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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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und wenn sie auch in so gewichtigen Fragen, wie dem Auflegen von rohem Kalbfleisch auf das Gesicht, um die Runzelbildung zu verhindern, weit auseinandergingen, waren sie sich doch über die wohltätige Wirkung von Kerbelwasser und zerdrückten Erdbeeren einig.
    Da nun seit der leichten Marienda gute zwei Stunden verstrichen waren, bedurfte die Marquesa dringend weiterer Atzung und lud ihre Gäste herzlich zu Tee und Bischofsbrot ein. Erst jetzt bemerkte Lady Ombersley, daß Miss Wraxton und Mr. Fawnhope ferngeblieben waren, und erkundigte sich, wo sie wohl steckten. Cecilia erwiderte mit einem Achselzucken, daß sie miteinander sicher im Hain Verse rezitierten; als die beiden aber auch nach zwanzig Minuten nicht auftauchten, wurde nicht nur Lady Ombersley, sondern auch ihr ältester Sohn ein wenig nachdenklich. Jetzt erst entsann sich Sophy Huberts listigen Blickes. Sie warf ihm einen Seitenblick zu und entdeckte eine durchaus unglaubwürdige Gleichgültigkeit in seiner Miene. Ahnungsvoll nahm sie einen Vorwand wahr, ihren Platz zu wechseln und sich neben ihn zu setzen. Gedeckt durch das allgemeine Geplauder, flüsterte sie ihm zu: »Was hast du angestellt, du scheußliches Geschöpf?«
    »Die Tür zu dem Hain abgesperrt«, flüsterte er ihr zu. »Die können nicht mehr heraus. Das wird Eugenia lehren, ewig mit ihren Anstandsregeln aufzutrumpfen!«
    Sie mußte ein Auflachen unterdrücken, brachte aber doch den angemessenen Ernst auf, zu sagen: »Das geht nicht! Wenn du den Schlüssel hast, gib ihn mir so, daß niemand es merkt.«
    Er brummte etwas von Spielverderberei, fand aber dann doch bald eine passende Gelegenheit, den Schlüssel in ihren Schoß gleiten zu lassen. Vor einer Stunde war es ihm als glänzender Einfall erschienen, den Zugang zum Hain zu verschließen, nun aber war ihm doch klargeworden, daß es vielleicht schwieriger sein würde, das eingeschlossene Paar unauffällig wieder herauszulassen.
    »Es sieht der lieben Eugenia so gar nicht ähnlich!« sagte Lady Ombersley. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wo sie nur sein mag!«
    »En verdad, das kann man wohl erraten«, erwiderte die Marquesa belustigt. »Ein so schöner junger Mann und eine so romantische Szenerie!«
    »Ich will doch einmal nach ihnen sehen«, sagte Mister Rivenhall und stand auf.
    Hubert begann ein wenig beunruhigt dreinzusehen, aber da rief Sophy: »Ob vielleicht einer der Gärtner gemeint hat, wir wären alle schon zurück und das Gittertor abgeschlossen hat? Entschuldige, Sancia!«
    Sie holte Mr. Rivenhall im Strauchgarten ein und rief: »So eine Dummheit! Sancia hat in ihrer ewigen Angst vor Dieben ihre Diener darauf gedrillt, keines der Tore jemals unverschlossen zu lassen. Einer der Gärtner hat geglaubt, wir wären schon alle im Haus, und hat den Zugang zum Hain versperrt. Gaston hatte den Schlüssel: hier ist er!«
    Eine Biegung des Kiespfades brachte den Zugang zum Hain in Sicht. Miss Wraxton stand an dem Gittertor, und es gehörte kein Scharfsinn dazu, ihre Mißlaune zu erraten. Weiter rückwärts saß, in eine metrische Komposition vertieft und offensichtlich der Welt weit entrückt, Mister Fawnhope.
    Während Mr. Rivenhall den Schlüssel ins Schloß schob, sagte Sophy: »Was für ein Mißgeschick! Daran ist nur Sancias absurde Furchtsamkeit schuld! Sie haben sich gewiß furchtbar gelangweilt, nicht wahr? Oder ist Ihnen gar kalt, Miss Wraxton?«
    Miss Wraxton hatte eine böse halbe Stunde hinter sich. Als sie sich in den Hain eingeschlossen fand, hatte sie zunächst Mr. Fawnhope aufgefordert, über das Gitter zu steigen, und als er das kurz und bündig ablehnte, hatte sie verlangt, er möge rufen. Inzwischen aber hatte die Ode, die sich in seinem Kopf formte, Besitz von ihm ergriffen, und er hatte versichert, dies wäre gerade der silvane Hintergrund, den er zu seiner Inspiration benötige. Er hatte sich auf eine Bank gesetzt, Bleistift und Papier hervorgezogen, und als sie ihn bat, doch etwas zu unternehmen, damit sie aus der Einsperrung herauskäme, hatte er nur mit einer Stimme, die erraten ließ, wie weit er in seinen Gedanken bereits entfernt war, geantwortet: »Pst!« Demgemäß trug sie Mord im Herzen, als die Hilfstruppe anrückte, und hatte, weiß vor Zorn, Sophy die unbedachte Beschuldigung entgegengeschleudert: »Das haben Sie getan!«
    Sophy, der es leid tat, sie in einer so lächerlichen Situation zu finden, antwortete beschwichtigend: »Ein törichter Diener dachte, wir wären schon alle im Haus. Ärgern

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