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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Mr. Rivenhall den Affen Gertrude mit dem Auftrag, ihn nicht wieder entwischen zu lassen. Die ganze Gesellschaft aus dem Kinderzimmer zog sich vorsichtig zurück, konnte noch immer nicht glauben, daß man ihnen ihren Liebling nicht wegnehmen wolle; Sophy aber lächelte Mr. Rivenhall warm zu und sagte: »Ich danke dir. Du hast irgend etwas an dir, scheint es, was die Tiere zutraulich macht. Wenn ich mich noch so sehr über dich ärgere, fällt mir das immer ein.«
    »Der ganze Zaubertrick, liebe Kusine, liegt darin«, erklärte er abweisend, »daß ich ein bereits erschrecktes Tier nicht noch weiter einschüchtere.« Damit zog er sich in die Bibliothek zurück und schloß die Tür hinter sich.
    »Puh!« sagte Hubert und kam aus der Nische neben der Kellertreppe hervor. »Schau nur, Sophy, was das Biest meinem neuen Rock getan hat!«
    »Gib her, ich nähe ihn dir – und laß uns um Himmels willen für heute mit deinen Streichen ungeschoren, du Unglücksgeschöpf!«
    Er grinste, zog den Rock aus und reichte ihn ihr. »Was ist nun wirklich heute nacht passiert? Ich kann mich nicht erinnern, meinen Vater je in solcher Wut gesehen zu haben. Heiratet Cecilia nun Fawnhope?«
    »Frage sie doch! Ich habe deinen Rock in zwanzig Minuten fertig, du kannst ihn dir in meinem Zimmer abholen.«
    Sie eilte die Treppe hinauf und setzte sich, ohne ihr Reitkleid zu wechseln, ans Fenster, um den Riß zu vernähen, den Jacko in seiner Wut verschuldet hatte. Sie war recht gewandt mit der Nadel, und so war die Hälfte bereits mit winzigen Stichen vernäht, als Cecilia eintrat. Cecilia war der Meinung, Hubert könne für solche Flickarbeit jemand anderen finden, und bat Sophy, den Rock wegzulegen. Doch Sophy lehnte ab. »Ich kann dir doch zuhören, während ich nähe. Was bist du gestern abend für eine Gans gewesen, Cecy!«
    Sofort hob Cecilia das Kinn und verkündete mit feierlichem Ernst: »Ich bin verlobt mit Augustus, und wenn ich ihn nicht heiraten darf, dann heirate ich keinen!«
    »Schön, aber einen solchen Entschluß verkündet man doch nicht inmitten eines Balles!«
    »Und ich dachte, du würdest mit mir fühlen, Sophy!«
    Es leuchtete Sophy ein, daß es für Cecilia um so besser war, je weniger Leute ihre Partei ergriffen, und so blieb sie über ihre Arbeit gebeugt und bemerkte nur leichthin: »Nun, das tue ich ja, aber ich finde, du hast einen lächerlichen Augenblick gewählt, solch eine Erklärung abzugeben.«
    Wieder setzte Cecilia ihr auseinander, wie Charles sie herausgefordert hatte; Sophy stimmte gleichmütig zu, schien sich aber mehr für Huberts Rock als für Cecilias Herzensnöte zu interessieren. Sie schüttelte ihn aus, strich die Nahtstelle glatt, und als Hubert an die Tür klopfte, fiel sie Cecilia ins Wort und stand auf, ihm das gerettete Kleidungsstück zu reichen. Die Folge war, daß Cecilia, als Lord Charlbury um vier Uhr seine Karte heraufsandte, nachgeben mußte und in ihm fast den einzigen Menschen fand, der ein Herz für sie zeigte. Ein Blick auf ihr blasses Gesicht und ihren schmerzlich verzogenen Mund verbannte alle Gedanken an ein Doppelspiel. Er trat vor, nahm die Hand, die ihm scheu geboten wurde, und sagte mitfühlend: »Sehen Sie doch nicht so unglücklich drein! Ich bin doch wirklich nicht gekommen, um Sie auch noch zu kränken.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen; ihre Hand erwiderte, bevor sie zurückgezogen wurde, leise den Druck; mit gepreßter Stimme brachte sie ein paar Worte über seine Freundlichkeit und ihr Bedauern hervor. So drängte er sie zu einem Stuhl, zog sich einen Schemel heran und sagte: »An meinen Gefühlen hat sich nichts geändert. Ich glaube auch kaum, daß sie sich je ändern können. Aber man hat mir gesagt – und ich begreife das wohl –, daß die Ihren nie gebunden waren. Glauben Sie mir, wenn Sie schon meine Gefühle nicht erwidern können, daß ich den Mut ehre, mit dem Sie Ihren Willen aussprechen. Daß man Sie zwingen sollte, meine Werbung anzunehmen, wenn Ihr Herz einem andern gehört, ist mir durchaus unerträglich. Verzeihen Sie mir! Sie haben um dieser Sache willen mancherlei erdulden müssen, was ich nicht beabsichtigt und nicht einmal geahnt hatte. Aber schon habe ich genug gesagt! Ich möchte Ihnen nur versichern, daß ich alles, was in meiner Macht liegt, tun werde, um Ihre Lage erträglicher zu machen.«
    »Sie sind so rücksichtsvoll – so gütig –«, brachte Cecilia hervor. »Es tut mir so leid, daß … daß Erwartungen in Ihnen geweckt wurden,

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