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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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begegneten, in den Wagen genommen hatten und im Augenblick in Longacre gerade sportgerechte Wagen besichtigten. Es gab eine große Auswahl davon, zusammen mit allen anderen Abarten von Fahrzeugen, in dem Lager, in das Hubert seine Kusine geführt hatte; und obwohl Sophy unerschütterlich dabei blieb, einen Phaeton zu bevorzugen, hatte Cecilia sich in einen rohrgeflochtenen Whiskey verguckt, und Hubert, hell von einer Karriole begeistert, drang in seine Kusine, diese zu kaufen. Mr. Fawnhope, um seine Meinung befragt, war nicht aufzufinden und wurde darüber ertappt, wie er in staunende Betrachtung versunken vor einer stattlichen Berline stand, einer Reisekutsche, die wie eine Riesenterrine auf allzu breiten Federungen aussah. Sie war mit einem mächtigen Dach bedeckt, üppig vergoldet, und über den Vorderrädern war ein Kutschbock angebracht, von dessen blauem Velvetbezug goldene Fransen herabhingen. »Aschenbrödel«, murmelte Mr. Fawnhope verträumt.
    Der Verkäufer meinte, die Berline, die eigentlich nur für Schaustellungen bereitgehalten werde, sei doch wohl nicht ganz, was die Dame suche.
    »Ein Gefährt für eine Prinzessin«, sagte Mr. Fawnhope unbeirrt. »Diesen Wagen mußt du haben, Cecilia, darin sollst du fahren. Und sechs Pferde mußt du dazu haben, mit Federbüschen als Kopfputz und blauen Decken.«
    Cecilia hatte gegen ein solches Programm nichts einzuwenden, erinnerte ihn aber daran, daß man eigentlich gekommen sei, Sophy bei der Auswahl eines Sportwagens zu helfen. So ließ er es zu, daß man ihn von der Berline fortschleppte, konnte aber, als er für Karriole oder Phaeton seine Stimme abgeben sollte, nur murmeln: »Was braucht T. O. nun zweifelsohn’? Zweipferdig einen Phaeton! Kann klein T. O. noch mehr kutschieren? Doch, einen Phaeton zu vieren!«
    »Gut und schön«, sagte Hubert ungeduldig, »aber meine Kusine ist nicht Tommy Onslow, und ich für mein Teil finde, daß ihr die Karriole bessere Dienste leisten wird!«
    »Die Linien eines Wagens kann man nicht skandieren, nicht reimen und nicht gehörig messen, doch haben auch sie ihr eigenes schönes Maß«, bestätigte Mr. Fawnhope. »Wie schön ist doch diese Karriole! Wie anmutig und doch würdevoll! Apollo aber, Apollo wählt den Phaeton! Diese Wagen machen mich ganz verwirrt. Gehen wir lieber!«
    »Wer ist eigentlich Tommy Onslow?« fragte Sophy, in deren Augen der Schelm blitzte. »Fuhr er wirklich einen Phaeton-Viererzug? Das wäre allerdings ein Argument! Jammerschade, daß ich gerade ein Paar gekauft habe! Für viere wird es nicht mehr langen, fürchte ich.«
    »Du könntest dir ja Charles’ Eisengraue ausleihen«, schlug Hubert mit einem boshaften Lächeln vor. »Bei Jupiter, das gäbe einen Heidenspaß!«
    Sophy lachte, aber schüttelte den Kopf. »Nein, das darf ich nun wirklich nicht. Ich nehme den Phaeton da, hab mich endgültig entschlossen.«
    Der Verkäufer sah betroffen drein, denn das Fahrzeug, auf das sie jetzt zeigte, war gar nicht der Phaeton, von dem er gemeint hatte, sie würde ihn nehmen, ein elegantes Wägelchen, gerade das richtige für eine Lady, sondern ein hochgebautes Modell mit riesigen Hinterrädern, so daß der Wagenkorb, der direkt über der Vorderachse schwebte, volle fünf Fuß über dem Boden hing. Immerhin war es nicht seine Aufgabe, einem Kunden eine teure Anschaffung auszureden, und so verneigte er sich und behielt die Gedanken, die sich ihm aufdrängten, für sich.
    Hubert, nicht so taktvoll, wandte ein: »Nun, Sophy, ein Damenwagen ist das gerade nicht. Ich hoffe, daß du damit nicht schon an der nächsten Ecke umwirfst.«
    »Ich bestimmt nicht!«
    Mr. Fawnhope, der den Phaeton aufmerksam betrachtet hatte, verkündete unvermittelt: »Cecilia darf nie in diesem Ding fahren!«
    Er sprach mit so ungewohnter Entschiedenheit, daß alle erstaunt aufblickten, und Cecilia wurde vor Freude über soviel Fürsorge ganz rot.
    »Sie können mir glauben, ich werfe schon nicht um«, versicherte Sophy.
    »Jedes Gefühl müßte beleidigt sein beim Anblick eines so exquisiten Geschöpfs in einem derart aufgemachten Fahrzeug«, beharrte Mr. Fawnhope. »Die Proportionen sind absurd. Dieser Wagen ist für äußerste Geschwindigkeit gebaut und sollte, wenn überhaupt, nur von einem Rennfahrer kutschiert werden, von einem im Radmantel mit Umhang und mit einem getüpfelten Halstuch. Für Cecilia ist das nichts.«
    »Gut, gut, ich dachte schon, Sie hätten Angst, ich könnte umwerfen, wenn sie im Wagen

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