Die drei Ehen der Grand Sophy
ihm um den Strauchgarten, dann ging sie zum Haus zurück.
Sie fand Mr. Rivenhall mit Tina, die zu seinen Füßen lag und schlafend eine üppige Mahlzeit verdaute, unter einer Ulme sitzen. »Wenn du ein köstliches Bild sehen willst, Sophy«, sagte er, »so wirf einen Blick durch das Fenster in den Salon! Mutter im tiefsten Schlaf auf dem einen, die Marquesa auf dem anderen Sofa.«
»Nun, wenn ihnen das Vergnügen macht, sollten wir sie nicht stören«, meinte sie. »Mir wäre es keines, aber ich versuche mir vor Augen zu halten, daß manche Leute ihr halbes Leben so vertrödeln.«
Er rückte zur Seite, um ihr Platz zu machen. »Nun, Trägheit ist wohl nicht deine hervorstechendste Sünde«, räumte er ein. »Manchmal frage ich mich, ob es für uns nicht besser wäre, wenn du ein wenig zur Faulheit neigtest, aber wir haben ja verabredet, heute nicht zu streiten, also will ich diesen Gedanken nicht weiter verfolgen. Sag, Sophy, wie ist mein Onkel nur auf die Idee gekommen, diese Frau zu heiraten?«
Sie zog die Brauen hoch. »Sie hat ein sehr liebenswürdiges Naturell, weißt du, und Sir Horace hat etwas für geruhsame Frauen übrig.«
»Komisch, daß du mit einer so unmöglichen Verbindung einverstanden bist!«
»Unsinn! Ich habe da nichts dreinzureden.«
»Meiner Ansicht nach hast du da sehr viel dreinzureden! Spiel doch nicht die Harmlose, Kusine! Ich kenne dich jetzt genug, um zu wissen, daß du meinen Onkel fest in den Zügeln hast. Vermutlich hast du ihn im Lauf der Zeit schon vor Dutzenden von Marquesas bewahrt.«
Sie lachte. »Na, das wohl«, gestand sie. »Aber von denen hätte keine dem armen Menschen ein behagliches Leben bereitet, und das wird Sancia doch wohl tun. Ich bin mir schon lange darüber klargeworden, daß er wieder heiraten sollte.«
»Jetzt wirst du gleich behaupten, daß du diese Ehe gestiftet hast.«
»Ach wo! Für Sir Horace braucht man so etwas nicht zu arrangieren«, sagte sie freimütig, »ich kenne keinen Menschen, der so zart besaitet ist wie er, und die Gefahr ist die: wenn eine hübsche Frau sich an seiner Schulter ausweint, kann sie ihn zu allem bringen.«
Er antwortete nicht, und sie bemerkte, daß seine Aufmerksamkeit auf Cecilia und Sir Vincent gerichtet war, die gerade um die gestutzte Eibenhecke bogen. Seine Stirn verdüsterte sich ein wenig, und so sagte Sophy streng: »Werde nur nicht gleich wieder mißlaunig, weil Cecy ein wenig mit Sir Vincent flirtet! Du solltest froh sein, daß sie sich noch für einen anderen Mann als Mr. Fawnhope interessiert. Aber dir ist ja gar nichts recht!«
»So eine Verbindung wäre mir gewiß nicht recht.«
»Kein Anlaß zur Beunruhigung! Sir Vincent ist nur auf Erbinnen aus, er wird Cecy bestimmt keinen Antrag machen.«
»Das ist es auch nicht, was ich fürchte«, erwiderte er.
Mehr konnte sie nicht sagen, denn nun kam das Paar bereits näher. Cecilia, hübscher als je, berichtete, wie Sir Vincent einen Lakaien gefunden hätte, der ihnen Mais für die Tauben brachte. Sie hatte die Tauben gefüttert, und offenbar hatte sie mehr Vergnügen daran gefunden, die Tauben dazu zu bringen, daß sie die Maiskörner von ihren Lippen pickten, als auf Sir Vincents wohlerprobte Komplimente zu hören.
Bald stieß auch Hubert zu ihnen. Er warf Sophy einen so hinterlistigen Blick zu, daß er ihr trotz seines hohen Kragens, seines sorgfältig gelegten Plastrons und der modischen Weste wie ein Schuljunge erschien und nicht wie der junge Dandy, für den er sich hielt. Sie konnte sich nicht vorstellen, welchen Streich er in der kurzen Zeit ausgeheckt haben mochte, seit sie sich von ihm getrennt, und bevor sie über dieses Problem noch ernsthaft nachdenken konnte, wurde ihre Aufmerksamkeit von der Marquesa abgelenkt, die am Fenster auftauchte und durch Zeichen zu verstehen gab, sie sollten alle ins Haus kommen. Die Höflichkeit verpflichtete sogar Mr. Rivenhall, dieser Aufforderung zu folgen. Sie fanden die Marquesa durch den kurzen Schlummer so erfrischt, daß sie geradezu angeregt wirkte. Lady Ombersley hatte, als sie aus ihrem Schlaf erwachte, die geheimnisvollen Worte gemurmelt: »Lotion der dänischen Hofdamen«, und diese hatten auf ihre Gastgeberin einen so tiefen Eindruck gemacht, daß sie sich auf ihrem Sofa aufsetzte und rief: »Aber nicht doch! Das Destillat von grünen Fichtenzapfen ist weit besser, glauben Sie mir!« Als die jungen Leute ins Haus traten, hatten die beiden Damen bereits alle Mittel, den Teint frisch zu erhalten, erörtert,
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