Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)
von Angst und seinem Glauben, dass er unmöglich Teil von etwas sein konnte, das größer war als er selbst?
Aber war es nicht das gewesen, was er von Anfang an gesucht hatte? Warum war er sonst aus dem Stall geflogen, wenn nicht, um etwas zu finden, das bedeutender war als er selbst? Aber würde er das tief in einem Berg finden?
Sie hatten gerade einen kleinen Hügel überwunden. Von hier aus führte der Pfad, der vor ihnen lag, am Fluss entlang bis zu dem kleinen Teich am Fuß der Großen Wand, in den der Fluss mündete. Der Teich selbst lag im Schatten, da die Sonne bereits hinter den Klippen des Höhlentores unterging. Wenn sie den Eingang bei Tageslicht nicht finden würden, wie standen dann die Chancen bei Nacht? Und was würde auf sie warten, sobald die Sonne vollständig untergegangen war?
Joshua hatte die Gegenwart seiner Gefährten neben ihm jetzt schon eine Weile gespürt. Er merkte, dass es nicht unbedingt nötig war, einen genauen Gedanken zu formulieren und ihn den anderen zu übermitteln, um ihre Verbindung wahrzunehmen. Sie waren stundenlang gewandert und hatten nur wenige Worte gewechselt. Er konnte Graus und Kriegs Anwesenheit jetzt ohne Worte spüren und er wusste, dass sie während des Weges an seinen Gedanken und Einfällen teilgehabt hatten. Er wusste von Kriegs Gedanken an Wind und dem Schmerz, mit dem ihr Fehlen sein Herz erfüllte. Hier und da wurde Krieg von ihren Gedanken gestreift und Joshua erhaschte einen Blick auf sie und Alda, wie sie ihren langsamen Anstieg den Hügel hinauf begannen, der sie schließlich an den Spinnenlöchern vorbei und in die Stadt der Lichtruinen führen würde.
„Ich hätte mit ihr gehen sollen“, unterbrach Krieg Joshuas Gedanken. „Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass sie alleine geht.“
„Sie kann auf sich selbst aufpassen, Krieg“, erwiderte Grau. „Und sie ist nicht allein. Sie werden die Stadt bequem bei Tageslicht erreichen.“
„Ich glaube, wir haben einen Fehler gemacht.“ Kriegs Gedanken waren plötzlich begleitet von einer unterschwelligen Angst. „Wenn sie die Stadt vor Einbruch der Dunkelheit erreichen, müssen sie eine Woche dort bleiben, um sicher zu sein. Wenn wir es schaffen wollen, müssen wir dann schon im Berg sein.“
„Sie kann zurückfliegen, Krieg.“ Joshua versuchte, zuversichtlicher zu klingen als er war. „In der Luft ist es kein weiter Weg. Und Alda hat schon viele Nächte hier unten überstanden.“
Krieg dachte kurz darüber nach. „Wahrscheinlich hast du recht“, antwortete er.
Joshua konnte spüren, dass Krieg hin- und hergerissen war zwischen seinen Gefährten und dem Wunsch, Wind zu finden und sie zu begleiten. Joshua warf Grau einen Blick zu, der seine schweigende Zustimmung gab.
„Krieg, wenn du sichergehen willst, dass es ihr gut geht, können wir euch beide beim Eingang treffen. Es wird sowieso eine Weile dauern, bis wir ihn gefunden haben“, dachte Joshua.
„Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich gerne sehen, wie sie sicher in der Stadt ankommt.“
„Geh“, antwortete Grau. „Wir suchen nach dem Eingang und treffen euch beide dort.“
Joshua flatterte von dem Pferderücken herunter und landete vor Krieg. Dieser beugte seinen Kopf und berührte Joshuas Kopf sanft mit seiner Nase.
„Geh“, dachte Joshua leise. „Wir werden auf dich warten.“
Krieg wechselte einen kurzen Blick mit Grau, dann wandte er sich um und begann zu traben und dann zu galoppieren. Er breitete seine Flügel aus, hob ab und stieg unter kräftigem Flügelschlagen hoch in die Luft hinauf.
* * *
Wind und Alda hatten die eiförmigen Felsen erreicht und stiegen den windigen Pfad hinauf. Während sie sich mit der Schildkröte unterhielt, entdeckte Wind Erinnerungen wieder, die sie für immer verloren geglaubt hatte. Da waren Erinnerungen an ihre Kindheit, die sie in einer Gruppe von Fohlen verbracht hatte. Jedes Fohlen wurde einem der Kinder des Himmelsvolkes anvertraut. Die Kinder sorgten dafür, dass jedes Fohlen genug Futter und Wasser bekam, sie bürsteten ihnen das Fell und ritten regelmäßig mit ihnen aus. Das Kind, dem Wind anvertraut wurde, hieß Leannah. Aber nicht nur kümmerte sie sich um das Fohlen – die Verbindung und Verantwortung beruhte auf Gegenseitigkeit. Kind und Fohlen lernten alles übereinander und hatten bald eine Verbindung, die ein Leben lang halten sollte.
Als Alda ihr von Leannah erzählte, wurde Wind von ihren Gefühlen überwältigt. Sie war überrascht, wie stark
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