Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
mit Lady Ombersley, Cecilia, Selina und Hubert beisammensaß, trat Mr. Rivenhall ein und schob ihr ein kleines Päckchen hin. »Deine Ohrgehänge, Kusine«, sagte er kurz. »Ich hoffe, sie sind jetzt zu deiner Zufriedenheit gesäubert.«
    Zum erstenmal in ihrem Leben fand Sophy keine Worte. Glücklicherweise schien er auch keine Antwort zu erwarten, denn er beugte sich über die Schüssel, um eine Scheibe Schinken abzuschneiden, und zog seine Mutter ins Gespräch; es ging darum, ob sie diesen Sommer in Brighton zu verbringen gedächte. Lady Ombersley gab die Frage an Sophy weiter. Brighton bekam ihr nicht eigentlich gut, aber der Regent hatte den Ort so in Mode gebracht, daß die ganze große Welt im Juni dorthin kommen würde, und vielleicht wollte Sophy für einen Teil der season ein Haus dort mieten?
    Cecilia, die ihre besonderen Gründe hatte, lieber in London zu bleiben, sagte: »Mama, du weißt doch, daß du dich in Brighton nie gut fühlst! Bitte, fahren wir doch nicht hin! Es gibt nichts Dümmeres als diese Gesellschaften im Pavillon, man kommt bei der Hitze fast um.«
    Sophy erklärte sofort, nichts für den Ort übrig zu haben; das Ende der Mahlzeit verstrich mit der Erörterung der rivalisierenden Reize von Ombersley, Thorpe Grange und Scarborough, worein Lady Ombersley Erinnerungen an einen Sommer flocht, den man in Ramsgate verbracht, bevor die Vorliebe des Regenten für Brighton diesen Badeort in den Schatten gestellt hatte.
    Als man sich vom Tisch erhob, fragte Hubert, der mehrmals versucht hatte, seine Kusine allein zu sprechen: »Hast du etwas vor, Sophy? Möchtest du nicht für einen Moment mit mir in den Garten kommen?«
    »Gern, später vielleicht! Charles, kann ich mit dir vorher sprechen?«
    Ihre direkte Anrede zwang ihm kein höfliches Lächeln ab. »Gewiß! Gleich, wenn du willst.«
    Lady Ombersley sah etwas überrascht aus, und Selina rief: »Hier gibt’s Geheimnisse! Brütet ihr etwas aus? Sollen wir das erlauben?«
    »Es lohnt die Aufregung nicht«, erwiderte Sophy leichthin. »Charles hat nur etwas für mich erledigt.«
    Sie folgte ihm durch die Halle in die Bibliothek. Es war nicht ihre Art, Umschweife zu machen, und so sagte sie ohne weitere Einleitung, kaum daß er die Türe hinter ihnen geschlossen hatte: »Jetzt sage mir, bitte, was das bedeuten soll! Woher wußtest du, daß ich meine Ohrringe verkauft habe, und warum hast du sie – wie ich annehme – für mich zurückgekauft?«
    »Weil ich mir nur zwei Gründe denken kann, warum du sie verkauft haben solltest.«
    »Wirklich? Und welche Gründe wären das, Cousin Charles?«
    »Man hat mir nicht erlaubt, in die Rechnungen für deinen Ball Einsicht zu nehmen, aber ich bin nicht ohne Erfahrung in solchen Dingen und kann mir den Gesamtbetrag vorstellen. Wenn das die Erklärung ist, so wirst du wohl keine mehr von mir fordern. Die Art, wie das arrangiert worden ist, hat mir vom ersten Augenblick an widerstrebt, das weißt du.«
    »Mein lieber Charles, ich habe allerlei Ausgaben, von denen du nichts weißt. Du bist absurd!«
    »Ich kann mir nicht denken, daß du Ausgaben hast, mit denen dein Vater nicht gerechnet hätte.«
    Sie schwieg einen Augenblick. Dann sagte sie: »Du hast den zweiten möglichen Grund noch nicht gesagt.«
    Er warf einen Blick auf ihre gerunzelte Stirn. »Ich fürchte, du hast Hubert Geld geliehen.« 
    »Du lieber Gott! Schlag dir das aus dem Kopf! Warum nur, bitte, sollte ich so etwas tun?«
    »Hoffentlich hast du es nicht. Der junge Narr war mit einem Rudel von Burschen, die ich ins Pfefferland wünschen möchte, in Newmarket. Hat er viel Geld dort verloren?«
    »Sicher hätte er das, wenn dem so wäre, eher dir als mir gesagt.«
    Er trat an seinen Tisch, blätterte geistesabwesend in Papieren, die darauf lagen. »Vielleicht hatte er Angst«, sagte er. Dann blickte er auf. »War das so?«
    »Ich habe das Geld zu Zwecken benötigt, die nicht deine Sorge sein können«, erwiderte sie. »Du hast meine andere Frage noch immer nicht beantwortet, Charles. Wie hast du erraten können, daß ich die Ohrringe verkauft habe?«
    »Das war nicht eine Kombination – ich wußte es.«
    »Wie wäre das möglich? Du warst doch nicht in dem Laden versteckt.«
    »Das nicht, aber ich war gestern in der Brook Street und habe Miss Wraxton meine Aufwartung gemacht.« Er zögerte, sah seiner Kusine wieder in die Augen. »Versteh mich richtig, Miss Wraxton hielt es für ihre Pflicht, mir zu sagen, daß sie in Sorge war, du könntest

Weitere Kostenlose Bücher