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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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ich wollte natürlich nicht zulassen, daß deine Schwester allein fuhr, und als sie mir sagte, daß Eugenia ihr angeboten hatte, sie zu begleiten, wie sollte ich da anders als dankbar sein?« Sie unterbrach sich, von einem Gedanken beirrt, dem sie jedoch nicht Ausdruck verlieh. »Woraus schließt du übrigens, daß sie ihr zu Hilfe geeilt sind, Charles? Wenn Dassett so völlig von Sinnen ist, dir auszuplaudern –«
    »Nichts dergleichen! Ich verdanke meine Information Eugenia. Und mit deiner Erlaubnis will ich sagen, daß mir ein verteufelt impertinenter Brief Eugenias erspart geblieben wäre, wenn du oder meine Schwester, eine von euch, es richtig gefunden hätte, mich beizeiten zu informieren. Was in euch gefahren ist, sie in einer solchen Sache ins Vertrauen zu ziehen, werde ich nie begreifen. Großer Gott, bist du dir nicht darüber im klaren, was sie tun wird? Sie wird in der ganzen Stadt aussprengen, daß meine Kusine sich schändlich betragen hat.«
    »Aber ich habe ihr gar nichts gesagt«, klagte seine Mutter. »Ich war es bestimmt nicht, Charles!«
    »Eine von euch muß es ja gewesen sein«, sagte er ungeduldig und wandte sich dem Onkel zu. »Nun, Sir, gedenken Sie hierzubleiben und meines Vaters Weinverstand nachzuprüfen, oder ist es Ihre Absicht, mich nach Ashtead zu begleiten?«
    »Ich soll um diese Zeit nach Ashtead fahren, ich, der ich seit zwei Monaten unterwegs bin? Nein, mein Junge! Sei doch ein bißchen vernünftig! Warum sollte ich das?«
    »Ihr väterliches Gefühl müßte Ihnen die Antwort selbst liefern. Wenn es das nicht tut, bitte schön! Ich breche sofort auf!«
    »Und was gedenkst du in Lacy Manor eigentlich zu tun?« fragte Sir Horace und betrachtete ihn belustigt.
    »Sophy den Hals umdrehen!« sagte Mr. Rivenhall wütend.
    »Nun, dazu brauchst du meine Hilfe doch nicht, lieber Junge!« meinte Sir Horace und setzte sich bequem in seinem Sessel zurück.

XVIII
    DIE ERSTEN MINUTEN NACH dem Eintreffen der Marquesa aus Merton waren mit ihren bitteren Klagen über die Lage, in die sie sich versetzt fand, ausgefüllt. Der Luftzug, der vom Haupteingang kam, hatte das Feuer im Kamin frische Wolken beizenden Rauchs in die Halle treiben lassen, und alle Bemühungen Mrs. Claverings waren vergeblich gewesen, den Eindruck zu verwischen, den der vernachlässigte Raum erweckte. Nun stand Mrs. Clavering, von der pompösen Kleidung der Marquesa beeindruckt, vor der fremden Dame und knickste; die Marquesa aber, dadurch keineswegs besänftigt, murrte: »Madre de Dios! Hätte ich wenigstens Gaston mitgenommen! Dann wäre es hier erträglich! Und noch besser, ich hätte gleich den Koch mitgeschleppt! Warum rufst du mich in dieses Haus, Sophie? Schickst ganz plötzlich zu mir, und noch dazu bei Regen! Su conducta es perversa!«
    Sophy erklärte ihr unverzüglich, daß sie ihr die Rolle einer Duenna zugedacht habe, und eine solche Begründung mußte auf jemanden Eindruck machen, in dessen Adern reinstes kastilisches Blut floß. Die Marquesa zeigte sich so befriedigt, daß sie sogar zu fragen vergaß, warum Sophy sich in eine Lage gebracht habe, in der sie außer ihrer Tante noch einer zweiten Duenna bedürfte. Erst jetzt bemerkte sie Charlburys Gegenwart, und mit einiger Anstrengung ihres Gedächtnisses gelang es ihr sogar, sich seines Namens zu entsinnen.
    »Wie, sind Sie verletzt?« fragte Sir Vincent und deutete auf die Armschlinge. »Wie ist das nur passiert?«
    »Machen Sie sich keine Gedanken darüber«, warf Sophy ein und überhob Charlbury damit der Notwendigkeit, eine Antwort zu finden. »Wieso kommen Sie hierher, Sir Vincent?«
    »Das, meine teuerste Juno«, sagte er und seine Augen blitzten, »ist eine lange und heikle Geschichte. Ich könnte übrigens dieselbe Frage an Sie richten. Ich werde es natürlich nicht tun, denn Erklärungen können lästig sein, und außerdem scheint mir die Frage unseres Abendessens jetzt weit bedeutsamer. Ich muß befürchten, daß Sie sich nicht auf eine so große Gesellschaft vorbereitet haben.«
    »Nein, das habe ich nicht, und der Himmel weiß, wo wir etwas zu essen auftreiben sollen«, gestand Sophy. »Ich glaube, ich muß wohl in die Küche gehen und nachsehen, was es in der Vorratskammer gibt. Es ist nämlich höchst wahrscheinlich, daß auch meine Kusine Cecilia zu Tisch kommt. Und vermutlich auch Charles!«
    »Ach, Miss Sophy«, rief Mrs. Clavering ratlos, »Sie hätten uns doch verständigen sollen! Jetzt habe ich keine Ahnung, wo ich etwas zu essen

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