Die drei Ehen der Grand Sophy
Pferden, den Groom an der Seite, die Peitsche in streng korrektem Winkel gehalten, Miss Stanton-Lacy. Und wenn dieser Anblick Mr. Rivenhall Vergnügen bereitete, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Er sah drein, als hätte der Blitz ihn getroffen, und sein Mund verriet mehr Grimm als gewöhnlich. Als der Wagen näher kam und sein Tempo verringerte, hielt auch er die Zügel an. Die Wagen hielten genau auf gleicher Höhe.
»Cousin Charles!« rief Sophy. »Guten Morgen, Mister Wychbold! Nun, Cousin, wie findest du die beiden? Ich glaube, ich habe gut gekauft.«
»Wo hast du diese Pferde her?« fragte Mr. Rivenhall.
»Nun, Charles, spiele nicht den Ahnungslosen!« sagte Mr. Wychbold und schickte sich an, aus der Karriole zu klettern. »Du mußt doch Manningtrees Wallachen erkennen! Übrigens habe ich es dir ja vor einer Minute gesagt. Aber lassen Sie doch hören, Miss Stanton-Lacy – verkauft Manningtree aus?«
»Scheint so«, lächelte sie.
»Bei Jupiter, die haben Sie mir ausgespannt, denn auf dieses Paar war ich scharf, seit Manningtree sie nach London brachte! Wie haben Sie nur Wind davon bekommen?«
»Hand aufs Herz, ich hatte keine Ahnung! Sir Vincent Talgarth hat mir den Wink gegeben.«
»Dieser Bursche«, brummte Mr. Rivenhall wütend, »hätte ich mir denken können!«
»Ja, das hättest du«, räumte sie ein. »Er ist doch dafür berühmt, daß er solche Dinge weiß, bevor ein anderer auch nur etwas davon ahnt. Darf ich Sie einladen, Mr. Wychbold? Wenn ich Ihnen schon eine Chance verdorben habe, so ist es die geringste Sühne, daß ich Ihnen anbiete, mein Paar einmal zu fahren.«
»Möchtest du mir vielleicht sagen, welche von Mutters oder meinen Pferden ich aus unseren Ställen entfernen soll, um Platz für diese beiden zu schaffen?« fragte Mister Rivenhall mit eisiger Höflichkeit. »Es wäre denn, daß du dir eigene Ställe besorgst.«
»Lieber Cousin Charles, wie könnte ich es mir beifallen lassen, dich in so peinliche Verlegenheit zu bringen? John Potton hat für alles vorgesorgt. Dich werden meine Pferde nicht stören. Steigen Sie aus, John: keine Angst, Sie können Mr. Wychbold Ihren Platz ruhig abtreten, denn wenn die beiden mir durchgehen, wird er besser mit ihnen fertig als Sie oder ich.«
Der Groom, ein Mann in mittleren Jahren, hatte Mister Wychbold prüfend angesehen, doch schien das Ergebnis befriedigend, denn er gehorchte ohne Widerrede. Leichtfüßig sprang Mr. Wychbold in den Phaeton. Sophy nickte ihrem Cousin zu, und die Jagdpferde griffen aus. Mr. Rivenhall sah dem Phaeton einen Moment lang nach, dann richtete sich sein Blick auf den Groom. »Wie konnten Sie nur erlauben, daß Ihre Herrin einen so verdammt gefährlichen Wagen kauft?«
»Über Miss Sophy dürfen Sie sich nie wundern«, sagte John väterlich. »Auch Sir Horace kann sie nicht halten, wenn sie sich etwas einbildet. Hab oft genug Sir Horace gesagt, daß er sie beizeiten hätte zügeln müssen, aber er hat es nie getan und nicht einmal versucht.«
»Nun, wenn ich –«, Mr. Rivenhall unterbrach sich, denn es wurde ihm klar, wie unziemlich ein solches Geplauder war. »Verdammte Unverschämtheit!« brummte er und brachte seine Grauen mit einem Schwung in Gang, der seine ganze Laune verriet.
Inzwischen weigerte sich Mr. Wychbold ritterlich, die Zügel aus Miss Stanton-Lacys Hand zu übernehmen. »Hab nicht gedacht, daß ich so etwas einmal sagen werde, aber es ist ein Vergnügen, sich von einer Lady kutschieren zu lassen, die ihre Pferde so in der Hand hat wie Sie. Gehen übrigens prächtig, die beiden! Soll mich nicht wundern, wenn Charles ein Auge auf die beiden geworfen hätte. Das setzt bei ihm gewiß wieder eine verdammte Teufelslaune.«
»Nein, nein, da tun Sie ihm unrecht! Er ist bloß mißlaunig, weil ich es gegen seinen Rat getan habe – geradezu gegen seinen ausdrücklichen Befehl. Kennen Sie meinen Cousin gut?«
»Seit wir zusammen in Eton waren.«
»Dann sagen Sie mir doch: hat er immer schon die große Geige spielen wollen?«
Mr. Wychbold überlegte, kam aber zu keinem rechten Schluß. »Ich weiß nicht«, sagte er, »einer gibt immer den Ton an, natürlich, aber seinen Freunden hat ein Mann doch nichts zu befehlen, schließlich.« Er überlegte wieder. »Nun, seine Launen sind nicht gerade bequem, aber er ist ein verteufelt guter Freund. Ich habe ihm oft gesagt, daß er seine unangenehme Redeweise zügeln soll, aber Tatsache bleibt, daß ich keinem lieber aus einer Klemme
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