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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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zu nehmen und einzugreifen! Ich habe eine Menge Fehler, aber träge und scheu bin ich nicht – darf es mir allerdings, das weiß ich wohl, nicht als Tugend anrechnen, denn ich bin, wie Vater sagt, ohne Nerven geboren und fast unempfindlich. Ich weiß selber noch nicht, was ich tun soll, bin mir darüber noch nicht im klaren, aber vielleicht werde ich Ihre Hilfe nötig haben, um diese verrückte Verlobung auseinanderzubringen.« Ein Seitenblick sagte ihr, daß er betroffen aussah, und so fügte sie beschwichtigend hinzu: »Aller Wahrscheinlichkeit nach brauche ich Sie nicht, aber Sicheres weiß man nie, da muß man gerüstet sein. So, und jetzt muß ich Sie absetzen, dort wartet Cecilia auf mich, und sie hat versprochen, daß ich sie ausfahren darf, sobald sie sich überzeugt hat, daß ich den Phaeton nicht umwerfe.«
    »Nun, das ist nicht zu besorgen«, sagte Mr. Wychbold, und dabei kam ihm der Gedanke, daß dieses beunruhigende junge Frauenzimmer, während es auf dem Berkeley Square wohnte, wohl mehr als einen Wagen zum Kippen bringen könnte.
    Er drückte ihr die Hand und versicherte, daß er ihre Kandidatur unterstützen würde, wenn einmal Frauen zum Vier-Pferde-Klub zugelassen würden, sprang aus dem Phaeton und begrüßte Cecilia, die mit Miss Adderbury und den Kindern an den Fahrweg herangetreten war. Gertrude, Amabel und Theodore erhoben natürlich Anspruch darauf, vor ihrer älteren Schwester den Platz neben der Kusine einnehmen zu dürfen, aber nachdem ihnen mit Festigkeit begegnet worden war, hob Mr. Wychbold Cecilia in den Wagen, verneigte sich und schritt davon.
    Es fiel Sophy sofort auf, daß Cecilia blaß aussah, während die kleine Gouvernante sichtlich mit einer nur mühsam unterdrückten Erregung kämpfte; und da Sophy meinte, daß man immer ohne Umschweife auf den Grund der Dinge gehen müsse, fragte sie unumwunden: »Nun, Cecy, warum siehst du aus wie die leibhaftig gewordene Migräne?«
    Tina, die sich, solange Mr. Wychbold den Sitz neben ihrer Herrin eingenommen, hinter ihren Füßen verkrochen hatte, kam jetzt unter der Decke hervor und sprang auf Cecilias Knie. Cecilia tätschelte sie gedankenlos, streichelte sie und sagte gedämpft: »Eugenia.«
    »Hol doch der und jener dieses Geschöpf!« rief Sophy. »Was hat sie denn schon wieder angestellt?«
    »Sie ist mit Alfred hier spazierengegangen und auf uns gestoßen.«
    »Nun gut«, bemerkte Sophy vernünftig, »zugegeben, ich mache mir nichts aus ihr, und Alfred ist gewiß die Abscheulichkeit in Person, aber darum sehe ich doch noch nicht ein, warum dich das so aus der Fassung bringt. Er kann nicht versucht haben, den Arm um deine Hüften zu legen, solange seine Schwester dabei war.«
    »Och, Alfred –!« sagte Cecilia geringschätzig. »Nicht, daß er es nicht versuchen würde, mir den Arm zu drücken und Augen zu machen und Zeug zu reden, daß ich ihm am liebsten eins hinter die Ohren gäbe! Er ist mir gleichgültig. Aber Augustus war doch bei mir, Sophy!«
    »Na, und?«
    »Gut, wir waren ein wenig hinter Addy zurückgeblieben, denn man kann doch nichts Vernünftiges reden, wenn die Kinder immerfort dazwischenschwätzen, nicht? Aber es stimmt nicht, daß wir außer Sehweite waren, und wir hatten uns auch nicht auf einen einsamen Pfad ›gestohlen‹ – es war jedenfalls ein sehr begangener Pfad, und Addy war immer in der Nähe, also was soll das Ganze? Jedenfalls ist es abscheulich ungerecht, zu behaupten, daß ich mich heimlich mit Augustus treffe! Wer das hört, müßte ja rein glauben, daß er weiß Gott was für ein Abenteurer ist, und nicht jemand, den ich von klein auf gut kenne! Darf er vielleicht nicht im Park Spazierengehen? Und wenn ich ihn treffe, bitte schön, warum soll ich nicht mit ihm sprechen?«
    »Ich wüßte keinen Grund. Hat das abstoßende Geschöpf dich gescholten?«
    »Nicht eigentlich mich, sondern die arme Addy. Addy ist ganz verzweifelt, denn Eugenia hat, scheint es, gesagt, daß sie Mamas Vertrauen mißbraucht und mich zu meiner Geheimtuerei ermutigt. Auch mich hat sie gräßlich behandelt, aber sie konnte nicht recht etwas sagen, weil Augustus dabei war. Dann aber mußte er mit ihr gehen, und Alfred mußte mich führen, und ich bin mir wie beschmutzt vorgekommen, richtig beschmutzt.«
    »Das würde jedem mit Alfred so gehen.«
    »Es war nicht nur das! Aber Eugenias ganze Art! Als ob ich, ich weiß nicht, so etwas wie eine Verworfene wäre! Und das ist noch gar nicht das Schlimmste. Charles fährt gerade aus,

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