Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)
so groß wie jetzt.“
Joshua sah zu seinen Gefährten hinüber. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er Wind nicht als eine von ihnen angesehen hatte. Als er sie jetzt betrachtete, wie sie neben Krieg stand, spürte er, wie tief sie mit dem Pferd verbunden war, und nahm auch Kriegs wachsende Zuneigung zu ihr wahr. Doch er wusste auch, dass sie ihn in ihren Bund aufgenommen hatten und er fühlte Graus bedingungslose Loyalität und seinen starken Beschützerinstinkt, der die ganze Gruppe einschloss. Und mit dem Sprung auf den Panzer der Schildkröte hatten sie sich alle irgendwie bereit erklärt, auch Alda in ihren Freundeskreis aufzunehmen.
Joshua flatterte auf und landete neben seinen Freunden auf dem riesigen Panzer. Im gleichen Moment stieß sich Alda vom Ufer ab und schwamm einige Züge rückwärts. Joshua duckte sich, aus Angst, das Gleichgewicht zu verlieren. Die raue Oberfläche des Panzers war übersät mit Versteinerungen, die Jahrhunderte alt sein mussten. Einen Moment lang verstand Joshua, wie alt Alda sein musste, wie viele Leben sie bereits auf dieser Erde wandelte und in ihren Seen schwamm.
„Du musst diese Gegend gut kennen“, dachte Joshua.
„Das tue ich. Oder – das habe ich.“ Die Schildkröte wandte sich um und schwamm auf den See hinaus. „Langsam aber sicher kommt alles zurück. Vieles liegt immer noch im Dunkeln, aber hier und da kann ich flüchtig etwas sehen und das reicht, um mich zu erinnern. Es gab eine Zeit, als alles im Gleichgewicht zu sein schien. Als das Himmelsvolk und die Pegasus friedlich im Höhlentor zusammenlebten. An diese Zeit habe ich die lebhaftesten Erinnerungen. Aber als die Minen entstanden und bekannt wurde, dass dieser Ort unvorstellbare Schätze barg, wurde dieses Gleichgewicht verletzt und das löste eine Lawine aus, die – einmal in Bewegung – nicht mehr gestoppt werden konnte. Das Pendel hielt an, als es seinen Wendepunkt erreicht hatte. Das Leuchtfeuer wurde zerstört. Die Pegasus, die überlebt hatten, flohen aus dem Höhlentor. Und die Zeiten wurden einmal mehr finster und schwarz.“
Während Joshua der Schildkröte zuhörte und ihren Gedanken folgte, spürte er den Wind in seinen Federn und den Nebel, der aus der Gischt aufstieg, in seinem Gesicht. Von hier aus wirkte die Zuflucht sogar noch majestätischer als vom Ufer. Sie thronte hoch über ihnen, in ihrer gläsernen Spitze spiegelten sich Sonne und Wolken. Für Joshua sah das, was sich in der Mitte des Sees befand, aus wie eine Vertiefung in seiner Oberfläche. Er erinnerte sich daran, dass er vom Turm aus gesehen hatte, wie das Wasser dort in eine große, runde Öffnung stürzte und wie in einen Trichter verschwand. Joshua fühlte sich plötzlich unbehaglich, als zöge ihn etwas zur Mitte des Sees, dem er nicht entkommen konnte.
„Hab keine Angst, Joshua“, beruhigte ihn die Schildkröte. „Die Schwerkraft ist minimal. Wie du vielleicht schon bemerkt hast, verhalten sich die Naturgesetze des Höhlentores etwas anders als an der Oberfläche. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas zustößt.“
Joshua sah keinen Grund, Alda zu misstrauen. Trotzdem gab es immer noch einen kleinen, unsicheren Teil in ihm, der der Meinung war, es sei besser, wachsam und bereit zu sein.
„Alda, ich würde gerne in die Stadt zurückkehren.“ Winds Gedanken fegten über Joshua hinweg. „Ich habe so viele Fragen und ich würde so gerne noch einmal in der großen Stadt des Lichts stehen.“
„Ich werde dich begleiten“, antwortete Alda. „Wir werden zusammen dorthin gehen. Ich bin mir sicher, dass unsere drei Freunde hier ihre eigene Reise fortsetzen wollen.“
„Wir müssen den Eingang zum Berg finden, die Porte Des Lioness“, erwiderte Joshua. „Ich hatte gehofft, du würdest mit uns kommen und uns helfen, sie zu finden.“
„Wenn ihr Hilfe braucht, werdet ihr sie dort finden, mein gefiederter Freund. Fürs Erste werde ich Wind in die Stadt begleiten. Es wird uns beiden helfen, uns an unsere Vergangenheit zu erinnern.“
Wind stand nah bei Krieg, ihre Stirn berührte seinen Hals. „Du könntest mitkommen. Es wäre mir eine große Freude, dir den Ort zu zeigen, an dem ich geboren und aufgewachsen bin.“
„Nichts täte ich lieber“, antwortete Krieg. „Aber ich habe meinem kleinen Hahnenfreund versprochen, ihm dabei zu helfen, zu finden, wonach er sucht, und ich denke, ich sollte dieses Versprechen halten.“
„Ich verstehe. Wir werden euch hinterher am Eingang zum Berg treffen. Denn ich will
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