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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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aber er war ein Liebender, der eben einen schweren Schlag empfangen, und wenn er auch seine Gelassenheit bewahrte, so vermochte er im Augenblick doch keine Belustigung zu empfinden.

X
    ALS LORD CHARLUBRY AM nächsten Morgen sein Pferd satteln ließ und in den Hydepark ritt, erwartete er nicht ernstlich, Sophy dort zu treffen, denn eine junge Lady, die eben eine Nacht durchgetanzt, würde wohl kaum um zehn Uhr morgens im Park erscheinen. Aber kaum hatte er die Row einmal durchritten, als er schon ein schönes schwarzes Pferd herankommen sah, in dessen Sattel Sophy saß. Er zog die Zügel an, nahm den Hut ab und sagte: »Ich war fest überzeugt, Sie wären noch im Bett und im tiefsten Schlaf. Sind Sie aus Eisen, Miss Stanton-Lacy?«
    Sie brachte Salamanca zum Stehen, der tänzelte und ausschlug. »Oho«, sagte sie, »halten Sie mich für ein so armseliges Geschöpf, daß ich nach einem einzigen Ball erschöpft bin?«
    Er lenkte sein Pferd an ihre Seite. John Potton folgte in diskretem Abstand. Lord Charlbury glaubte, Salamanca ein Wort des Lobes zu schulden, aber sie ließ ihn nicht aussprechen.
    »Gewiß, er ist ein Prachtpferd, aber wir haben uns nicht verabredet, um über Pferde zu plaudern. Gott, war das eine Geschichte auf dem Berkeley Square! Natürlich ist Charles an allem schuld! Und das Komischste daran – Sie müssen es auch so nehmen! Sie brauchen wirklich kein so ernstes Gesicht zu machen –, das Komischste war, daß Augustus Fawnhope mindestens ebenso niedergeschmettert war wie Sie oder Charles.«
    »Wollen Sie damit etwa sagen, daß er Cecilia gar nicht zu heiraten wünscht?«
    »Oh! Irgendeinmal in nebelhafter Zukunft! Gewiß nicht gleich. Er ist ein Poet und möchte viel lieber das Opfer einer hoffnungslosen Leidenschaft sein!« sagte Sophy lustig.
    »Solch ein Geck!«
    »Wie Sie meinen. Ich habe gestern mit ihm einen Walzer getanzt, als Sie gegangen waren, und vielleicht war es nützlich, denn ich habe ihm ein paar standesgemäße Beschäftigungen, die auch einträglich sind, empfohlen und habe versprochen, mich nach irgendeinem großen Mann umzusehen, der einen Sekretär braucht.«
    »Hoffentlich hat er es Ihnen gedankt.«
    »Nicht im entferntesten! Augustus mag gar nicht irgend jemandes Sekretär werden, seine Seele schwebt hoch über so irdischen Angelegenheiten. Ich habe ihm seine Zukunft in leuchtenden Farben geschildert! Liebe in einer Hütte und ein Dutzend hoffnungsvoller Kinder, die auf seinen Knien herumklettern.«
    »Sie sind ganz unberechenbar, Sophy! Hat das Bild ihn gelockt?«
    »Natürlich, denn er ist ja ritterlich, und jetzt sind seine Gedanken auf eine rasche Heirat gerichtet. Wenn ich mich nicht sehr täusche, erwägt er eine Flucht an die Grenze.«
    »Was?«
    »Keine Besorgnis! Cecilia ist viel zu wohlerzogen, um sich auf so ärgerniserregende Dinge einzulassen! Reiten wir jetzt einen Galopp! Ich weiß, es schickt sich nicht, aber heute morgen scheinen ja nur Bonnen im Park zu sein. Du lieber Gott, schon wieder ein Irrtum! Da kommt Lord Bromford auf seinem kurzbeinigen, fetten Gaul! Sie müssen wissen, daß er den Ball schon um Mitternacht verlassen hat, denn langes Aufbleiben bekommt der Gesundheit nicht. Jetzt müssen wir galoppieren, sonst schließt er sich an und erzählt von Jamaika.«
    Sie flogen den Reitpfad entlang, Salamanca immer um eine Kopflänge vor Charlburys langschweifigem Grauen. Lord Charlbury war begeistert: »Bei Gott, das ist einmal ein Pferd! Unbegreiflich, wie Sie es im Zaum halten! Ist es nicht doch zu kräftig für Sie?«
    »Es könnte sein, aber Salamanca hat eine sanfte Seele, das werden Sie gleich sehen. Und jetzt wollen wir ruhiger reiten! Haben Sie eigentlich etwas dagegen, mir zu sagen, ob Sie meine Kusine noch immer zu heiraten wünschen? Sie können meine Frage natürlich zurückweisen, wenn Sie wollen.«
    »Werden Sie schlecht von mir denken, wenn ich mit Ja antworte?«
    »Durchaus nicht. Es wäre närrisch von Ihnen, den Vorfall von gestern abend zu überschätzen. Nur müssen Sie sich alles richtig überlegen! Bedenken Sie doch: zunächst einmal haben Sie sich gar nicht an Cecilia gewendet, nicht alle Ihre Aufmerksamkeit auf sie gerichtet, sondern bloß meinen Onkel gebeten, sich bewerben zu dürfen.«
    »Aber das ist doch so üblich!«
    »Es mag das streng Korrekte sein, aber darum bleibt es doch die größte Narrheit, die man sich nur denken kann, besonders wenn Sie sich gleichzeitig beifallen lassen, noch an Mumps zu erkranken, ehe Sie eine

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