Die drei Ehen der Grand Sophy
Wie ich höre, gibt meine Mutter am Dienstag dir zu Ehren einen Ball, und infolge irgendeines sonderbaren Mißgriffs gehen die Rechnungen an dich. Willst du so gütig sein, sie zusammenzusuchen und mir zu geben?«
»Wieder hoch zu Roß, Charles? Das ist Sir Horaces Ball, nicht der meiner Tante. Es ist kein Mißgriff unterlaufen.«
»Sir Horace mag in seinem Haus der Herr sein – wenngleich ich das bezweifle –, aber hier ist er es nicht. Wenn meine Mutter einen Ball geben will, dann tut sie es eben, und auf keinen Fall belasten die Kosten meinen Onkel. Es ist unerträglich, daß du meine Mutter beredet hast, auf so etwas einzugehen. Gib mir alle Rechnungen, die du hast, wenn’s gefällig ist!«
»Es ist mir gar nicht gefällig. Weder Sir Horace noch du, lieber Vetter, bist Herr in diesem Hause. Ich habe die Einwilligung Onkel Ombersleys zu allem erhalten.« Mit Befriedigung sah sie, daß er niedergeschmettert war. »An deiner Stelle, lieber Charles, würde ich jetzt einen Spaziergang in den Park unternehmen. Ich habe immer gefunden, daß nichts der guten Laune so förderlich ist wie frische Luft.«
Er bewahrte mühsam die Fassung. »Kusine, ich spreche im Ernst! Ich kann und werde so etwas nicht dulden!«
»Es hat dich niemand gebeten, etwas zu dulden! Wenn Onkel und Tante mit meinem Arrangement einverstanden sind, was hast du da, bitte, zu sagen?«
Er sprach durch die Zähne: »Kusine, ich glaube, ich habe schon einmal erwähnt, daß hier alles zum besten stand, bevor du es durcheinanderbrachtest.«
»Ja, das hast du, und du meintest damit, Charles, daß dir früher hier niemand zu widersprechen wagte. Du solltest mir dankbar sein – zumindest sollte es Miss Wraxton, denn bevor ich zu deiner Mutter kam, hättest du wohl einen recht unerquicklichen Ehemann abgegeben.«
Das brachte ihm einen Vorwurf ins Gedächtnis, den er ihr mit Recht machen konnte. Er sagte steif: »Da du Miss Wraxton erwähnst – ich wäre dir verpflichtet, Kusine, wenn du es vermeiden wolltest, meinen Schwestern zu sagen, daß sie ein Pferdegesicht hat.«
»Das ist doch kein Vorwurf gegen Miss Wraxton! Dafür kann sie nichts, und darauf habe ich deine Schwestern immer hingewiesen.«
»Ich finde Miss Wraxtons Gesicht außerordentlich edelrassig.«
»Gewiß, aber es war auch immer nur von einem edelrassigen Pferd die Rede.«
»Du willst also, wie ich sehe, Miss Wraxton herabwürdigen!«
»Ich, die ich eine solche Pferdeliebhaberin bin!« sagte Sophy ernst.
Unbeherrscht ging er auf dieses Argument ein. »Selina, die es mir hinterbrachte, ist keineswegs eine Pferdeliebhaberin, und sie –«
Er unterbrach sich, denn es wurde ihm bewußt, auf welche Absurdität er sich da eingelassen hatte.
»Sie wird es gewiß werden, wenn sie erst einige Monate mit Miss Wraxton zusammengelebt hat«, meinte Sophy ermutigend.
Mr. Rivenhall überwand eine starke Versuchung, seiner Kusine eine Ohrfeige zu versetzen, stürzte hinaus und schlug die Türe hinter sich zu. Auf dem Treppenabsatz stieß er auf Lord Bromford, der dem Diener Hut und Mantel reichte. Sofort ersah Mr. Rivenhall seine Chance, an Sophy Rache zu nehmen, begrüßte ihn herzlich, erkundigte sich, ob er an dem Ball teilnehmen werde, und fuhr, als Seine Lordschaft versicherte, sich auf das große Ereignis schon sehr zu freuen, fort: »Sie sind wohl gekommen, sich meine Kusine für den Kotillon zu sichern? Sehr klug! Sie wird sicher sehr belagert sein! Dassett, Miss Stanton-Lacy ist im gelben Salon. Führen Sie Seine Lordschaft zu ihr!«
»Meinen Sie, daß ich das soll?« fragte Lord Bromford beunruhigt. »In Jamaica wurde nie Kotillon getanzt, ich habe jetzt zwar Lektionen genommen, zwei der Schritte kann ich einigermaßen. Wird man auch Walzer tanzen? Ich kann den Walzer nicht, finde ihn auch nicht schicklich. Ich hoffe, Miss Stanton-Lacy tanzt keinen Walzer. Ich mag eine Lady nicht dabei sehen.«
»Heutzutage tanzen alle Walzer«, sagte Mr. Rivenhall, zum Äußersten entschlossen. »Sie sollten Lektionen nehmen, Bromford, sonst werden Sie an die Wand gedrückt.«
Lord Bromford überdachte die Sache ernsthaft. »Ich meine nicht, daß man seinen Prinzipien untreu werden soll, um Weiberlaunen nachzugeben. Gegen die Quadrille wüßte ich nichts einzuwenden, obwohl es noch immer Häuser gibt, in denen sie nicht zugelassen ist. Beim Reigentanz stelle ich meinen Mann. Gewisse Autoritäten haben den Rund- oder Reigentanz sogar in den Werken der Alten wiedergefunden. Wie sie wissen,
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