Die drei ??? Feuermond
Zentrale zu ziehen, meine ich?« Der Erste Detektiv lächelte. »In der Tat, Bob, das weiß ich.«
Eine alte Dame kommt in Fahrt
Während der ganzen Woche hatte Rocky Beach keinen einzigen Sonnenstrahl gesehen. Doch an diesem Freitag riss die dichte Wolkendecke für einen kurzen Moment auf und tauchte das Küstenstädtchen für zwei Minuten in ein Meer aus warmem Licht. Die Sonne verwandelte die Beschläge des Rolls-Royce in flüssiges Gold, als das ehrwürdige Fahrzeug sich in genau diesem Moment dem Schrottplatzgelände näherte. Der schwarze Lack war wie immer auf Hochglanz poliert und einige Passanten sahen dem Wagen bewundernd hinterher. Die drei Detektive standen Spalier, als der Rolls-Royce auf den Schrottplatz rollte und anhielt. Morton, der Chauffeur und inzwischen auch so etwas wie ein Freund der drei ???, stieg aus und ließ die Fahrertür sanft ins Schloss fallen. Er war hochgewachsen, sogar noch ein gutes Stück größer als Peter, und wie immer tadellos in einen schwarzen Anzug gekleidet. Zum Gruß lüpfte er kurz seine Chauffeursmütze. »Guten Tag, die jungen Herrschaften. Ich freue mich, euch zu sehen.«
»Die Freude ist ganz auf unserer Seite«, antwortete Peter, wobei er versuchte, Mortons britischen Akzent nachzuahmen. Dafür erntete er von Justus einen bösen Blick. Doch Morton quittierte dies mit einem Lächeln. »Wie geht es Ihnen, Morton?«
»Ausgezeichnet, danke der Nachfrage. Ich erfreue mich bester Gesundheit, und aufgrund des schlechten Wetters floriert das Geschäft. Bei Hochzeiten wird derzeit eher ein Rolls-Royce mit Heizung gebucht statt einer offenen Pferdekutsche. Wohin darf ich euch chaufFieren?«
»Heute ist die Sache etwas ... komplizierter«, druckste Justus herum. »Wir benötigen den Rolls-Royce diesmal eher als Transportmittel.«
»Das ist überhaupt kein Problem. Der Kofferraum hat ein größeres Volumen, als man auf den ersten Blick annehmen mag.«
»Ahm ... es geht weniger um den Kofferraum«, sagte nun Bob. »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz. Sprachen die Herrschaften nicht von einem Transport? Was wollt ihr denn transportieren?«
Wie auf Kommando drehten Justus, Peter und Bob sich um und blickten zur Zentrale, die freigeräumt von allem umgebenden Gerümpel zur Abfahrt bereitstand. Es gab nicht viele Momente in Mortons Leben, in denen er seine Fassung verlor. Dieses war einer. Er gab einen unidenti-fizierbaren Laut von sich, räusperte sich und versuchte es dann noch einmal: »Dieses Ding? Ich meine ... euer Hauptquartier? Ihr wollt, dass ich diesen Haufen ... mit meinem Rolls-Royce ... ich meine ... also ...« Morton brach ab. Bestürzt von seinem Kontrollverlust blickte er die drei ??? an. Dann straffte er sich, rückte seine Mütze zurecht, atmete einmal tief durch und klang beinahe wieder normal, als er fortfuhr: »Verzeihung, die Herrschaften. Ich habe mich gehen lassen. Ein höchst ungebührliches Verhalten für einen Chauffeur. Ich bitte um Entschuldigung.«
»Schon okay, Morton«, versicherte Peter. »Was glauben Sie, wie oft ich mich in den letzten Tagen habe gehen lassen!«
»Es ist natürlich nicht mein Rolls-Royce, sondern der von Mr Gelbert. Ich bin nur sein Angestellter. Und als dieser habe ich die Pflicht, die Wünsche unserer Kunden zu erfüllen. Einen zehn Meter langen Campinganhänger mit einem Rolls-Royce zu ziehen ist wahrlich ein eher ungewöhnliches Unterfangen, andererseits sehe ich jedoch keinen Grund, warum ich eurem Wunsch nicht entsprechen sollte.«
»Mr Gelbert sähe vermutlich einen Haufen Gründe«, warf Bob ein.
»Da magst du Recht haben. Doch Mr Gelbert schätzt mich unter anderem deshalb als treuen Mitarbeiter, weil ich Unannehmlichkeiten von ihm fern halte.«
»Das heißt, Sie werden ihm gar nichts davon erzählen?«, hakte Justus nach.
»Ich sehe dazu keinerlei Veranlassung. Es ist eine Fahrt wie jede andere, nicht wahr? Beinahe jedenfalls.« Dann legte Morton zum zweiten Mal ein ftir einen Chauffeur höchst ungebührliches Verhalten an den Tag: Er zwinkerte den drei ??? zu.
Peter hielt es nicht mehr aus und steckte sich die Finger in die Ohren. Die Geräusche, die die Zentrale von sich gab, als der Rolls-Royce ganz langsam und vorsichtig anfuhr, waren Furcht erregend. Es klang, als würde eine Schrottpresse ein Auto zerquetschen. Oder als fege gerade ein Hurrikan über eine Wellblechhütte hinweg. Zehn Meter noch, dann würde die behelfsmäßig geflickte Zuggabel auseinander reißen. Nein, vorher schon. Oder die
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