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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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von Cecilia abzulenken. Sir Vincent, der sich über die Langeweile hinwegtröstete, indem er die Komik dieser Situation genoß, wartete nur einen günstigen Augenblick ab, und nun wurde er entschädigt. Cecilia, die an solch gehobener Unterhaltung nicht teilzunehmen vermochte, denn sie war keine große Bücherkennerin, blieb sacht zurück. Sir Vincent trat an ihre Seite, und gar bald hatte er sie nicht nur aus ihrem Verdruß, sondern auch aus dem Hain herausgelockt. Zwar, so sagte er, bewunderte er Miss Wraxtons Geist zutiefst, doch sei ihm ihre Konversation beschwerlich. Bäume und Blumen übten eher eine auflockernde Wirkung auf seinen Verstand aus. Auch wäre der Boden hier feucht. Für eine zarte Dame gewiß nicht das richtige. So führte er Cecilia zum Taubenschlag, und da er in der Kunst des Flirtens bewandert war, sie ihrerseits aber ein kleines Getändel nicht von sich wies, wenn man damit einen öden Nachmittag vertreiben konnte, verbrachten sie zusammen eine recht angenehme Stunde.
    Und während all dies vor sich ging, spazierten Sophy und Hubert im Strauchgarten herum. Es war Sophy nicht entgangen, daß er in den letzten Tagen zwischen jauchzendem Glücksgefühl und tiefster Niedergeschlagenheit geschwankt hatte. Sie hatte dieser Tatsache sogar vor Cecilia Erwähnung getan, aber die meinte nur, Hubert sei immer launisch gewesen, und schien nicht geneigt, tiefer darüber nachzudenken. Sophy aber duldete es nie, daß jemand Kummer litt, ohne sofort den Gründen nachzugehen und sie, wenn möglich, zu beheben. Immerhin war sie ihm nun nahe genug gekommen, um eine Andeutung riskieren zu können, und tatsächlich blieb er, wenn er ihr auch nicht gerade sofort sein Vertrauen entgegentrug, wenigstens nicht, wie sie befürchtet hatte, auf dem hohen Roß sitzen. Ja, er bekannte offen, daß er ein wenig in Sorgen sei, doch handle es sich dabei um keine große Angelegenheit und er hoffe die Sache binnen weniger Tage beizulegen.
    Sophy, die ihn zu einer Rasenbank geleitet hatte, nötigte ihn, sich neben sie zu setzen. Während sie mit dem Sonnenschirm ein Muster in den Sand zeichnete, sagte sie: »Wenn es dabei um Geld geht – und es geht doch fast immer um Geld, denn Geld ist das ekelhafteste Ding auf der ganzen Welt! ~ und wenn du deinen Papa nicht darum bitten magst, dann glaube ich, dir helfen zu können.«
    »Was das schon hülfe, meinen Vater darum zu bitten!« sagte Hubert. »Der kann sich selber nicht rühren, und darum ist es doppelt ungerecht, aber glaube mir, das einzige Mal, daß ich ihn jemals um Geld bat, geriet er ärger in Wut als Charles.«
    »Gerät Charles denn manchmal in Wut?«
    »Na weißt du –! Nein, seine Wut, die wäre mir noch nicht das Schlimmste!« erwiderte Hubert bitter.
    Sie nickte. »Also du möchtest dich nicht an ihn wenden. Sag es mir doch, bitte!«
    »Das tue ich bestimmt nicht«, erwiderte Hubert würdevoll. »Schrecklich nett von dir, Sophy, aber so weit hab ich es noch nicht gebracht.«
    »Wie weit?« fragte sie.
    »Geld von Frauen ausleihen! Ist auch nicht nötig. Ich bringe das schon noch zustande, und noch bevor ich nach Oxford zurückfahre, gottlob!«
    »Aber wie?«
    »Mach dir keine Gedanken darüber, es kann nicht schiefgehen! Und wenn es schiefgeht – aber das tut’s ja nicht! Bestimmt nicht! Ich habe zwar einen Vater, der – na, von dem zu reden hat ja gar keinen Sinn! Und ich habe vielleicht einen verdammt widerlichen Bruder, der den Geldbeutel zugeschnürt hält, daß man ihn für einen Juden halten möchte, aber glücklicherweise habe ich noch ein paar gute Freunde – da kann Charles sagen, was er will!«
    »Oh!« sagte Sophy und dachte über diese Eröffnung nach. Charles mochte unangenehm sein, aber sie erriet, daß wohl etwas daran sein mochte, wenn er von diesen Freunden Huberts nichts wissen wollte. »Also er kann deine Freunde nicht leiden?«
    Hubert lachte kurz auf. »Na eben! Bloß weil sie Verstand haben und hie und da sich einen Jux leisten, darum predigt er schon wie ein Methodist, und – hör einmal, Sophy, du wirst doch nicht etwa mit Charles reden?«
    »Natürlich tu ich so was nicht!« versicherte sie empört. »Für wen hältst du mich eigentlich?«
    »Nein, ich denke nicht so von dir, nur … na, es ist ja gleichgültig! Heute in acht Tagen bin ich munter wie ein Fisch im Wasser, und noch einmal laufe ich in so was nicht hinein, das sag ich dir!«
    Damit mußte sie sich zufriedengeben, mehr wollte er nicht sagen. Sie machte noch eine Runde mit

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