Die drei ??? Feuermond
Achse zerbrach. Oder die Zentrale streckte einfach alle viere von sich und fiel auseinander. Komplett. Oder ...
Beim Uberfahren der kleinen Schwelle, die die Schrottplatzzufahrt von der Straße trennte, wurde die Zentrale so heftig durchgeschüttelt, dass nun auch Justus und Bob angst und bange wurde. Doch sobald Rolls-Royce und Campinganhänger auf der Straße waren, ging es ruhiger voran. Das Ächzen und Knarren verschwand zwar nicht, klang jetzt jedoch weniger bedrohlich. Und Morton fuhr so behutsam, dass Peter sich nach einer Weile ein wenig entspannte. Immer, wenn die drei ??? im Rolls-Royce unterwegs waren, starrten die Menschen auf der Straße dem edlen Gefährt hinterher. Daran waren die Jungen schon gewöhnt. Doch diesmal war es anders. Diesmal sahen die Leute nicht einfach nur einen auf Hochglanz polierten Rolls-Royce. Sie sahen einen auf Hochglanz polierten Rolls-Royce, der einen schäbigen, ausgeblichenen, dreckigen, verbeulten, geflickten und noch dazu riesigen Campinganhänger hinter sich herzog. Die Leute blieben stehen, die Autofahrer hupten und mehr als einmal zückte jemand eine Kamera, um den ungewöhnlichen Anblick festzuhalten. Die Fahrt nach Solromar war die spektakulärste, die die drei ??? jemals im Rolls-Royce erlebt hatten. Als Morton schließlich in die Lincoln Street einbog, flogen die Türen der Wohnmobile und Campinganhänger auf und Mrs Lansky und ihre Nachbarn inklusive Julianne Wallace starrten dem Gespann ungläubig nach.
Es gelang Morton, die Zentrale so zu rangieren, dass sie gleich perfekt auf der Wiese stand. Während die drei Detektive mit-hilfe des Chauffeurs den Wagen und den Anhänger voneinander trennten, kam Mrs Wallace neugierig näher. »Das nenne ich einen Auftritt!«, sagte sie. »Ein echter Rolls-Royce! Mitsamt Chauffeur! Ich bin sprachlos!«
»Guten Tag, Madam«, grüßte Morton höflich und lupfte die Mütze.
»Guten Tag. Sagt mal, Jungs, habe ich etwas nicht mitbekommen? Seid ihr Filmstars oder so was? Kamt ihr mir deshalb so bekannt vor?«
»Nein«, antwortete Justus. »Uns stand lediglich kein anderes Transportmittel zur Verfügung.« Dem Ersten Detektiv wurde eine Sekunde zu spät bewusst, wie prahlerisch das klang. Julianne Wallace hob abschätzig eine Augenbraue und würdigte Justus fortan keines Blickes mehr.
Stattdessen wandte sie sich mit ihrer nächsten Frage an Bob: »Ich hatte gedacht, ihr bleibt nur übers Wochenende und kommt mit einem Zelt.«
»Das mit dem Wochenende stimmt. Aber wir dachten ... na ja ...« Bob merkte, dass sich niemand von ihnen eine überzeugende Erklärung für diesen Auftritt überlegt hatte. »Eigentlich haben wir uns gar nichts dabei gedacht. Die Zent... ich meine, der Wohnwagen stand schon so lange herum und da haben wir uns überlegt, dass es mal an der Zeit wäre, ihn vom Fleck zu bewegen.«
»Na dann: viel Spaß! Hoffentlich macht euch das verdammte El-Nino-Wetter keinen Strich durch die Rechnung!« In dieser Sekunde bekam Peter den ersten Regentropfen ab.
Die Sonne, die am Nachmittag kurzzeitig zum Vorschein gekommen war, hatte sich längst hinter dicke, bauschige Wolken verzogen. Der Regen prasselte stetig auf das Dach der Zentrale nieder. Julianne Wallace saß seit Stunden in ihrem Wohnwagen. Bob hatte Posten am Fenster bezogen, so dass er sie immer im Blick hatte.
»Lass mich raten: Sie liest immer noch«, sagte Peter gelangweilt, während er versuchte, das Chaos, das die Fahrt im Innern der Zentrale angerichtet hatte, zu beseitigen. Bob nickte. »Besser gesagt: Sie blättert. Neben ihr steht ein ganzer Stapel Bücher, und hin und wieder nimmt sie eines zur Hand und sucht irgendwas. Da, jetzt steht sie auf ... und schleppt noch mehr Bücher an. Meine Güte, die Frau hat ja nichts anderes in ihrem Wohnwagen! Könnte glatt deine Schwester sein, Just.«
»Sie ist auf der Suche nach bestimmten Informationen«, bemerkte Justus, der sich neben Bob gequetscht hatte und einen Blick durchs Fernglas riskierte. »Jetzt kann ich die Titel der Bücher lesen. Habe ich es mir doch gedacht! Es ist ausschließlich Literatur über Jaccard und Hernandez! Ist das nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sie bereits im Hernandez-Haus arbeitet und eigentlich alles über ihn wissen müsste?
Wenn wir nur einen Blick auf ihre Notizen werfen könnten, die sie ständig nebenbei macht ...«
»Nicht so auffällig, Just!«, warnte Peter. »Wenn sie sich umdreht, sieht sie dich. Und dann war es das mit der unauffälligen
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