Die drei Ehen der Grand Sophy
umzudrehen, daß Ihr Rücken der Tür zugewandt ist.«
Goldhanger warf ihr einen höhnischen Blick zu, erfüllte aber auch diesen Wunsch. Über die Schulter aber sagte er: »Keine Angst, ich bin froh, wenn Sie draußen sind!« Die Wut bebte in seiner Stimme, als er sagte: »Dirne!«
Sophy lachte. Sie drehte den Schlüssel um, wandte sich noch einmal zu Mr. Goldhanger und sagte: »Nun ja, wenn ich keine andere Wahl hätte, wäre ich lieber eine Dirne als ein in einen Fetzen gewickelter Kürbis, mit dem man dumme Jungen erschreckt!«
»Kürbis?« wiederholte Mr. Goldhanger in höchstem Erstaunen. »Kürbis –?«
Doch sein unwillkommener Besuch war bereits gegangen.
XII
HUBERT STTEG GERADE ZU seinem Zimmer hinauf, als er seiner Kusine begegnete, die aus dem Kinderzimmer kam. »Hubert«, sagte sie, »eben dich suche ich! Ich habe was für dich.« Sie zog sich in ihr Zimmer zurück, kam nach einer Minute wieder zum Vorschein und sagte mit schelmischem Lächeln: »Mach die Augen zu und strecke die Hand aus!«
»Ist es irgend etwas Abscheuliches, Sophy?« fragte er argwöhnisch.
»Natürlich nicht.«
»Du siehst nämlich aus, als ob du mir einen Tort antun wolltest«, sagte er, schloß aber gehorsam die Augen und hielt die Hand auf. Sophy legte Ring und Schuldschein darein und hieß ihn die Augen öffnen. Er erschrak so, daß der Ring zu Boden fiel. »Sophy!«
»Du bist wirklich sehr unaufmerksam«, tadelte sie. »Vergiß nicht auch noch, das dumme Papier zu verbrennen. Ich hätte es beinahe selbst getan, denn bei dir kann man nie sicher sein, daß du es nicht in der Rocktasche vergißt. Aber dann habe ich mir überlegt, daß du das Papier vielleicht selbst gern sehen würdest, um ganz sicher zu sein, daß es ausgelöst ist.«
Er bückte sich, den Ring aufzuheben. »Aber, Sophy … wie … wer … wie ist das in deine Hände gelangt?«
»Ich habe es von Mr. Goldhanger, natürlich.«
Er schnappte nach Luft. »Hast es von – du bist doch nicht in das Haus des Teufels gegangen? Das kannst du doch nicht getan haben!«
»Doch, das habe ich. Wer hätte mich daran hindern sollen?«
»Großer Gott!« Er packte ihr Handgelenk, fragte scharf: »Wieso hat er das herausgerückt? Hast du ihm etwa das Geld gegeben?«
»Mach dir darüber keine Gedanken. Ich hatte zufällig gerade fünfhundert Pfund bei mir. Du gibst sie mir gelegentlich zurück. Deswegen brauchst du nicht so die Augen aufzureißen, närrischer Junge!«
»Sophy, das kann ich nicht hinnehmen«, sagte er mit gepreßter Stimme. »Übrigens hat er mir das Geld zu fünfzehn Prozent monatlich geliehen, und ich kenne ihn zu gut, um nicht zu wissen, daß er keinen Penny von den Zinsen nachgelassen hat. Du sagst mir sofort die Wahrheit, Sophy!«
»Hab ich bereits getan. Natürlich hat er die Sachen nicht sehr gern herausgegeben, aber er mußte es wohl, ich habe ihm mit der Bow Street gedroht. Übrigens ist dein Urteil über ihn ziemlich richtig, Hubert! Vermutlich ist er mit jedem Beutelschneider von London im Bund, meine Drohung hat tiefen Eindruck auf ihn gemacht, gewiß mag er die Aufmerksamkeit der Behörden nicht auf sich lenken.«
»Goldhanger soll so ins Bockshorn gejagt worden sein, daß er die Sachen herausrückte? Goldhanger?« fragte er ungläubig.
»Was blieb ihm denn anderes übrig? Ich habe ihm zu bedenken gegeben, wie unsinnig seine Annahme war, daß dir viel passiert, wenn die Sache auffliegt; und er war sich auch klar darüber, daß er keinen Penny von dem Geld retten würde, wenn ich nach Bow Street ging.«
»Du und dieser schleimige Schuft! Hast du denn keine Angst gehabt?«
»Nicht ein bißchen.« Entschuldigend fügte sie hinzu: »Weißt du, ich bin nicht gerade sehr empfindsam. Schon Sir Horace sagte, es wäre geradezu shocking und höchst unweiblich. Um die volle Wahrheit zu sagen, dein Goldhanger ist eine ganz lächerliche Figur. Da hab ich schon vor El Moro ganz andere Angst gehabt! Das war einer von den Guerrilleros, ein entsetzlicher Bandit! Der ist mit seinen Leuten bei uns eingebrochen, als Sir Horace eines Nachts nicht zu Hause war – na, reden wir nicht davon! Leute, die ihre Abenteuer immer wieder aufwärmen, sind die denkbar langweiligste Gesellschaft.«
»Sophy … er hätte dir etwas zufügen können …«
»Ich hatte meine Pistole bei mir, so kam er bald von solchen Gedanken ab«, erklärte sie.
»Sophy, Sophy, was soll ich nur tun?«
»Gar nichts. Ist alles erledigt. Und jetzt muß ich gehen, sonst komme ich
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