Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)
und ich dachte, dann hätte ich sowieso nichts mehr damit zu tun. Später zu Hause habe ich gedacht, was für ein verrückter Tag das war und dass ich schon lange nicht mehr so viel Spaß hatte. Und dann rief Butterfly an. Sie wollte wissen, wie es gelaufen ist, und ich habe ihr alles erzählt (außer dass ich dir verraten hatte, dass sie meine Vermieterin ist). Und von da an wurde alles furchtbar kompliziert.«
»Wow, du bist echt eine gute Lügnerin.«
»Danke. Aber ich würde mich eher als Schauspielerin bezeichnen. Jedenfalls hat Butterfly mir dann angeboten, weniger Miete zu zahlen, wenn ich dafür noch ein bisschen weiter mitmache. Eigentlich wollte ich wirklich nicht, aber gleichzeitig klang das alles total verlockend, weil ich gerade einen so schönen Tag gehabt hatte; Butterfly wollte, dass ich dir ein paar Sachen in New York zeige, und dann dachte ich an die stillgelegte U-Bahn-Station und an das Geld, das ich mehr als gut gebrauchen konnte, und außerdem war ich immer noch ein bisschen betrunken und irgendwann sagte ich schließlich Ja.«
»Also könnte man sagen, Butterfly hat dich dafür bezahlt, dass du dich mit mir angefreundet hast.«
»Aber doch nur, weil ich es auch selbst wollte.«
»Trotzdem hat sie dich gekauft.«
»Auf gewisse Weise ja.«
»Erzähl weiter.«
»Na ja, am nächsten Tag war ich nicht mehr betrunken, und als du mir erzählt hast, Butterfly hätte jemanden ermordet, da habe ich angefangen, mir ein bisschen Sorgen zu machen. Ich habe versucht, Entschuldigungen für sie zu finden und genauso viel Spaß zu haben wie am Tag zuvor, aber du warst – verständlicherweise – ein bisschen durch den Wind und dann wurde das Ganze noch komplizierter, weil du wolltest, dass wir zu mir nach Hause gehen …«
»Was?«
»In die Charles Street Nummer 15.«
»Ach so, ja, klar.«
»Genau, ich hatte also schon mal nicht die allerbeste Laune und als Nächstes wolltest du auch noch zu meiner alten Schule, um einen weiteren Mord aufzudecken, und da bin ich echt in Panik geraten, weil ich Angst hatte, dass meine Vergangenheit auffliegen würde.«
»Okay, aber du glaubst doch nicht, dass Butterfly diesen Typen wirklich ermordet hat, oder?«
»Woher soll ich das wissen? Ich war mein gesamtes bisheriges Erwachsenenleben damit beschäftigt, zu verarbeiten, was an der Highschool passiert ist. Damit, einigermaßen normal zu wirken und das mit Butterfly zu vergessen.«
»Wieso, was war denn mit Butterfly? Wie hast du ihr eigentlich geholfen?«
»Das waren nur Spinnereien. Ich habe gar nichts gemacht und Butterfly auch nicht. Der Typ ist einfach verschwunden.«
»Aber du meintest doch, du hättest ihr helfen sollen.«
»Das hat sie gesagt, aber wir haben nie irgendetwas unternommen. Es war mehr so, als hätten wir uns eine Geschichte ausgedacht. Es ist nichts passiert.«
Mein Verstand schien plötzlich zu erstarren. Ich wusste, dass ich mich auf gefährlichem Terrain bewegte und es lieber gut sein lassen sollte, aber Beatrice log mich an, was ihren Lehrer betraf. Jetzt, da ich sie schon ein paarmal beim Lügen erlebt hatte, war es ziemlich leicht zu erkennen.
»Und dann habe ich das Notizbuch gelesen und alles war okay.«
»Wie kann es okay sein, wenn sie darüber geschrieben hat, wie sie deinen Exfreund ermordet?«
»Weil es nicht stimmt, aber eine ziemlich gute Geschichte ist. Ich hätte ihn liebend gern selbst umgebracht. Das war so eine geheime Fantasie.«
Ich starrte sie an und sie redete weiter, um uns von dem, was sie gerade gesagt hatte, abzubringen. »Also habe ich angefangen, deine Vorstellung von Butterfly ein bisschen zu unterwandern, weil ich es einfach nicht fair fand, dass du so ein gutes Bild von ihr hattest, während sie dich von vorne bis hinten belog, auch wenn es der Schatzsuche zuliebe war. Und ich fand wirklich, dass dein Abenteuer und mein Leben zu nahe beieinanderlagen. Seit dem College versuche ich, meine Vergangenheit hinter mir zu lassen, aber alles an deiner Schatzsuche schien irgendwie mit mir zu tun zu haben. Ich beschloss, dass ich nicht mehr mitmachen wollte, und rief Butterfly an. Sie reagierte total entspannt und meinte, sie würde das verstehen, was mich ziemlich überraschte. Am nächsten Tag habe ich mich wieder mit dir getroffen, aber du warst in der Zwischenzeit in der Jefferson Market Library gewesen und standest kurz davor, den dritten Mord aufzudecken. Ich kam mir auf einmal ziemlich blöd vor und hatte das Gefühl, nur benutzt zu
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