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Die drei !!! Kuss-Alarm (Ausrufezeichen) - Wich, H:  drei !!! Kuss-Alarm

Die drei !!! Kuss-Alarm (Ausrufezeichen) - Wich, H: drei !!! Kuss-Alarm

Titel: Die drei !!! Kuss-Alarm (Ausrufezeichen) - Wich, H: drei !!! Kuss-Alarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henriette Wich
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hatte. Ein riesengroßer Stein fiel ihr vom Herzen.
    Alle schwiegen, weil sie die neue Nachricht erst mal verdauen mussten.
    »Hinterher habe ich mir große Vorwürfe gemacht«, sagte Herr Brenner. »Ich hätte sie noch mehr warnen müssen oder sie gar nicht erst losfahren lassen dürfen mit diesen halb kaputten Bremsbelägen.«
    »Nein«, sagte Marie. »Sie trifft keine Schuld. Meine Mutter hätte selber daran denken müssen.«
    Plötzlich fiel Franzi etwas ein. »Hat deine Tante nicht erzählt, dass deine Mutter ziemlich chaotisch und vergesslich war?« »Ja!«, sagte Marie und erinnerte sich wieder ganz deutlich daran. »Das stimmt.« Dann fügte sie traurig hinzu: »Das war ihre einzige Schwäche, und ausgerechnet die ist ihr zum Verhängnis geworden.«

Der Engel am Grab
    Nebelschwaden zogen über den Friedhof, Krähen flogen über die Gräber hinweg und krächzten heiser. Kein Mensch war unterwegs an diesem frühen Februarnachmittag auf den säuberlich geharkten Kieswegen. Der Friedhof lag verlassen da. Marie blieb zögernd am Eingangstor stehen. Plötzlich hatte sie Angst, über die Schwelle zu treten und zurück in die Vergangenheit zu gehen, zu ihrer Mutter. Heute war ihr Todestag, und sie hatte extra einen kleinen Strauß Nelken gekauft, die Lieblingsblumen ihrer Mutter.
    Am liebsten wäre sie sofort wieder umgekehrt und davongerannt. Aber was hätte das genützt? Vor ihrer Traurigkeit konnte sie nicht weglaufen, die nahm sie überallhin mit, genauso wie die Einsamkeit. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so einsam gefühlt. Immer noch hatte sie nicht mit ihrem Vater gesprochen, weil er die letzten Tage dauernd beruflich unterwegs gewesen war. Er hatte auch nicht mehr über den Todestag gesprochen, als ob es ihn gar nicht geben würde.
    Marie schluckte. Dann gab sie sich einen Ruck. Ihr Vater wollte die Erinnerung verdrängen, aber sie würde es nicht genauso wie er machen. Außerdem würde ihre Mutter sich bestimmt über die Blumen freuen. Der erste Schritt fiel Marie am schwersten, aber die nächsten waren schon ein bisschen leichter. Langsam lief sie die Reihen der Gräber entlang. Den Weg kannte sie zum Glück, obwohl sie nur ein paarmal zusammen mit ihrem Vater hier gewesen war. Nachdem sie einmal rechts und zweimal links abgebogen war, kam sie zum älteren Teil des Friedhofs. Dort wuchsen viele alte Bäume: Buchen, Eichen und Kastanien. Im Sommer sahen sie wunderschön aus mit ihrem dichten, dunkelgrünen Blätterdach, doch jetzt imFebruar ragten die kahlen Äste wie Skelettarme in den Himmel.
    Auf den letzten Metern wurde Marie noch langsamer. Dann war sie am Ziel: Das Grab ihrer Mutter war sehr schlicht und nur mit ein paar Stiefmütterchen bepflanzt. Es gab keinen Grabstein, dafür ein Holzkreuz mit ihrem Namen und daneben einen kleinen Engel aus Stein, der schützend seine Arme über der Toten ausbreitete.
    »Hallo, Mama«, flüsterte Marie. Dann bückte sie sich und legte die Nelken aufs Grab. Der Geruch nach kalter, feuchter Erde stieg ihr in die Nase. Sofort wurde ihr auch eiskalt. Die Kälte kroch von ihren Füßen hoch bis hinauf zu den Knien und weiter hoch, bis sie bei ihrem Herzen angelangt war. Marie konnte nicht weinen, obwohl sie es gerne getan hätte. Ihr Herz verkrampfte sich immer mehr.
    »Mama«, flüsterte sie, »warum musstest du so früh gehen? Ich hätte dich so gern kennengelernt, ich bräuchte dich so: heute!«
    Sie bekam keine Antwort, nur der Engel lächelte stumm und schien sie mit seinen sanften Augen trösten zu wollen. Marie betrachtete wehmütig seine steinernen Flügel. Wenn sie doch wenigstens hätte fliegen können! Dann würde sie so lange fliegen, bis sie hinauf zu dem Ort im Himmel kam, wo ihre Mutter jetzt war. Ob es dort auch so still war wie hier auf dem Friedhof?
    Während sie noch darüber nachdachte, hörte sie plötzlich Stimmen und zuckte zusammen. Oh nein! Warum musste ausgerechnet jetzt jemand kommen und sie stören? Die Stimmen kamen immer näher, es waren ein Mann und eine Frau. Und plötzlich erkannte Marie die Stimme des Mannes: Es war ihr Vater! Sie wollte weglaufen, aber ihre Beine waren wie gelähmt. Sie konnte sie keinen Millimeter von der Stelle bewegen. Dabogen ihr Vater und die Frau auch schon um die Ecke und kamen auf sie zu. Marie erstarrte: Die Frau war niemand anderes als die Floristin!
    »Marie!«, rief Herr Grevenbroich. »Was machst du denn hier?« Marie suchte nach einer Antwort, nach irgendwelchen Worten, aber stattdessen stiegen

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