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Die drei Im Schatten des Giganten drei Fragezeichen

Die drei Im Schatten des Giganten drei Fragezeichen

Titel: Die drei Im Schatten des Giganten drei Fragezeichen
Autoren: Erlhoff Kari
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Andrews schien das zu bemerken. »Möchtest du Kaffee?«
    Justus zögerte. Kaffee mochte er nämlich nur mit viel Milch und noch mehr Zucker – also so, dass der Kaffeegeschmack kaum noch vorhanden war.
    »Ich nehme lieber Milch«, entschied er sich, auch wenn Kaffee erwachsener gewesen wäre.
    Während Bobs Vater nach dem Milchkrug griff, sah sich ­Justus im Raum um. Wie alle Zimmer in der Lodge war auch der Frühstücksraum rustikal eingerichtet. An den Wändenhingen Gemälde von Jagdgesellschaften, Bergen und Wäldern. Das ältere Ehepaar war gerade mit dem Frühstück fertig. Die zwei hochgewachsenen Geschäftsmänner aus Missouri hingegen waren gleichzeitig mit Justus gekommen und hatten sich einen Platz neben dem Buffet gesucht. Der dritte Mann, der am Vorabend bei ihnen gestanden hatte, war nicht da. Auch Miss Georgianis schien zum Glück noch zu schlafen. Dafür saß ein asiatisch aussehendes Pärchen an einem Tisch neben der Tür.
    »Arme Tara«, sagte Jeanne. »Sie hat es wirklich nicht leicht. Weißt du, ihr Mann ist beim selben Rettungseinsatz ums Leben gekommen wie mein Mann. Seitdem muss sie sich allein um die Lodge und ihren behinderten Sohn kümmern.«
    »Keine leichte Aufgabe«, bestätigte Mr Andrews.
    »John Thornton kümmert sich, so gut es geht, um sie und Steven«, sagte Jeanne. »Das ist der Ranger, der hier die Vorträge hält. Er und Tara sind seit einem Jahr ein Paar.«
    Da Justus sich grundsätzlich nicht für das Liebesleben von anderen Menschen interessierte, wechselte er das Thema: »Läuft Steven denn oft allein in der Gegend herum?«
    Jeanne nahm einen Schluck Kaffee, dann antwortete sie langsam: »Ja, das ist bislang nie ein Problem gewesen. Er ist hier im Tal aufgewachsen und kennt sich aus. Der Busfahrer vom Valley Shuttle nimmt ihn auf seiner Runde manchmal mit und setzt ihn am Spielplatz oder beim Kiosk ab. Steven hat drei oder vier Lieblingsplätze, die er jeden Tag besucht. Aber es ist auch schon vorgekommen, dass er sich ein paar Schritte in den Wald getraut hat. Natürlich hat es dann Ärger mit Tara gegeben.«
    »Das erklärt aber noch nicht die Tatsache, dass er bewaffnet unterwegs gewesen ist«, sagte Justus nachdenklich. »Auch frage ich mich, wo er das Gewehr herhatte.«
    »Unten im Keller ist ein alter Waffenschrank, der noch aus der Zeit von Taras Großvater stammt. Tara bewahrt den Schlüssel dazu an der Rezeption auf. Steven muss ihn in ­einem unbeobachteten Moment an sich genommen haben. Und dann hat er ein Jagdgewehr aus dem Schrank geholt.«
    »So ist es. Stevens Mutter hat die Waffe bereits identifiziert«, erklärte Mr Andrews.
    Justus schnitt nachdenklich ein Brötchen auf. »Aber das würde ja bedeuten, dass Steven mit der Waffe im Bus gefahren ist! Danach muss er ausgestiegen sein, das Gewehr entsichert haben und zielstrebig in Richtung Half Dome gelaufen sein.«
    »Es scheint so«, stimmte Jeanne zu.
    »Vielleicht sollten Peter, Bob und ich mal mit dem Busfahrer reden«, überlegte Justus laut. Weiter kam er nicht, da Miss Georgianis den Raum betrat.
    »Oh nein«, flüsterte Mr Andrews. »Hoffentlich setzt die sich an einen Einzeltisch!«
    Doch das Schicksal hatte kein Erbarmen mit den dreien. Kurz darauf kam die Frau mit den braunen Zöpfen zielstrebig auf sie zu, fragte »Darf ich?« und stellte, ohne die Antwort ab­zuwarten, ihren Teller so schwungvoll ab, dass ein paar Me­lonenstücke auf das bunte Tischtuch purzelten. »Heute fahre ich zu den Tuolumne Meadows«, erzählte sie, bevor auch nur einer von ihnen die Gelegenheit hatte, ihr einen Guten Morgen zu wünschen. »Und morgen kommt dann der Half Dome dran. Mein Ex-Mann hat ja mal …« Und so ging es weiter, bis Justus, Mr Andrews und Jeanne aufgegessen hatten und sich so höflich wie möglich verabschiedeten.
     
    Es dauerte nicht lange, bis Peter, Bob und Randy ihre Fahrräder vor der Lodge abstellten. Justus erwartete sie bereits auf der breiten Veranda.
    »Wir haben den Bus verpasst!«, sagte er gleich nach der Begrüßung.
    »Na und?«, sagte Peter verblüfft.
    »Wir müssen mit dem Busfahrer sprechen. Wegen Steven.«
    »Wenn wir die Abkürzung nehmen, erwischen wir ihn an den Yosemite Falls. Da ist eine Bushaltestelle.« Randy machte auf dem Absatz kehrt.
    »Dann kann ich nicht mit«, sagte Justus zerknirscht. »Ich darf mit der Wunde keinen Sport machen.«
    Daraufhin erlaubte Mr Andrews Bob, den Wagen zu nehmen. Er würde den Tag über eh mit Jeanne im Hubschrauber unterwegs sein und ihn
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