Die drei !!! Jagd im Untergrund
Rauschen, das sie schon vorhin wahrgenommen hatte, wurde immer lauter. Als Marie das Gitter erreicht hatte, sah sie, was die Ursache war: Auf der anderen Seite befand sich ein U-Bahnsteig! Ein Zug hielt gerade, und zahllose Beine bewegten sich hektisch darauf zu.
Marie versuchte, das Gitter wegzudrücken, aber es bewegte sich keinen Millimeter. Sie sah nach unten. Der Mann war ihr dicht auf den Fersen. Bald würde er bei ihr sein! Panisch suchte Marie nach einem Griff oder Hebel, mit dem sich das Gitter öffnen ließ. Aber da war nichts. Sie hämmerte gegen das Metall und schrie verzweifelt durch das staubige Eisengeflecht. »Hilfe! Hört mich jemand? Ich werde verfolgt! Hilfe!«
Der Mann kam immer näher. Auf der anderen Seite schnupperte ein kleiner Hund interessiert, aber bevor er näher kommen konnte, wurde er an der Leine zurückgezogen. Marie schrie erneut. Das gab es doch nicht. Sie war nur Zentimeter von den Menschen entfernt und keiner konnte ihr helfen! Die U-Bahn fuhr los.
»Gleich hab ich dich«, keuchte der Mann.
Ihr Handy! Hier oben hatte sie vielleicht Empfang und konnte einen Notruf absetzen. Marie nestelte mit einer Hand das Gerät aus der Seitentasche ihrer Shorts. Sie strich über den Touchscreen. Die Verbindung baute sich auf.
Eine Hand schnappte nach Maries Fußgelenk. Vor Schreck schrie sie auf. Mit aller Kraft trat sie nach ihrem Verfolger. Fluchend ließ er von ihr ab. Um sofort wieder zuzugreifen.
Der Mann hatte große Kraft. Er legte einen Arm von hinten um Maries Hals und drückte zu. Sie bekam kaum noch Luft. »Du hast die Wahl«, zischte der Mann. »Entweder bist du jetzt schön brav und kletterst mit mir zusammen langsam da runter.« Er verstärkte den Druck. »Dann kommen wir beide heil an. Oder du bekommst einen kleinen Schubs ...«
Marie brachte nur ein Nicken zustande. Aber der Griff um ihren Hals wurde gelockert. Blitzschnell entwand der Mann ihr das Handy. »Und das gibst du besser mir!« Er stopfte das Gerät in seine Hosentasche. »Wir wollen ja nicht, dass es kaputtgeht!«
Mit einem fiesen Lachen zerrte er Marie die Leiter hinab. Unten angekommen, bog er ihr den Arm nach hinten und stieß sie vor sich her durch den Gang. Nach einigen Metern schubste er sie in einen Seitengang. Es ging eine glitschige Treppe hinunter und Marie hatte Mühe, sich aufrecht zu halten. Auf der letzten Stufe knickte sie um und stürzte. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihr linkes Knie. Sofort wurde sie wieder hochgerissen. Ihr traten die Tränen in die Augen. Der Mann war eiskalt. Er achtete überhaupt nicht darauf, dass sie sich verletzt hatte. Unbarmherzig schrie er sie an: »Keine Tricks, du Biest!«
Der Griff um Maries Arm wurde fester. »Wie viele von euch sind eigentlich hier unten, los sag schon!«
»Ich weiß nicht«, log Marie. Sie tastete nach ihrem schmerzenden Knie.
Der Mann zischte verächtlich. Er gab ihr einen Stoß in die Rippen. »Das glaub ich dir nicht!«
Marie kniff vor Schmerz die Augen zusammen. Fieberhaft überlegte sie, ob der Mann auch Kim und Franzi hier unten erwischt hatte. Irgend jemanden hatte er jedenfalls gesehen, sonst würde er nicht so fragen.
Marie spürte ihren Arm kaum noch. Sie wollte gerade etwas sagen, da blieb der Mann abrupt stehen. Der Strahl der Lampe an seinem Helm beleuchtete eine grau gestrichene schwere Tür mit einem Schild darüber. Marie las. Sie schüttelte den Kopf. Hatte sie jetzt schon Halluzinationen? Stand da wirklich ›Ambulanz‹?
Bevor Marie einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte der Mann den im Schloss steckenden Schlüssel herumgedreht, die Tür aufgerissen und sie in die Finsternis dahinter gestoßen. Marie fiel in die bodenlose Schwärze. Ihre Schulter streifte etwas Hartes, dann landete sie auf etwas erstaunlich Weichem.
Die Tür wurde zugestoßen und der Schlüssel zwei Mal herumgedreht. Die Stimme des Manns drang dumpf herein: »Hier könnt ihr vor euch hinschmoren. So lange wie es nötig ist!«
»Aua!«
»Hilfe, was ist das?«
»Kim?«
»Marie?«
»Kim, bist du’s wirklich?«
»Ich kann nichts sehen!«
Marie wälzte sich zur Seite. Ihr verwundetes Knie pochte im Gleichtakt mit ihrem rasenden Herzen.
»Wartet, ich mache die Taschenlampe an.«
Im plötzlich aufflammenden Lichtkegel sah Marie ihre Freundin Kim neben sich am Boden liegen. Sie hielt sich die Hände vors Gesicht und stöhnte. Franzi stand mit vor Schreck geweiteten Augen dahinter und blendete sie mit der Taschenlampe. »Oh Gott, bin ich froh,
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