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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Personen hast du eingeladen?« fragte Mr. Rivenhall, auf den diese Auszeichnung keinen Eindruck zu machen schien.
    »Nun … nicht über vierhundert«, stammelte die Mutter zerknirscht. »Aber es kommen ja sicher nicht alle.«
    »Vierhundert! Wer das wieder angerichtet hat, brauche ich wohl nicht zu fragen. Und wer bezahlt dieses Vergnügen?«
    »Sophy … das heißt natürlich der Onkel. Nichts davon fällt auf dich.«
    Dies beschwichtigte ihn nicht etwa, sondern setzte ihn in Zorn. »Und du bildest dir ein, daß ich diesem verdammten Ding erlauben werde, unsere Bälle zu bezahlen? Wenn du schon ungeschickt genug warst, auf so etwas einzugehen –«
    Lady Ombersley suchte ihre Zuflucht bei den Tränen und tastete nach dem Riechsalz. Ihr Sohn betrachtete sie verwirrt: »Weine nicht, Mama, ich weiß sehr wohl, wem ich dafür zu danken habe!«
    Eine Unterbrechung bot sich Lady Ombersley höchst willkommen in Gestalt Selinas dar, die ins Zimmer gelaufen kam: »Ach, Mama, als wir den Ball für Cecilia gaben, haben wir doch –« Jetzt erst bemerkte sie ihren ältesten Bruder und blieb erschrocken im Satz stecken.
    »Sprich doch weiter!« sagte Mr. Rivenhall grimmig. »Was war, als wir den Ball für Cecilia gaben?«
    »Nun, du weißt ja jetzt wohl alles über Sophys Ball. Tun kannst du auch nichts mehr, denn die Einladungen sind ausgeschickt, und dreihundertachtzig Personen haben schon zugesagt! Mama, Sophy sagt, bei ihren großen Empfängen in Wien hat Sir Horace immer die Polizisten verständigt, damit sie die Straße freihalten, den Kutschern den Weg weisen und so weiter. Haben wir das bei Cecilias Ball nicht auch getan?«
    »Ja … und die Fackelträger auch«, erwiderte Lady Ombersley, die einen Moment hinter ihrem Taschentuch hervorkam, aber alsogleich wieder in seinen Schutz flüchtete.
    »Ja, und dann der Champagner«, sagte Selina, entschlossen, alles in einem zu ordnen. »Soll man ihn bei Gunter bestellen wie das übrige oder –?«  \
    »Du magst meine Kusine informieren«, fiel Mr. Rivenhall ihr ins Wort, »daß der Champagner aus unserem eigenen Keller sein wird.« Dann kehrte er der kleinen Schwester den Rücken und wandte sich wieder an die Mutter: »Wie kommt das nur, daß Eugenia die Sache nicht vor mir erwähnt hat? Ist sie denn nicht zu eurem Ball gebeten?«
    Ein verzweifelt fragender Blick kam hinter dem Taschentuch hervor und suchte bei Selina Aufklärung.
    »Du lieber Gott, Charles, hast du denn vergessen, daß die Wraxtons in Trauer sind? Sie hat uns doch ein dutzendmal erklärt, daß ihr der Anstand verbietet, an irgendwelchen größeren Gesellschaften teilzunehmen.«
    »Also auch das hat meine Kusine zuwege gebracht!« Sein Mund wurde hart. »Ich muß schon sagen, daß ich erwarten durfte, du würdest wenigstens, wenn du schon diese Narrheiten mitmachst, meiner angetrauten Verlobten eine Einladung schicken.«
    »Aber natürlich, Charles! Wenn das nicht geschehen ist, so war es nur ein bedauerliches Versehen. Übrigens hat Eugenia uns wirklich gesagt, daß sie, solange sie schwarze Handschuhe trägt –«
    »Ach, Mama, um Gottes willen nicht!« rief Selina heftig. »Sie wird uns mit ihrem langen Pferdegesicht alles verpatzen!«
    »Wie kannst du dich unterstehen?« rief Mr. Rivenhall wütend.
    Ein wenig eingeschüchtert stammelte Selina: »Was du auch davon denkst, Charles – sie verpatzt alles!«
    »Nur so weiter in den Fußstapfen meiner Kusine!«
    Selina errötete und blickte zu Boden. Mr. Rivenhall wandte sich wieder seiner Mutter zu: »Du hast vielleicht die Güte, mir zu sagen, wie das zwischen dir und Sophy arrangiert worden ist. Hat sie dir eine Anweisung auf die Bank meines Onkels gegeben oder –?«
    »Ich … ich weiß nicht. Wir haben noch gar nicht davon gesprochen. Ich habe ja selbst vor kurzem erfahren, Charles, daß man so viele Leute eingeladen hat.«
    »Aber ich weiß es, Mama«, mischte sich Selina ein. »Die Rechnungen gehen direkt an Sophy. Du brauchst dich gar nicht darum zu kümmern.«
    »Danke«, sagte Charles und verließ abrupt das Zimmer.
    Er fand seine Kusine in dem kleinen Salon an der Gartenfront, der allgemein das Zimmer der jungen Damen hieß. Sie stellte gerade eine Liste zusammen, blickte aber auf, als die Tür sich öffnete, und lächelte Charles an. »Du suchst Cecilia? Sie ist mit Miss Adderbury in die Bond Street gefahren, Einkäufe zu besorgen.«
    »Nein, ich suche nicht Cecilia, ich habe mit dir zu reden, Kusine, und lange werde ich dazu nicht brauchen.

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