Die drei Ehen der Grand Sophy
passiert ist.«
Mr. Goldhanger ließ ein unbehagliches Lachen vernehmen. »Und wie würde es dann Ihnen ergehen, Mylady?« fragte er.
»Ich nehme nicht an, daß mir viel passieren würde. Aber keinesfalls ist das für Sie von Interesse, denn Sie sind ja dann schon tot. Falls es Sie aber doch interessiert, will ich Ihnen gern erklären, was ich dem Gericht sagen werde.«
Mr. Goldhanger vergaß seine Urbanität und erklärte, daß er das nicht zu hören wünsche.
Sophy zog leicht die Stirn kraus. »Wenn ich es recht bedenke, meine ich fast, es ist das beste, ich schieße Sie auf jeden Fall tot. Ich hatte eigentlich nicht die Absicht, als ich herkam, denn im Grunde genommen billige ich Mord nicht, aber jetzt sehe ich, daß Sie ein recht übler Mensch sind. Ein Mensch, der Mut im Leibe hat, sollte eigentlich schießen und die Welt von einem Menschen befreien, der sicher viel Übles darin angerichtet hat.«
»Tun Sie die dumme Pistole weg, und lassen Sie uns vom Geschäft sprechen!« bat Goldhanger.
»Darüber zu reden hat gar keinen Sinn, mir ist wohler zu Mut, wenn ich die Waffe in der Hand habe. Wollen Sie mir jetzt geben, was ich zu holen gekommen bin, oder soll ich nach der Bow Street fahren und anzeigen, daß Sie mich gewaltsam festhalten wollten?«
»Mylady«, sagte Mr. Goldhanger jämmerlich, »ich bin nur ein armer Mann! Sie –«
»Sie werden viel reicher sein, wenn Sie Ihre fünfhundert Pfund wieder haben«, warf Sophy ein.
Seine Miene hellte sich auf, denn es hatte eben erst den Anschein gehabt, als sollte er auch dieses Geld verlieren. »Sehr wohl«, sagte er, »ich mag keine Unannehmlichkeiten haben, darum gebe ich Ihnen den Schein zurück. Den Ring kann ich Ihnen nicht geben, denn er ist mir gestohlen worden.«
»In diesem Fall muß ich also doch nach der Bow Street, denn die werden dort ebensowenig wie ich glauben, daß er gestohlen worden ist. Wenn Sie ihn nicht mehr haben, dann haben Sie ihn eben verkauft, und das bedeutet, daß Ihnen der Prozeß gemacht wird. Ich habe mich erst heute morgen bei einem höchst ehrbaren Juwelier erkundigt, welcher Art der Rechtsschutz für verpfändete Gegenstände ist.«
Solch unweibliche Kenntnisse auf dem Gebiet der Gesetzespflege mißfielen Mr. Goldhanger, sein Blick verriet Abscheu und er sagte: »Ich habe den Ring nicht verkauft.«
»Nein, und gestohlen ist er Ihnen auch nicht worden. Vermutlich liegt er in einer der Schubladen des Tisches, zusammen mit dem Schuldschein, denn ich kann mir kaum vorstellen, wozu Sie sich ein so hübsches Möbelstück angeschafft hätten, es wäre denn, um wertvolle Gegenstände darin einzuschließen. Es ist auch sehr wohl möglich, daß Sie in diesem Tisch Ihrerseits eine Waffe verwahren, darum möchte ich Sie auf etwas aufmerksam machen, für den Fall, daß Sie den Hahn schneller abziehen als ich. Ich habe nämlich zu Hause einen Brief hinterlassen, um meine … Angehörigen zu verständigen, wohin ich gegangen bin, und zu welchem Zweck.«
»Wenn ich eine Tochter wie Sie hätte, ich tät mich schämen«, sagte Mr. Goldhanger mit echtem Gefühl.
»Unsinn! Sie wären wahrscheinlich sehr stolz auf mich und hätten mich in der Kunst ausgebildet, Leuten die Börse aus der Tasche zu ziehen. Und wenn Sie eine Tochter wie mich hätten, würde sie den Boden fegen und Ihr Hemd waschen, und Sie würden weit besser aussehen als jetzt. Lassen Sie mich bitte nicht länger warten, ich habe es satt, mit Ihnen zu schwatzen, Sie gehen mir auf die Nerven, Sie langweilen mich.«
Mr. Goldhanger war in seinem Leben schon ein Schurke, ein Blutsauger und Betrüger, ein Teufel und ein Vampir genannt worden; man hatte ihn mit allen möglichen schlimmen Namen belegt, aber daß er eine langweilige Gesellschaft sei, hatte ihm noch niemand gesagt, und keines seiner Opfer hatte ihn mit ironischer Geringschätzung angesehen. Gewiß hätte er gern seine langen knochigen Finger um Sophys Hals gelegt, aber Sophy hielt eine Pistole in der Hand, und so zog er eine Schublade auf und tastete mit zitternden Fingern nach dem Gegenstand, den er suchte. Er warf einen Ring und ein Blatt Papier auf den Tisch und sagte: »Geben Sie her! Das Geld!«
Sophy nahm den Schuldschein, warf einen Blick darauf; dann schob sie Schein und Ring in ihren Muff, entnahm ihm ein Bündel Banknoten und legte es auf den Tisch. »Hier.«
Mechanisch begann er die Banknoten zu zählen. Sophy erhob sich. »Und jetzt werden Sie mir, bitte, die Gefälligkeit erweisen, Ihren Stuhl so
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