Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)
ertrinken wollte. Er versuchte verzweifelt, seine Krallen einzusetzen, doch das brachte nicht viel.
„Drück dich nach oben.“ Die Gedanken der Schildkröte wurden lauter.
„Ich kann nicht!“
„Drück dich nach oben!“
„ICH KANN NICHT! VERSTEHST DU NICHT! ICH BIN NICHT DAFÜR GEMACHT, UNTER WASSER ZU SCHWIMMEN!“
Frustriert schlug er mit seinen Flügeln und wurde aufwärtsgetrieben.
„Mach das noch mal, Joshua!“ Das Gesicht der Schildkröte war direkt vor ihm. Warum half sie ihm nicht einfach nach oben?
„MACH DAS NOCH MAL, JOSHUA!“ Die Lautstärke ihrer Gedanken schwoll an zu einem ungeheuren Missklang. Mehr als allem anderen wollte Joshua diesem Geräusch entkommen. Er schlug noch einmal mit seinen Flügeln. Und noch einmal. Er sah das Licht näher kommen, aber er merkte auch, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
„Nur noch ein paarmal, Joshua!“ Aldas Gedanken verdrängten alles andere in ihm.
„Los!“, dachte er zu sich selbst.
„Schlag die Flügel nach unten, um nach oben zu kommen!“, dachte die Schildkröte.
„Schlag die Flügel nach unten, um nach oben zu kommen!“ Er wiederholte ihren Gedanken, während er das letzte bisschen Kraft aus seinen müden Flügeln presste.
Und dann brach er durch die Wasseroberfläche und holte tief Luft. Es dauerte einen Augenblick, bis er sich orientiert hatte. Er sah Grau, Krieg und Wind, die nicht weit entfernt eng beieinander schwammen.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Wind.
Bevor er etwas sagen konnte, sah er, wie die drei hoch und aus dem Wasser gehoben wurden.
„Es tut mir so leid! Warte, ich komme!“ Die Gedanken der Schildkröte waren laut, aber nicht unerträglich.
Plötzlich spürte Joshua ihren Panzer unter seinen Krallen, als sie aus dem Wasser kam.
„Es tut mir sehr, sehr leid , dass ich dir das antun musste.“
Grau schüttelte sich. Wind und Krieg breiteten ihre Flügel aus und bewegten sie einige Male auf und ab, um wenigstens etwas von dem Wasser aus ihnen herauszukriegen.
„Alda, was sollte das?“, wollte Wind wissen.
„Es tut mir so leid “, antwortete die Schildkröte. „Es tut mir sehr, sehr leid . Ich habe mich an etwas erinnert und es schien sehr wichtig zu sein, genau das zu tun, was ich getan habe, aber jetzt weiß ich es nicht mehr und es erscheint mir so dumm und es tut mir so leid , dass ich dir das angetan habe.“
Ihre Worte wurden begleitet von einer wilden Melodie, die keinerlei Sinn zu haben schien.
„Alda, bitte hör mit der Musik auf!“
„Oh. Ja. Tut mir leid !“
Und plötzlich war es still. Joshua hatte nicht bemerkt, wie laut und rasend die Melodie gewesen war, bis sie aufgehört hatte. Er stand auf und schüttelte sich mehrmals, immer noch geschockt von dem, was gerade geschehen war. Um ein Haar wäre er ertrunken.
„Joshua.“ Er hörte Alda in seinen Gedanken, es war nicht mehr als ein Flüstern. „Ich weiß nicht, warum ich das getan habe, aber du musst wissen, dass ich dich niemals hätte ertrinken lassen. Niemals.“
Joshua wusste nicht, was er davon halten sollte. „Das nächste Mal wäre eine kurze Warnung nicht schlecht“, erwiderte er.
„Wohin du gehst, mein lieber Freund, wird es keine Warnungen geben.“ Aldas Gedanken waren leise. Eine einfache Feststellung. Ihre Kraft hallte in ihm nach. Das Gefühl einer Vorahnung kroch in Joshua hoch, das er weder leugnen noch wegschieben konnte. Ihm wurde klar, dass sie unausweichlich auf einen Punkt zusteuerten, an dem es kein Zurück mehr gab, an dem sie nur nach vorne gehen konnten. Er fürchtete diesen Moment schon jetzt, denn er wusste, dass er irgendwann kommen würde.
Krieg kam herüber und stupste ihn leicht mit seiner Nase an. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er.
„Ja, es wird schon gehen. Schätze ich. Wenn erst mal das ganze Wasser aus meinen Atemwegen abgeflossen ist“, gab Joshua zurück. Krieg lächelte in seinen Gedanken.
Und damit war die Sache erledigt. Alda brachte sie sicher zum Ufer zurück, wo sie von ihrem großen Rücken auf den felsigen Boden hinuntersprangen, der den See umgab. Als die Schildkröte unter vielen Entschuldigungen für die Sturzbäche, die aus jeder Spalte ihres Panzers herausbrachen, aus dem Wasser kletterte, wurde Joshua wieder einmal klar, wie riesig sie war. Ihr Kopf und Hals allein waren mindestens so lang wie Krieg. Es würde eine Weile dauern, bis sie mit Wind die Stadt erreicht hatte und noch länger, bis die beiden zu ihnen zurückkehren würden. Er hoffte nur,
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