Die drei ??? Feuermond
langsam auf den Weg. Justus hatte sich halb hinter den Stamm einer Königspalme gestellt und sie beobachtet. Nun folgte er ihr mit dem breiten Hollywood-Boulevard zwischen ihnen und ließ sie nicht aus den Augen.
Sie war kaum wiederzuerkennen. Ihre Kleidung, ihr Gang, alles wirkte fremd. Wie eine Maske.
Nein, korrigierte er sich. Dies war nicht die Maske. Dies war ihr wahres Gesicht. Die Brittany von damals hatte eine Maske getragen. Nichts an ihr war echt gewesen. Weder ihr Lächeln noch ihre Krankheit noch ihr Interesse an dem Trödel auf dem Schrottplatz. Von ihrem Interesse an Justus ganz zu schweigen. Der Erste Detektiv hatte sich manchmal vorgestellt, wie er reagieren würde, wenn er Brittany eines Tages wiederträfe. Er hatte sich eingeredet, dass er wütend werden würde. Aber sosehr er sich auch darauf konzentriert hatte - wütend war er in diesem Moment nur auf sich selbst. Auf die Tatsache, dass er sich damals wie ein Idiot verhalten hatte, anstatt auf seinen Verstand zu hören.
Hinzu kam eine große Neugier. Er wollte wissen, wer Brittany wirklich war.
Justus blieb stehen. Was sollte die Heimlichtuerei eigentlich? Warum verfolgte er Brittany? Warum ging er nicht einfach zu ihr und sprach sie an?
Bevor er es sich wieder anders überlegen konnte, sah der Erste Detektiv schnell nach links und rechts, wartete eine Lücke im Verkehr ab und überquerte die Straße. Vier, fünf schnelle Schritte, dann war er direkt hinter ihr. Er streckte die Hand nach ihrer Schulter aus. Doch noch bevor er sie berührte, merkte Brittany plötzlich, dass jemand hinter ihr war, und drehte sich um.
Die Fassungslosigkeit in ihren Augen war keine Maske. Eine Sekunde lang sah Justus die echte Brittany. Dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle und rief: »Justus! Was ... was fiir eine Überraschung!«
»Hallo, Brittany.«
»Was machst du denn hier? Also wirklich, so ein Zufall! Ich —«
»Spar's dir, Brittany«, unterbrach Justus sie. »Ich bin nicht zufällig hier. Sondern wegen dir.«
»Wegen ... mir?« Brittany schluckte. Der Blick ihrer hellblauen Augen flackerte.
»Ja. Weil... weil...« Justus war, als wäre er plötzlich aus seinem eigenen Körper getreten und könnte sich selbst beobachten. Wie er dastand und überhaupt nicht mehr wusste, warum er die Straße überquert hatte. »Ich ...« Und schlagartig war sie wieder da: die Wut auf sich selbst. »Verdammt noch mal, Brittany!«, sagte er lauter, als er wollte. »Hast du geglaubt, wir würden dir nicht auf die Schliche kommen? Dein kleines Arrangement mit Miller, die Jaccard-Briefe ... wie lange wolltest du dieses Spielchen noch treiben? Dachtest du wirklich, du könntest uns ewig hinters Licht führen? Ich hatte dich für schlauer gehalten.«
Brittany starrte ihn sekundenlang wortlos an. Justus gelang es nicht, ihren Blick zu deuten. »Letztes Mal hat es ganz gut geklappt«, sagte sie schließlich ohne eine Spur von Gehässigkeit oder Häme. Die Nüchternheit ihrer Feststellung war umso schmerzhafter. Doch noch bevor Justus eine passende Antwort einfiel, hörte er plötzlich Schritte hinter sich, die eilig näher kamen. Bob und Peter tauchten an seiner Seite auf. Unverwandt starrten sie Brittany an.
»Was ist das denn für eine interessante Zusammenkunft?«, fragte Peter, ohne seinen Blick von Brittany abzuwenden. »Ich bin einem spontanen Impuls gefolgt und habe beschlossen, die Geheimniskrämerei aufzugeben«, erklärte Justus nüchtern, ohne Peter anzusehen. »Aha.«
»Und?«, fragte Bob. »Hat sie schon ausgepackt?«
»Nein. Wir waren noch bei den Begrüßungsfloskeln.«
»Aha.«
»Also, Brittany«, fuhr Justus nun, da seine Freunde bei ihm waren, wesentlich entspannter fort. »Schluss mit dem Spielchen. Es würde uns doch brennend interessieren, was das alles zu bedeuten hat: Miller, die Briefe, die Explosion ...« Brittany seufzte schwer und blickte von einem zum anderen. Dann nickte sie. »Na schön. Wo soll ich anfangen?«
»Auf jeden Fall nicht hier auf der Straße«, sagte Justus und blickte sich suchend um. Dann ging er zielstrebig den Hollywood-Boulevard hinunter. »Kommt mit!«
Das Angebot
Eine Viertelstunde später saßen sie etwas abseits der Touristenmeile in einem schäbigen Diner und tranken in der hintersten Sitzecke schlechten, lauwarmen Kaffee. Außer ihnen saßen nur noch zwei verlorene Gestalten an der Theke, die schweigend in ihre Gläser starrten. Draußen hatte es angefangen zu regnen. Die Tropfen rannen die schmutzigen
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