Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
anzunehmen?«
    »Gewiß glaube ich das«, sagte sie kühl. »Und Sie werden obendrein auch noch Augustus einladen.«
    »Das werde ich bestimmt nicht tun«, sagte er.
    »Dann sind Sie ein großer Dummkopf. Verstehen Sie doch, daß man Cecilia in diese Lage hineingetrieben hat, in der sie sich darauf versteifte, Augustus zu heiraten! Sie waren nicht zur Stelle, Cecys Sympathien auf sich zu ziehen; Augustus schrieb Schmachtverse an ihre Augenwimpern; und um alles auf die Spitze zu treiben, benahm sich mein Cousin Charles wie der ärgste Tyrann, verbot ihr, an Augustus zu denken, und befahl ihr rund heraus, Sie zu heiraten! Glauben Sie mir, es wäre höchst erstaunlich gewesen, wenn sie sich nicht widersetzt hätte.«
    Er ritt eine Weile schweigend neben ihr einher und überlegte. »Ich sehe wohl«, sagte er schließlich, »nun ja … Sie raten mir jedenfalls, nicht zu verzweifeln.«
    »Ich glaube kaum«, erwiderte Sophy aufrichtig, »daß ich jemals irgendwem raten werde zu verzweifeln, denn ich kann solch armseliges Verhalten nicht leiden.«
    »Was raten Sie mir also? Ich bin anscheinend ganz in Ihrer Hand.«
    »Ziehen Sie Ihre Werbung zurück.«
    Er sah sie scharf an. »Nein, ich möchte im Gegenteil einen Vorstoß versuchen –«
    »Sie sprechen heute nachmittag am Berkeley Square vor«, sagte Sophy mit äußerster Geduld, »und bitten um den Vorzug, ein paar Minuten mit Cecilia allein sprechen zu dürfen. Wenn Sie ihr gegenüberstehen –«
    »Sie wird sich verleugnen lassen«, sagte er bitter.
    »Sie wird Sie empfangen, denn ich werde ihr begreiflich machen, daß sie Ihnen das schuldig ist. Vielleicht hören Sie auf, mir ununterbrochen ins Wort zu fallen!« Er bat demütig um Vergebung, und sie fuhr fort: »Nun, Sie werden ihr zunächst versichern, daß es nicht Ihr Wunsch ist, sie in Verlegenheit zu setzen, und daß Sie der Sache nie wieder Erwähnung tun wollen. Sie werden ungemein edel sein, und Cecy wird fühlen, daß Sie mit ihr empfinden. Wenn Sie ihr begreiflich machen können, daß Ihr Herz gebrochen ist, obwohl Sie das zu verbergen suchen – um so besser!«
    »Ich komme immer mehr zu der Ansicht, daß Major Quinton Sie noch unterschätzt hat.«
    »Wohl möglich. Gentlemen begreifen nie so recht, wann ein kleines Doppelspiel nötig ist. Sie zum Beispiel würden ohne Zweifel, wenn ich Sie Ihrem eigenen Ratschluß überließe, Cecilia eine Szene machen, so daß alles in Streit ausliefe, und dann fänden Sie es unmöglich, das Haus noch einmal zu betreten. Entdeckt Cecy aber, daß Sie es nicht auf Tragödien abgesehen haben, so wird sie Sie gern sehen, sooft es Ihnen beliebt, nach Berkeley Square zu kommen.«
    »Wie kann ich dorthin kommen, wenn sie mit einem anderen verlobt ist? Wenn Sie sich einbilden, daß ich den kummervollen Anbeter spiele, um Mitleid in Cecilias Herz zu wecken, so kennen Sie mich schlecht. Ein Schoßhündchen bin ich nicht.«
    »Um so besser«, sagte Sophy. »Sie kommen also auf den Berkeley Square, um mich zu besuchen. Natürlich können Sie nicht Ihr ganzes Interesse sofort auf mich übertragen, aber es wäre ein schöner Anfang, wenn Sie schon heute Gelegenheit fänden, Cecilia zu sagen, wie drollig und unterhaltsam Sie mich finden.«
    »Sie sind wirklich das erstaunlichste Frauenzimmer, dem mich mein Geschick in den Weg geführt hat«, sagte er ernst. »Beachten Sie, bitte, daß ich weder von einem guten noch von einem Mißgeschick gesprochen habe, denn ich habe nicht die entfernteste Ahnung, was dabei herauskommen wird.«
    Sie lachte. »Sie werden aber doch tun, was ich Ihnen empfehle?«
    »Ja, so gut ich es kann. Nur möchte ich den dunklen Plan, den Sie in Ihrem Kopf wälzen, kennen.«
    Sie wandte ihm ihre ausdrucksvollen Augen zu. »Aber ich habe Ihnen doch alles gesagt!«
    »Ich habe die Vorstellung, daß mehr dahinter steckt, als Sie mir gesagt haben.«
    Sie hatte eine schlaue Miene aufgesetzt, schüttelte aber den Kopf. Nun hatten sie das Stanhope-Tor erreicht, sie zügelte ihr Pferd und streckte Lord Charlbury die Hand entgegen. »Jetzt muß ich heim. Bitte, haben Sie keine Angst vor mir! Ich tue niemals Leuten Böses – wirklich nicht! Leben Sie wohl! Und um vier Uhr, vergessen Sie nicht!«
    Als sie auf dem Berkeley Square eintraf, fand sie das Haus in beträchtlicher Verwirrung. Lord Ombersley, von seiner Frau benachrichtigt, daß Cecilia sich mitten in der Nacht verlobt erklärt hatte, war in einen Wutausbruch über die Narrheit, Undankbarkeit und Selbstsucht von

Weitere Kostenlose Bücher