verlobung in dem Augenblick löste, da die erkämpfte Einwilligung gegeben wurde. Gern hätte Sophy Mr. Rivenhall ein paar hinter die Ohren gegeben. Daß er den Dickschädel gespielt, als sein Widerstand die Schwester nur in ihre Halsstarrigkeit hineintreiben konnte, war schlimm genug; diesen Widerstand aber gerade in dem Augenblick aufzugeben, da Charlbury auf bestem Wege war, den Poeten aus ihrem Herzen zu verdrängen, das war so widersinnig, daß Sophy alle Geduld verlor. Dank Alfred Wraxtons Schwatzhaftigkeit war das geheime Verlöbnis Cecilias mit Mr. Fawnhope zu aller Ohren gekommen. Wenn Mr. Rivenhall jetzt auf diese Ehe einging, stand nicht zu hoffen, daß die Verlobung lang hinausgezögert wurde; war sie einmal in der Gazette zu lesen, so würde nichts Cecilia dazu bringen, allen Regeln der Konvention hohnzusprechen und dem Verlobten öffentlich den Abschied zu geben. Es war sogar zweifelhaft, ob man sie noch vor der Veröffentlichung dazu bringen konnte, sich freizumachen, denn mutmaßlich würde sie sich mehr an Mr. Fawnhopes Gefühle gebunden halten, als es die wendigere Kusine getan hätte; und ihr Zartsinn würde ihr verbieten, jemandem schweren Kummer zu bereiten, der ihr ein getreuer Anbeter gewesen.
    Mr. Rivenhalls verblüffende Sinnesänderung erschien Sophy vielleicht nicht so unerklärlich wie seiner Schwester; aber obwohl die Gefühle, die dazu geführt hatten, ihr gefielen, gab sie sich nicht der Selbsttäuschung hin, er dächte an einen offenen Bruch mit Miss Wraxton. Derlei war nicht von ihm zu erwarten. Er war vielleicht gleichgültig gegen äußeren Schein, aber ein Mann seiner Erziehung konnte keinen derartigen Affront gegen eine Lady wagen. Auch durfte Sophy nicht hoffen, daß Miss Wraxton, der dieser Stimmungswechsel nicht entgangen sein konnte, aus freien Stücken von einer Verbindung zurücktreten würde, die beiden Partnern so wenig Glückschancen bot. Miss Wraxton sprach ja nur mehr von der bevorstehenden Hochzeit, und selbst die Ehe mit einem Mann, dessen Ansichten sie nicht teilte, mußte ihr lieber sein als ein Leben als alte Jungfer.
    So vergrub Sophy das Kinn in ihre Hände und überlegte, von einer Situation nicht eingeschüchtert, die wohl eine skrupellosere Frau aus der Fassung gebracht hätte. Wer Sophy kannte, mochte nun in Angst geraten, denn wenn sie einmal einen Entschluß faßte, würde kein Gedanke an gesellschaftliche Korrektheit sie zurückhalten, Pläne zu schmieden, die dann gewiß so ärgerniserregend wie originell waren.
    »Die Überraschung ist die Seele des Angriffs.«
    Diese Maxime, die einmal ein General in ihrer Gegenwart geäußert, kam ihr in den Sinn. Sie legte sie prüfend auf die Waagschale und fand sie gut. Nur eine Überraschung würde Charles oder Cecilia aus den

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