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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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kleine Sophy nicht leiden kannst.«
    »Ihre kleine Sophy, Sir, hat mir – hat uns! – keine Atempause, keinen friedlichen Moment gewährt, seit sie in dieses Haus gekommen ist.«
    »Charles, so etwas kannst du nicht aussprechen!« rief seine Mutter errötend. »Das ist ungerecht! Wie kannst du – ach, wie kannst du all ihre Güte, die Hingabe, mit der sie –«
    Ihre Stimme versagte. Sie griff nach dem Taschentuch.
    Röte stieg in Mr. Rivenhalls Wangen. »Ich vergesse das nicht, aber dieser Streit –«
    »Ich weiß nicht, wie du nur auf einen solchen Gedanken kommen konntest! Es ist doch gar nicht wahr! Sophy ist weggelaufen, weil du sie mit deiner ungeziemenden Redeweise verletzt hast, und sich einzubilden, daß Charlbury –«
    »Ich weiß, daß er bei ihr ist! Und wenn ich einen Beweis brauchte, so wäre es dieser Brief, den sie mir freundlicherweise hinterlassen hat! Sie macht gar kein Hehl daraus.«
    »In diesem Fall«, sagte Sir Horace und füllte sein Glas nach, »führt sie gewiß einen Streich im Schilde. Versuch diesen Madeira, mein Junge: der spricht für deinen Vater. Dein Vater versteht etwas vom Wein!«
    »Aber, Charles, das ist doch entsetzlich!« stöhnte Lady Ombersley. »Gottlob habe ich Cecilia nicht verboten, ihr nachzufahren! Nicht auszudenken, solch ein Skandal! Horace, du mußt mir glauben, ich hatte keine Ahnung –«
    »Du lieber Gott, ich mache dir doch keine Vorwürfe, Elizabeth! Ich habe dir sogar ausdrücklich gesagt, daß du dir über Sophy keine Gedanken machen sollst! Die paßt schon auf sich selber auf. Hat sie von klein auf getan.«
    »Also, ich sage dir, Horace, das geht über alle Grenzen! Es macht dir also gar nichts aus, daß deine Tochter auf dem besten Weg ist, sich ihre Zukunft zu verpfuschen?«
    »Zukunft verpfuschen!« sagte Mr. Rivenhall geringschätzig. »Glaubst du an solche Ammenmärchen? Hast du wirklich sechs Monate meine Kusine im Haus gehabt und weißt nicht, wer sie ist? Wenn diese Spanierin nicht in diesem Augenblick in Lacy Manor ist, so darfst du mich einen Tölpel nennen!«
    Sir Horace begann sein Lorgnon mit einiger Beharrlichkeit zu säubern. »Sancia? Ich wollte dich schon nach ihr fragen, Lizzie. Ist sie noch in Merton?«
    »Wo sollte sie denn sonst sein, Horace?«
    »Darüber denke ich eben nach«, sagte er und prüfte das Ergebnis seines Tuns. »Sophy hat dir doch wohl von meinen Absichten gesprochen …?«
    »Natürlich hat sie das, und ich habe die Marquesa besucht, wie es wohl dein Wunsch war. Wenn du mich aber fragst, mein lieber Horace, so muß ich dir sagen, daß ich nicht recht begreife, wie du auf den Gedanken gekommen bist, dich um sie zu bewerben.«
    »Ja, das ist die Sache«, erwiderte er. »Man läßt sich eben hinreißen, Lizzie. Und niemand darf leugnen, daß sie ein verteufelt feiner Kerl ist. Es sollte mich nicht wundern, wenn ich hörte, daß jemand hinter ihr her ist. Ein Jammer, daß ich sie nach Merton verbannt habe! Aber so ist das schon, man tut solche Dinge, folgt einer plötzlichen Regung, und erst wenn man dann Ruhe hat, darüber nachzudenken … nun ja, ich beklage mich nicht.«
    »Es gibt wohl viele Schönheiten in Brasilien, Sir?« fragte sein Neffe spöttisch.
    »Sei nicht vorlaut, mein Junge«, erwiderte Sir Horace gutlaunig. »Tatsache ist, daß mir Zweifel gekommen sind, ob ich eigentlich zur Ehe tauge.«
    »Nun, wenn Ihnen das ein Trost ist«, sagte Mr. Rivenhall, »so möchte ich bemerken, daß meine Kusine alles getan hat, was in ihrer Macht stand, um Talgarth von der Marquesa fernzuhalten.«
    »Was, zum Teufel, braucht Sophy sich da einzumischen?« fragte Sir Horace gereizt. »Talgarth? Ich wußte gar nicht, daß er in England ist! Gut, gut, er ist ein geschickter Bursche, unser Vincent, und wahrscheinlich hat er ein Auge auf Sancias Vermögen geworfen.«
    Nun konnte Lady Ombersley nicht mehr an sich halten. »Ich finde dich geradezu schamlos! Und was hat das alles mit der Eskapade unserer armen Sophy zu tun? Du sitzt hier, als ginge dich das gar nichts an, während sie in ihr Unglück hineinrennt. Und du, Charles, magst sagen, was du willst, wenn es wahr ist, daß sie mit Charlbury durchgebrannt ist, so ist das äußerst anstößig, und sie muß sofort heimgebracht werden.«
    »Das wird sie«, sagte Mr. Rivenhall. »Oder bezweifelst du es, da du doch Cecilia und Eugenia wie in einer Romanze ausgesandt hast, ihr zu Hilfe zu eilen?«
    »Ich habe nichts dergleichen getan! Ich wußte überhaupt nichts davon, aber

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