Die drei Ehen der Grand Sophy
habe da nicht viel zu sagen.«
»Dann sage eben nichts! Spiele nur den wilden Mann! Das kannst du doch, nicht wahr?«
Er sah offenbar in dieser Äußerung ein Kompliment und kicherte. »Ja, aber wenn die mich nicht in Ruhe lassen …«
»Dann suchst du eben deine Zuflucht bei White. Das übrige besorge ich schon. Wenn du nur deine Rolle spielst, verderbe ich schon die meine nicht. Und nun noch etwas! Auf keinen Fall darfst du durchblicken lassen, daß wir darüber gesprochen haben! Versprich mir das!«
»Nun, gut«, sagte Seine Lordschaft, »aber eines will ich dir offen sagen: lieber sehe ich noch den jungen Fawnhope in meiner Familie als dieses säuerliche Geschöpf, das Charles uns da aufdrängt.«
»Aber gewiß«, antwortete sie kühl. »Das kann nie gut ausgehen. Habe es gleich gemerkt, als ich nach London kam, und jetzt darf ich sogar hoffen, daß diese Geschichte zu Ende kommt. Spiele du nur deine Rolle richtig, dann wird alles Krumme gerade!«
»Sophy«, brach der Onkel aus, »worauf, zum Teufel, willst du eigentlich hinaus?«
Aber da lachte sie nur und lief aus dem Zimmer.
Die Folgen dieses Gespräches stellten das ganze Haus auf den Kopf. Zum erstenmal gelang es Mr. Rivenhall nicht, dem Vater seinen Willen aufzuzwingen. Seine Vorstellungen, Cecilias Leidenschaft habe sich schließlich als echt erwiesen, trafen weit neben das Ziel und führten nur zu einem Wutausbruch, der Charles verblüffte. Lord Ombersley wußte, daß die Argumente seines ältesten Sohnes das Übergewicht erlangen würden, und scheute den Kampf gegen einen Willen, der dem seinen überlegen war; darum tat er nur selten den Mund auf. Diesmal aber erklärte er, Charles sei zwar ein guter Verwalter der Güter, aber vorläufig noch nicht der Vormund seiner Schwestern. Und er fügte hinzu, in seinen Augen sei Cecilia immer noch Charlbury so gut wie versprochen und zu einer anderen Heirat wolle er nie die Einwilligung geben.
»Unglücklicherweise wirbt Charlbury gar nicht mehr um sie«, erwiderte Charles. »Sein Blick ist auf ein anderes Ziel gerichtet.«
»Ach, Unsinn! Der Bursche kommt doch immer noch ins Haus.«
»Gewiß – von meiner Kusine ermutigt.«
»Glaube kein Wort davon!« brummte Seine Lordschaft. »Sophy möchte ihn gar nicht.« Und als Charles kurz auflachte, fuhr er fort: »Und selbst wenn Charlbury um Sophy anhält, erlaube ich Cecilia immer noch nicht, diese läppische Zierpuppe zu heiraten, das magst du ihr sagen.«
Mr. Rivenhall berichtete ihr davon, aber als er tröstend hinzufügte, er werde seinen Vater schon noch zu seiner Ansicht bekehren, nahm sie diese Versicherung überraschend kühl auf. Sogar die Reden, in denen Lord Ombersley sich bei Tisch erging, erschütterten sie kaum, obwohl ihr ärgerliche Stimmen höchst unerträglich waren und sie ein wenig die Farbe wechselte.
Am wenigsten von diesem väterlichen Machtwort erschüttert zeigte sich Mr. Fawnhope. Als ihm kundgetan wurde, daß im Augenblick an eine Aussendung der Verlobungsnachricht an die Gesellschaftsblätter nicht zu denken war, sagte er verwundert: »Wollten wir sie denn aussenden? So, davon war schon die Rede? Ich muß das überhört haben! Ich bin gerade in der größten Sorge wegen Lepanto. Es läßt sich einfach nicht bestreiten, daß Seeschlachten auf der Bühne nicht gut herauskommen, aber wie soll man sie hier umgehen? Bin die halbe Nacht im Zimmer auf und ab gelaufen und der Lösung des Problems um keinen Schritt näher gekommen.«
»Ich muß dir sagen, Augustus, daß eine Heirat in diesem Jahr recht unwahrscheinlich ist«, gestand Cecilia.
»Ach ja, höchst unwahrscheinlich! Ich darf auch meine Gedanken nicht auf die Heirat richten, solange nicht der letzte Strich unter meine Tragödie gezogen ist.«
»Nein, und schließlich hat ja auch Charles ausbedungen, daß du eine respektable Stellung finden mußt, ehe das Verlöbnis veröffentlicht wird.«
»Das klärt alles«, sagte Mr. Fawnhope. »Die Frage ist jetzt zunächst, ob die Schwierigkeit nicht mit den Methoden der griechischen Dramaturgie zu lösen ist.«
»Augustus«, rief Cecilia mit verzweifelter Stimme, »gilt dir denn die Tragödie mehr als ich?«
Er betrachtete sie verwundert, merkte, daß sie es ernst meinte, ergriff alsogleich ihre Hand, drückte einen Kuß darauf und sagte lächelnd: »Wie absurd von dir, mein schöner Engel! Wie könnte irgend etwas mir mehr bedeuten als meine heilige Cecilia? Ich schreibe doch dieses Stück nur dir zu Ehren. Also dir wäre
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