Die drei ??? Feuermond
ein Uhr löschte Julianne das Licht. Danach tat sich in ihrem Wohnwagen nichts mehr. Peter, der die letzte Schicht übernommen hatte, war froh, als es am Horizont zu dämmern begann. Zwar wurde es mit dem Sonnenaufgang kaum wärmer, aber das anstrengende Starren in die Dunkelheit hatte damit ein Ende. Sobald Bob und Justus wach waren, machte sich der Zweite Detektiv auf den Weg nach Rocky Beach, um seinen MG abzuholen. In der Werkstatt gab es jedoch Probleme, daher dauerte es bis zum Nachmittag, bis er mit dem reparierten Wagen endlich wieder zurück war. Bei Julianne Wallace hatte sich den ganzen Tag über nichts getan. Sie hockte nach wie vor über ihren Büchern, kochte sich zwischendurch etwas zu essen -und dabei blieb es. Dennoch wollten die drei ??? ihre Überwachung fortsetzen, weswegen Bob in der Zentrale blieb, während Peter und Justus nach Oxnard ins Museum fuhren. Dieses Mal betraten sie das Hernandez-Haus jedoch nicht sofort, sondern blieben im Nieselregen stehen und betrachteten die Skulptur, die den kleinen Platz vor dem Museum zierte. Sie hatten sie bei ihrem ersten Besuch zwar wahrgenommen, ihr jedoch keine weitere Beachtung geschenkt. Nun traten sie neugierig näher.
Die überlebensgroße Figur stellte einen Mann dar, der fremdartig anmutende Gewänder trug. Sie waren mit kleinen Tierknochen, Asten und Blättern geschmückt. Sein Kopf war leicht gesenkt und der steinerne Blick starr auf seine vorgestreckte, gen Himmel weisende Handfläche gerichtet. Der gesamte Körper schimmerte in einem matten Bronzeton. »>Der Weltenseher<«, las Justus vor, als er das kleine Schild auf dem Sockel der Statue entdeckte. »Natürlich von Hernández, wer hätte das gedacht?«
»Irgendwie könnte der Bursche auch Otto heißen, findest du nicht?«, fragte Peter. »Jedenfalls eher als Sofia.«
»Das wird uns hoffentlich ein Mitarbeiter des Museums beantworten können.«
Nachdem Justus und Peter das Hernandez-Haus betreten hatten und ein weiteres Mal durch die Ausstellung gingen, fanden sie schnell einen jungen Mann in dunkelblauem Anzug, der gelangweilt von einem Raum zum nächsten schlenderte und die Ausstellungsstücke bewachte, wie es zwei Wochen zuvor auch Julianne Wallace getan hatte. Vorsichtshalber warf Justus diesmal einen Blick auf das Namensschild, bevor er den Mann ansprach: Brandon Myers. »Entschuldigen Sie, Sir.«
»Ja, bitte?« Mr Myers drehte sich zu den beiden Detektiven um, offenbar hocherfreut, dass jemand mit ihm sprechen wollte. »Wir haben eine Frage zu den Skulpturen, die Raoul Hernández gemacht hat.«
»Leider haben wir nur eine Hand voll seiner Bildhauer-Arbei-ten hier im Hause«, sagte Myers, »aber ich hoffe, ich kann euch trotzdem weiterhelfen.«
»Wir haben gehört, dass Señor Hernández seinen Figuren Namen gab.«
»Aber natürlich! Da haben wir zum Beispiel die >Mexikani-sehe Jungfrau* oder den >Weltenseher* draußen auf dem Vorplatz ...«
»Nein, andere Namen«, unterbrach Peter den Mann. »Spitznamen sozusagen. Wie beispielsweise Sofia. Oder ... Otto vielleicht.«
Brandon Myers runzelte die Stirn und blickte lange von einem zum anderen. »Otto vielleicht?«, wiederholte er misstrauisch. Justus nickte. »Nur so als Beispiel. Wissen Sie etwas darüber?«
»Na ja, um ehrlich zu sein ... so genau kenne ich mich bei Hernandez nicht aus. Wisst ihr, ich studiere noch, die Arbeit hier im Museum ist nur ein Nebenjob. Ich fürchte, ich kann euch nicht weiterhelfen.«
»Aber was reden Sie denn da, Mr Myers!«, erklang eine Stimme hinter ihnen und energische Schritte näherten sich. Justus und Peter wandten sich um. Eine resolut wirkende Dame mittleren Alters war herangetreten. Sie trug eine schmale Brille an einer goldenen Kette und hatte das Haar zu einem strengen Knoten gebunden. »Natürlich können Sie den Jungen weiterhelfen! Sie sind ein Hernandez-Fachmann! Deshalb habe ich Sie doch eingestellt!«
»Mrs Albright!« Brandon Myers war sichtlich überrascht. »Da müssen Sie mich missverstanden haben. Natürlich kann ich den beiden helfen. Ich meinte nur ...« Er brach ab. »Mr Myers, ich fürchte, Sie waren in Gedanken ganz woanders«, sagte Mrs Albright und schüttelte tadelnd den Kopf. Dann wandte sie sich freundlich lächelnd Peter und Justus zu. »Also, ihr wollt wissen, was es mit den Spitznamen auf sich hat, die Raoul Hernandez seinen Figuren gegeben hat?« Peter nickte.
»Nun, die Spitznamen waren eigentlich nur ein Scherz unter Freunden. Genau genommen zwischen Jean
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