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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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geworden sind, eine sehr beträchtliche Novität. Miss Sophy ist, wenn mir eine solche Bemerkung gestattet wäre, eine Lady, die sehr genau weiß, wie solche Dinge arrangiert werden. Es ist, wenn ich mir die Freiheit nehmen darf, es zu erwähnen, ein großes Vergnügen, im Dienst Miss Sophys zu wirken, denn sie denkt wirklich an alles, und ich glaube ernstlich, daß mit keinem unerwarteten Zwischenfall mehr zu rechnen ist.«
    Mr. Rivenhall brummte vor sich hin und zog sich in seine Gemächer zurück, aus denen er erst wieder auftauchte, um sich wenige Minuten vor acht mit der Familie im Salon zu vereinigen. Seine jüngsten Schwestern, die sensationsgierig am Geländer der Treppe hingen, welche zum Kinderzimmer hinaufführte, flüsterten ihm zu, er sehe prächtig aus – kein anderer Gentleman werde ihn ausstechen. Lachend nickte er ihnen zu, denn er hatte zwar eine gute Figur und hatte sich geziemend mit schwarzseidenen Eskarpins, einer weißen Weste und einem langschwänzigen Frack herausgeputzt, wußte aber doch recht gut, daß er, vom Standpunkt der modischen Schneider, mindestens von der Hälfte der männlichen Gäste ausgestochen werden mußte. Trotzdem hellte die unverhohlene Bewunderung seiner kleinen Schwestern seine Laune auf, er versprach, einen Diener mit Eiscreme ins Kinderzimmer hinaufzuschicken, und war bei seinem Eintritt in den Salon sogar in der richtigen Stimmung, seiner Schwester und seiner Kusine über ihre Toiletten Komplimente zu machen.
    Sophy hatte eine Robe aus dem von ihr bevorzugten pomonagrünen Krepp gewählt, die sie über einem Unterkleid von weißer Seide trug. Die Robe hatte Puffärmel aus Spitzen und Zuchtperlen und war verschwenderisch mit Spitzen garniert. Brillantengehänge waren an ihren Ohrläppchen befestigt, ihr Perlenhalsband war um den Hals geschlungen; auf der Haarkrone, auf einem kunstvoll geschlungenen Knoten, thronte der Opernkamm. Jane Storridge hatte ihre Korkzieherlocken gebürstet und pomadisiert, bis sie im Kerzenlicht wie Kastanien glänzten. Grünabgesetzte Atlasschuhe, armlange Handschuhe und ein Fächer von eisgrauem Seidenkrepp auf Elfenbeinstäben vollendeten ihre Toilette. Doch auch bei aller Anerkennung dieses wirkungsvollen Ensembles konnte Lady Ombersley nicht umhin, auf Cecilia mit mütterlichem Stolz zu blicken. Alle Jugend und alle Schönheit der oberen Zehntausend, so dachte sie, würden heute auf ihrem Ball vereinigt sein, und doch war unter all den schönen Mädchen und Frauen keine einzige, die nicht von Cecilia in den Schatten gestellt wurde; sie war eine Märchenprinzessin in spinnwebfeiner weißer Gaze, ein wenig glitzernd bei jeder Bewegung, wenn das Licht sich in den Silberpailletten brach, die in das zarte Material eingewebt waren. Cecilias Locken, nur mit einem Silberband zusammengehalten, glichen gesponnenem Gold; ihre Augen waren von einem klaren, durchsichtigen Blau, ihr Mund von edelgeschwungener Form. Neben Sophy wirkte sie ätherisch; selbst der Vater, der sie mit jovialem Wohlwollen betrachtete, äußerte, sie lasse ihn an eine Fee denken: war es Königin Mab, oder war’s Titania? Eugenia Wraxton mußte ihn berichtigen.
    Er sollte ihr Partner sein. Nach langem Hin und Her hatte Miss Wraxton sich entschlossen, an Sophys Ball teilzunehmen, und sie hatte die Einwilligung ihrer Mama erlangt, nachdem sie versichert hatte, sie würde ganz gewiß an keinem Tanz teilnehmen. Nun erschien sie als erste der Dinnergäste in Begleitung ihres Bruders Alfred, der Cecilia und Sophy durch sein Einglas musterte und ihnen so extravagante Schmeicheleien sagte, daß Cecilia leicht errötete und Sophys Augen zu sprühen begannen. Miss Wraxton, in diskretem, lavendelfarbenem Krepp, war entschlossen, zu gefallen und es sich gefallen zu lassen, und machte den Kusinen ihre Komplimente. Die waren nun weit geschmackvoller als die des Bruders, und so wurden sie von einem warmen Blick Charles’ belohnt. Bei der ersten Gelegenheit, die sich ergab, schob er ihr einen Sessel heran und sagte: »Ich hatte nicht gewagt zu hoffen, daß du kommen würdest. Ich danke dir.«
    Sie lächelte und drückte leicht seine Hand. »Mama war es gar nicht recht, aber sie fand dann doch, daß es unter den gegebenen Umständen richtig wäre. Daß ich nicht tanzen werde, brauche ich wohl nicht zu sagen.«
    »Ich bin entzückt, das zu hören: du lieferst mir damit eine kapitale Ausrede, deinem Beispiel zu folgen.«
    Ihr Blick drückte Billigung aus, doch sie sagte: »Nicht doch, du

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