Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)
dass er irgendwie den Eingang finden würde und dass sie diese Reise nicht umsonst unternommen hatten.
„Joshua.“ Aldas Gedanken unterbrachen seine.
„Ja.“
„Nichts von dem, was du tust, ist umsonst, mein lieber Freund. Du wirst den Eingang im Berg finden und du wirst auch finden, wonach du suchst. Ich hoffe, ich sehe euch bald wieder.“
Ihre großen Augen betrachteten ihn und er konnte die Güte darin sehen und ihre guten Wünsche für seine Reise.
Krieg nahm Abschied von Wind und die drei sahen zu, wie der Pegasus und Alda langsam durch das Tal auf den Pfad zugingen, der durch die eiförmigen Felsen und die Spinnenbäume den Hügel hinaufführte und schließlich in der Stadt der Lichtruinen enden würde.
Eine Weile hörten sie noch das Summen der Schildkröte, bis es in ihren Gedanken verblasste. Joshua konnte sich nicht gegen das Gefühl der Endgültigkeit wehren, das ihre Trennung mit sich brachte. Er schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf den Pfad, der vor ihnen lag. Er führte in entgegengesetzter Richtung durch die Hügel am felsigen Ufer des Sees vorbei. Je länger sie wanderten, desto kleiner wurde die Zuflucht. Ab und zu sah Krieg sich um, bis Wind und Alda hinter einem Hügel verschwunden waren. Joshua konnte den Schmerz spüren, den die Trennung seinem Freund zufügte. Er sprang auf den Pferderücken.
„Du wirst sie wiedersehen“, versicherte er. „Du wirst sie bald wiedersehen.“ Und falls er das zuvor bezweifelt hatte, so hatte er das mittlerweile vollkommen vergessen.
Die Große Wand ragte vor ihnen auf, immer noch eine Tagesreise entfernt, aber in greifbarer Nähe. Joshua dachte an den nächsten Teil ihrer Reise und was sie wohl erwarten würde. Doch wenn er gewusst hätte, was auf sie zukam, hätte er sich umgedreht und wäre geflohen und nichts und niemand hätte ihn aufhalten können.
Kapitel 16 – Gefangenschaft
Sie folgten dem Fluss, der in den Tränensee mündete, nach Westen. Im Süden reichte der Gletscher beinahe an sein Ufer. Das Eis erstreckte sich von hier bis zum südlichen Teil der Wand und erreichte ein Viertel ihrer Höhe, wie Hände, die sich dem Himmel entgegenstrecken. Es hatte eine grünliche Farbe, als hätte es sich zu schnell ausgedehnt, Pflanzen, Gräser und Gewächse auf der Stelle eingefroren und fortan in eisiger Umarmung gehalten. Sie hatten die Sonne im Rücken, sodass die Wand vor ihnen in schimmernden Gold- und Erdtönen leuchtete. Joshua schätzte, dass ihnen weniger als eineinhalb Tage Sonnenlicht blieben, bevor die Nacht abermals über das Höhlentor hereinbrechen würde. Sie mussten vorher die Porte Des Lioness erreichen, denn ohne das Licht hatten sie keinen Schutz vor den Kreaturen, die die Nacht auf sie loslassen würde.
Joshua war sich immer noch nicht sicher, ob sie den Eingang tatsächlich finden würden. Er hatte die Konturen des Löwinnenkopfes nur so kurz gesehen, dass er sich nun an keine besonderen Details mehr erinnern konnte. Das Einzige, das ihm noch einfiel, war der kleine Teich, den er direkt darunter gesehen hatte. Wenn sie dem Fluss weiter folgten, hatten sie gute Chancen, den Eingang zu finden.
Von hier aus wirkte die Wand flach, glatt und undurchdringlich. Es gab nicht die geringsten Spuren eines Löwenkopfes. Joshua gelangte mehr und mehr zu der Überzeugung, dass das, was er oben im Turm gesehen hatte, eine optische Täuschung gewesen war, eine Art Hilfsmittel, um in dem, der es betrachtete, genug Furcht auszulösen, um ihn zu verjagen. Doch irgendetwas daran ergab keinen Sinn. Warum die ganze Anstrengung, jemanden dazu zu bringen, an einem bestimmten Ort zu stehen und durch das zersprungene Glas in die exakt richtige Richtung zu blicken, nur um ihm dann zu sagen, dass er nicht weitergehen solle? War es als Warnung für diejenigen gedacht, die herausfanden, wohin man blicken musste?
Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr fühlte sich Joshua wie eine Figur in einem Spiel, das ein anderer spielte. Aber als er den Kopf der Löwin in den Kacheln des Turmzimmers entdeckt hatte, hatte er genau das Gegenteil gefühlt. Er hatte ihre Kraft gespürt und ihre unangefochtene Autorität, und obwohl er sie nicht in sich selbst wahrgenommen hatte, so hatte sie ihm doch deutlich zu verstehen gegeben, dass es äußerst wichtig war, dass er sie suchte und fand. War das die Antwort? Was wusste er, ohne sich dessen bewusst zu sein? Was war es, das unerkannt in ihm schlummerte, unter vielen Schichten
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