Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Im Schatten des Giganten drei Fragezeichen

Die drei Im Schatten des Giganten drei Fragezeichen

Titel: Die drei Im Schatten des Giganten drei Fragezeichen
Autoren: Erlhoff Kari
Vom Netzwerk:
waren »Jene«?
    Ein Geräusch riss den Ersten Detektiv aus seinen Gedanken. Jemand kam über den Flur. In der Nachbarkabine wurde der Vorhang geöffnet und wieder geschlossen. Danach herrschte für kurze Zeit Stille – bis auf Stevens monotone Sätze. »Hier wohnen Jene! Hier wohnen Jene! Böse!«
    Dann wurde in Kabine neben Justus eine Nummer gewählt. Jemand räusperte sich. »Hallo?«, erklang eine Männerstimme. Der Erste Detektiv konnte sie nicht zuordnen.
    »Louis hier.«
    War das einer der Kent-Brüder? Oder der asiatisch aussehende Mann? Sprach der akzentfrei?
    »Ja, ich kümmere mich darum«, sagte der Mann gerade ungnädig. »Aber es geht nicht so schnell. Wir müssen alle Abläufe aufeinander abstimmen. Da kann ich nicht voreilig handeln.« Er machte eine Pause. Offenbar sprach nun jemand am anderen Ende der Leitung. Der Mann machte ab und zu ein »Hmhmm«, ein »Ja« oder ein »Aha«. Dann erst sagte er: »Wir bringen es morgen zu einem Abschluss.« Wieder folgte eine Pause. Dann fügte er hinzu: »Die Presse wird die Story nur allzu gierig aufnehmen. Schlechte Nachrichten verkaufen sich doch um einiges besser als gute. Und ein Journalist ist bereits hier.« Erneut eine Pause. »Nein, der noch nicht. Nur ein Typ aus Los Angeles … Ja, sicher! … Auch darum kümmere ich mich. Ich habe bereits drei Leute engagiert. Ich bin bei dem Projekt dann direkt vor Ort.« Der Mann räusperte sich ungeduldig. Dann fuhr er fort: »Vertrauen Sie doch bitte einfach meinem Plan!«
    Was immer der Plan war, der Teilnehmer am anderen Ende schien nicht überzeugt zu sein. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Mann in der Nachbarkabine wieder zu Wort kam. Jetzt klang er empört. »Durchgedreht? Ich bin ganz und gar nicht durchgedreht! Wir können diese Entscheidungen dochnicht dem Zufall überlassen. Oder ein paar Geizkragen, die von der Materie keine Ahnung haben! Mir ist durchaus bewusst, was hier auf dem Spiel steht!«
    Leise Stimmen näherten sich aus dem Eingangsbereich. Der Mann sprach nun gehetzter. »Ich muss aufhören. Wirklich. Ich melde mich, sobald es Neuigkeiten gibt … Ja, Sir. Auf Wiederhören.«
    Justus rührte sich nicht vom Fleck. Was hatte er da eben gehört? Der Anfang hätte noch zu einem Gespräch unter Geschäftsleuten gepasst, aber nicht der Teil mit der Presse und den schlechten Nachrichten! Von welchem Plan hatte der Mann geredet? Justus musste herausfinden, wer von den Gästen der Lodge gesprochen hatte – ohne dabei selbst gesehen zu werden. Der Vorhang der Nachbarkabine wurde aufgezogen. Vorsichtig beugte sich der Erste Detektiv vor. Jetzt bloß keine unüberlegte Bewegung machen!
    Die Bank knarrte leise unter Justus’ Gewicht. Seine Finger griffen nach dem grünen Samt des Vorhangs. Er würde ihn nur ein winziges Stück verschieben. Gerade genug, um hinaus­spähen zu können. Justus hielt den Atem an. Eine schmale Gestalt verließ den Flur gerade in Richtung Lobby: der Mann, der in der Nacht zuvor mit seinem Drink bei den Brüdern aus Missouri gestanden hatte. Das angebliche Burn-out-Opfer. War Louis sein Vorname oder sein Nachname?
    Mit einigem Sicherheitsabstand folgte Justus dem Mann in die Lobby. Der Erste Detektiv sah, wie er die Lodge verließ und auf dem Parkplatz in einen dunkelblauen Wagen stieg. Zu dumm, dass er nicht wusste, wohin er fuhr! Das Kennzeichen konnte Justus auf die Entfernung auch nicht entziffern.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Tara Finn.
    »Äh, ja«, murmelte Justus. Dann humpelte er zum Empfangstresen. »Können Sie mir mehr über – Mr Louis sagen?«
    Sie sah ihn entschuldigend an. »Ich nehme die Privatsphäre meiner Gäste ernst.«
    »Kein Problem. Ich habe ihn wohl auch nur mit jemandem verwechselt«, redete sich Justus heraus. Dann ging er langsam auf sein Zimmer. Es lag im ersten Stock, gleich neben den Privaträumen von Tara Finn und ihrem Sohn. Daher konnte er durch die Wand hören, was dort geschah. Steven schien einen Trickfilm zu sehen.
    »Gleich hab ich dich! Gleich hab ich dich!«, verkündete eine elektronisch verzerrte Stimme.
    »Niemals!«, tönte es zurück. »Nimm das! Und das!« Es klang, als würde jemand eine Bratpfanne gegen einen Gong schlagen. Irgendwann ertönte die Abspannmusik, in der von einer raffinierten Hühnerbande und einem dummen Fuchs gesungen wurde. Danach lief Werbung. Zwischen Versprechen wie »Mehr Saugkraft!«, »Mit extra vielen Vitaminen!« und »Das sauberste Weiß aller Zeiten!« hörte Justus auch Stevens Stimme.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher