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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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versteht.«
    Darüber kicherte Mr. Wraxton, seine Schwester aber blieb zurück, bis ihr Pferd mit dem Mr. Rivenhalls Schritt hielt, und sagte leise, gedeckt durch einen Scherz, den Mr. Wraxton Sophy laut erzählte: »Es ist ein rechter Jammer, die Leute werden sie auslachen, wenn ihre Lebhaftigkeit sie verführt, Dinge zu sagen, die nicht gerade passend sind. Man wird zu sehr auf sie aufmerksam, und das ist doch wohl die Wurzel allen Übels.«
    Er zog die Brauen hoch. »Du urteilst streng. Magst du sie nicht?«
    »Aber nein«, wehrte sie hastig ab, »ich finde nur keinen rechten Geschmack an dieser Sorte sportlicher Verspieltheit.«
    Er machte eine Miene, als hätte er gern noch etwas gesagt, aber in diesem Augenblick kam eine Kavalkade von sehr militärischem Aussehen in Sicht, die in kurzem Galopp auf sie zu ritt. Die Gruppe bestand aus vier Herren, deren kecke Schnurrbärte und soldatische Haltung erraten ließen, wer sie waren. Mit gleichmütigen Blicken streiften sie Mr. Rivenhalls Gesellschaft. Gleich darauf aber gab es einen Aufschrei, die Pferde wurden gezügelt, und eine Stimme rief schallend: »Das ist aber großartig – es ist wahrhaftig die Grand Sophy!«
    Dann folgte ein wirres Durcheinander, die vier Herren umdrängten Sophy, schüttelten ihr die Hand und bestürmten sie mit Fragen. Aus welchem Himmel sie gefallen sei? Seit wann in England? Warum man davon so gar nichts wisse? Und wie es Sir Horace ginge.
    »Nein wirklich, Sophy, Sie zu sehen, da werden traurige Augen fröhlich!« versicherte Major Quinton, der sie als erster angerufen hatte.
    »Und Sie haben Salamanca! Großer Gott, erinnern Sie sich, wie Sie damals auf ihm über die Pyrenäen ritten! Und wie Soults Patrouillen hinter Ihnen her waren und Sie beinahe abgefangen hätten?«
    »Sophy, was haben Sie hier vor? Bleiben Sie in London? Wo ist Sir Horace?«
    Lachend versuchte sie, alle Fragen gleichzeitig zu beantworten, während ihr Pferd seitwärts tänzelte, am Zügel zerrte und den Kopf schüttelte. »Nach Übersee gefahren. Keine Sorge um mich! Was treiben Sie alle in England? Ich glaubte Sie noch in Frankreich! Jetzt erzählen Sie mir nur nicht, daß Sie abgemustert haben!«
    »Debenham ja, der Glückspilz! Ich bin auf Urlaub, Wolvey ist in England in Garnison – dazu muß man eben so einen Papa haben! Und Talgarth ist ganz was Großes geworden, fast ein Tier! Ja, wirklich! Flügeladjutant beim Herzog von York. Merken Sie nicht gleich, wie wichtig er ausschaut? Aber er ist die Leutseligkeit selbst! Keine Spur von Herablassung, vorläufig!«
    »Still, Schwätzer!« sagte das Opfer dieses Spottes, ein etwas älterer, aber hübscher Reiter von sehr selbstsicherer, ein wenig müder Haltung. »Liebe Sophy, lange können Sie noch nicht in London sein, mir ist noch kein Gerücht über vulkanische Erschütterungen zu Ohren gekommen, und ich weiß so etwas immer sehr schnell.«
    Sie lachte. »Nein, so etwas dürfen Sie wirklich nicht sagen, Sir Vincent! Ich verursache keine vulkanischen Erschütterungen, das wissen Sie.«
    »Wie können Sie behaupten, daß ich das weiß, liebes Kind! Als ich Sie das letzte Mal traf, waren Sie gerade damit beschäftigt, die Angelegenheiten der auseinandergeratensten Familie von ganz Belgien zu arrangieren, der ich je begegnet bin. Die Leute hatten meine volle Sympathie, aber ich konnte einfach nicht helfen. Ich kenne meine Grenzen.«
    »Ach, die armen Le Bruns! Nun, irgendwer mußte ihnen aus dieser Lage heraushelfen. Und wissen Sie, alles ist auf das denkbar beste geordnet worden! Aber nein, da vergesse ich vor Freude meine ganze Erziehung! Miss Wraxton, verzeihen Sie, bitte, darf ich Sie mit dem Oberst Sir Vincent Talgarth bekannt machen, mit Oberst Debenham – dies hier ist Major Titus Quinton, und dies – o du meine Güte, Sie hätte ich doch zuerst nennen müssen, Francis? Da finde ich mich nie zurecht, na, schadet auch nichts! – dies ist Captain Lord Francis Wolvey! Mein Cousin, Mr. Rivenhall. Oh, und Mr. Wraxton, hier!«
    Miss Wraxton neigte höflich den Kopf. Mr. Rivenhall nickte den übrigen zu und wandte sich an Lord Francis. »Ich glaube, ich bin Ihnen noch nicht begegnet, aber ich war mit Ihrem Bruder zusammen in Oxford.«
    Lord Francis beugte sich im Sattel vor, um ihm die Hand zu schütteln. »Oh, jetzt weiß ich, wer Sie sind! Sie sind Charles Rivenhall! Da ist kein Irrtum möglich! Boxen Sie noch? Freddy behauptete immer, er wüßte keinen Amateur mit einer so furchtbaren Rechten wie

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